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Augsburg: Das Hostel "Übernacht" in Augsburg muss wegen Corona schließen

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Das Hostel "Übernacht" in Augsburg muss wegen Corona schließen

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    Das Hostel "Übernacht" in der Karlstraße in Augsburg muss schließen.
    Das Hostel "Übernacht" in der Karlstraße in Augsburg muss schließen. Foto: Michael Hochgemuth (Archiv)

    Elf Jahre alt wäre das Hostel „Übernacht“ in der Karlstraße in diesem Sommer geworden. Betreiber Philipp Sturz hätte sich nie vorstellen können, dass sein Budget-Hotel diesen Geburtstag nicht mehr erlebt. Dabei dürfen am Samstag Hotels seit der Corona-Pandemie für Touristen erstmals wieder öffnen. Doch als Sturz die Auflagen der Bayerischen Staatsregierung durchliest, wird ihm buchstäblich schlecht. Schweren Herzens trifft er eine Entscheidung.

    „Als ich das erforderliche Hygienekonzept sah, hat es mich zerlegt“, erzählt Philipp Sturz. Viele Wochen hatte er, wie andere Hoteliers auch, auf Grünes Licht aus der Politik gewartet. Doch die neuen Corona-Vorgaben waren für ihn ein Schlag ins Gesicht. Schnell wurde ihm klar, so Sturz, dass er das Übernacht auf diese Weise wirtschaftlich nicht mehr weiter betreiben kann. In ein tiefes Loch sei er gefallen. „Aber es hilft nichts. Wir müssen das Übernacht zum 31. Mai schließen.“

    Augsburg: Hygienekonzept der Regierung trifft Hostel-Betreiber hart

    Ein Punkt in dem Hygienekonzept der Regierung trifft den Hostel-Betreiber am härtesten. Demnach dürfen nur Zimmer belegt werden, die über eine eigene Sanitäreinrichtung verfügen. Das ist bei ihm zum Großteil aber nicht der Fall. Philipp Sturz bietet in dem Hostel, das sich über fünf Stockwerke erstreckt, vom Penthouse und Apartments bis hin zu Hotelzimmern sämtliche Formen der Übernachtungsmöglichkeiten an. Das Übernacht zählt insgesamt 216 Betten. Die meisten Zimmer davon haben jedoch Gemeinschaftsbäder. Das bricht ihm nun das Genick.

    „Demnach dürfen wir nur 38 Prozent unserer Betten vermieten. Damit ist nicht einmal mehr ein kostendeckender Betrieb möglich“, verdeutlicht er. Vieles an den Maßnahmen findet er übertrieben, manche auch ungerecht – wie eben diese. „Restaurants, in denen mehrere Gäste dieselbe Toilette benutzen, dürfen öffnen. Bei mir im Hostel aber soll das nicht möglich sein“, kritisiert er.

    Wer im Hostel "Übernacht" in Augsburg übernachtet hat

    Das Schlimme für Philipp Sturz ist auch die Ungewissheit für die Zukunft. „Warum und wann soll sich die Corona-Situation ändern? Man hat einfach keine Handlungssicherheit mehr.“ Zudem frage er sich, wer bei ihm übernachten soll. Vor allem Geschäftsreisende und Messe-Gäste seien bei ihm abgestiegen, Plärrer- und Oktoberfest-Besucher, Schulungsgruppen oder Fußball- und Eishockeyfans. „Alles davon ist bis mindestens Herbst abgesagt.“ Der 58-Jährige sieht keinen anderen Ausweg mehr als die Reißleine zu ziehen, um nicht noch mehr Verlust zu machen.

    Seit Anfang März hätten nur wenige Handwerker im Hostel übernachtet. Doch die laufenden Kosten für den Gebäudekomplex und den Hotelbetrieb hatte er weiterhin zu zahlen. „Es waren bereits schwere Monate. Ich habe viel Geld in der Hoffnung auf bessere Zeiten verbrannt.“ Er spricht von einem ordentlichen sechsstelligen Betrag. Philipp Sturz ist kein typischer Hotelier, er ist eigentlich Zahnarzt. Schräg gegenüber des Hostels in der Grottenau betreibt der Augsburger seine Praxis. Auf das Übernacht kam er einst durch eine spontane Idee: Sturz suchte nach einer Nutzung des Gebäudes, das ihm gehört. Er stieß auf die Hostel-Idee. Das Konzept eines Budget-Hotels, in dem Zimmer kostengünstig angeboten werden können, weil auf zusätzliche Angebote wie Restaurant, Minibar und Wellness verzichtet wird, gefiel ihm. Sturz steckte, wie er sagt, viel Aufwand Kreativität und Liebe in sein Übernacht.

    Das Hostel "Übernacht" hatte sich in Augsburg etabliert

    Das ging bei der Auswahl der Kaffeetassen los und hörte in der Gestaltung der Rezeption auf. „Das Übernacht war mein Baby. Mein Traum war es, nach meiner Zeit als Zahnarzt, weiterhin Gäste aus der ganzen Welt zu begrüßen und ihre Geschichten zu hören.“ Das Übernacht habe sich in der Stadt etabliert. Doch nun ist sein Traum zerplatzt. Das tue ihm für die Gäste, vor allem aber für sein Team leid. 20 Mitarbeiter, davon einige in Teilzeit, waren bei ihm angestellt.

    Sturz hoffe, dass die Schließung wenigstens den anderen Hotels in der Stadt helfe, über die Runden zu kommen. „Mit 216 Betten weniger nehmen wir etwas Druck auf dem Markt raus.“ Dennoch befürchtet er, dass die Corona-Krise noch weiteren inhabergeführten Hotels und Geschäften die Existenz kosten werde. „Am Ende gibt es nur noch Franchise und Ketten.“ Der Zahnarzt, der nun einen Mieter für die Immobilie sucht, ist niedergeschlagen.

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