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Augsburger Geschichte: Das Denkmal am Fuggerplatz zeigt einen ungewöhnlichen Fugger

Augsburger Geschichte

Das Denkmal am Fuggerplatz zeigt einen ungewöhnlichen Fugger

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    In Bronze gegossen steht Hans Jakob Fugger seit 1857 vor dem Köpfhaus auf dem Fuggerplatz, der erst seit 2009 diesen Namen trägt.
    In Bronze gegossen steht Hans Jakob Fugger seit 1857 vor dem Köpfhaus auf dem Fuggerplatz, der erst seit 2009 diesen Namen trägt. Foto: Sammlung Häußler

    Mit den Fuggern verbindet man üblicherweise Reichtum und Macht. Doch eine Bronzestatue vor dem Maximilianmuseum und dem Köpfhaus ehrt keinen Kaufmann oder Unternehmer aus der Fugger-Familie, sondern einen Büchersammler und das einzige Familienmitglied, das während der Blütezeit der Fugger insolvent wurde: Hans Jakob Fugger. Er ist als Gelehrter dargestellt: den linken Ellbogen auf ein Buch gestützt, in der Hand eine Pergamentrolle, in der rechten Hand hielt er ursprünglich eine Schreibfeder. Die Sockelaufschrift „Beförderer der Wissenschaft“ ist ein Hinweis auf seine Verdienste.

    Das Fugger-Denkmal stiftete der abgedankte König

    Seit 163 Jahren steht die Statue auf dem kleinen Platz in der Augsburger Fußgängerzone, der einst Alter Heumarkt hieß. Am 15. September 1857 wurde das Denkmal eingeweiht. Die Bevölkerung und Mitglieder der Familie Fugger waren Gäste. Nicht sie hatten das Denkmal gestiftet, sondern der abgedankte Bayern-König Ludwig I. Das ist am Podest festgehalten: „Errichtet von Ludwig I., König von Bayern, Herzog in Schwaben. MDCCCLVII.“ Ludwig I. war jener kunstsinnige und lebenslustige bayerische Monarch, zu dessen Hochzeit 1810 das erste Oktoberfest veranstaltet wurde. Damals war er noch Kronprinz, 1825 wurde er König. Im Jahr 1848 dankte Ludwig I. nach seiner Affäre mit der Tänzerin Lola Montez ab.

    Warum stiftet der König das Denkmal in Augsburg?

    Was hatte den „König außer Dienst“ bewogen, der Stadt Augsburg anno 1857 ein Fugger-Denkmal zu schenken? Der damit geehrte Hans Jakob Fugger war zu diesem Zeitpunkt bereits 282 Jahre tot. Doch Ludwig I. war geschichtsbewandert. Er wollte eine Dankesschuld der Wittelsbacher abtragen und an die bleibenden Verdienste des am 23. Dezember 1516 in Augsburg geborenen Hans Jakob Fugger für Bayern erinnern.

    Nach Bayern-König Max II. wurde 1856 das „Maximilians-Museum“ benannt. Sein Vater, Ex-König Ludwig I., stiftete 1857 das Fuggerdenkmal.
    Nach Bayern-König Max II. wurde 1856 das „Maximilians-Museum“ benannt. Sein Vater, Ex-König Ludwig I., stiftete 1857 das Fuggerdenkmal. Foto: Sammlung Häußler

    In der Bayerischen Staatsbibliothek in München ist das Andenken an ihn lebendig. Bücher aus der Bibliothek des Hans Jakob Fugger zählen zu ihren Schätzen. Sie feierte 2008 ihr 450. Gründungsjubiläum. Bei diesem Anlass gedachte die Bayerische Staatsbibliothek in gebührender Weise des Hans Jakob Fugger. Sie hatte wahrlich Grund dazu. Sie war 1558 als herzogliche Hofbibliothek mit einem relativ bescheidenen Bestand von 300 Handschriften und 900 Drucken durch Herzog Albrecht V. gegründet worden. Zu einem bedeutenden Hort des geschriebenen und gedruckten Wissens wurde die Hofbibliothek durch den Zuwachs von über 10.000 Bänden, die 1571 der Bayern-Herzog von Hans Jakob Fugger erworben hatte.

    Fugger sammelte wertvolle Bücher

    H. J. Fugger hatte kostbare Bücher mithilfe von Fugger-Faktoreien und Agenten in Italien, Spanien und den Niederlanden gekauft. Er ließ nicht nur einzelne Werke erwerben und in Venedig Handschriften kopieren, er kaufte 1552 eine der damals größten humanistischen Privatbibliotheken nördlich der Alpen. Es war der Büchernachlass des 1514 verstorbenen Nürnberger Arztes, Humanisten und Historikers Hartmann Schedel.

    Hans Jakob Fugger, 1541 von Christoph Amberger porträtiert. Das Bild wurde 2010 bei Sotheby’s in New York für 1,2 Mio. Dollar versteigert.
    Hans Jakob Fugger, 1541 von Christoph Amberger porträtiert. Das Bild wurde 2010 bei Sotheby’s in New York für 1,2 Mio. Dollar versteigert. Foto: Sotheby’s

    Der hochgebildete Fugger diente auch seiner Vaterstadt und wurde 1542 Mitglied des Kleinen Rates. Ab 1543 war er in der Führung des Handelshauses Fugger. Er pflegte enge Beziehungen zum Kaiser und wurde 1549 kaiserlicher Rat. Er war mehr Diplomat als Kaufmann und hatte geschäftlich keine glückliche Hand: Er ging bankrott. Die Pleite betraf nur sein Privatvermögen, zog aber 1563 das Ausscheiden aus dem Fugger-Konzern nach sich. Herzog Albrecht V. von Bayern nahm ihn 1565 in seine Dienste und erwarb seine Antiquitäten und Preziosen. 1571 kaufte er auch seine Bibliothek, allerdings weit unter ihrem Wert. 1573 wurde Hans Jakob Fugger herzoglicher Hofkammerpräsident, 1575 verstarb er im Alter von ungefähr 60 Jahren.

    Der König kam inkognito nach Augsburg

    Ex-König Ludwig I. erwies sich als dankbarer Nachfahre von Herzog Albrecht V. Er beauftragte den Münchner Bildhauer Friedrich Brugger mit dem Modell für ein Denkmal für jenen Fugger, der mit seiner Bibliothek einst das Herzogtum Bayern bereicherte. In der Erzgießerei Ferdinand von Miller in München erfolgte der Guss. Ludwig I. bezahlte das Fugger-Denkmal aus seiner Privatschatulle. Als Ex-König mied er öffentliche Auftritte und entsandte zur Enthüllung seinen Hofmarschall.

    Porträts von König Ludwig I. hingen in seiner Regierungszeit von 1825 bis 1848 in allen bayerischen Gemeindekanzleien.
    Porträts von König Ludwig I. hingen in seiner Regierungszeit von 1825 bis 1848 in allen bayerischen Gemeindekanzleien. Foto: Foto: Sammlung Häußler

    Eine Woche später nahm der 71-jährige Stifter das Denkmal in Augenschein. Ohne Anmeldung und inkognito kam der Ex-König in einem an einen Güterzug angekoppelten Salonwagen nach Augsburg. Nur in Begleitung seines Hofmarschalls unternahm er einen Stadtrundgang. Beim Besuch des 1856 nach seinem Sohn und Nachfolger König Max II. benannten Maximilianmuseums wurde er erkannt. Der Oberbürgermeister bot seine Führung an, doch Ludwig I. lehnte entschieden ab. Er wolle noch ohne Begleitung den Dom und die Fuggerei besuchen, um danach in seinem im Hauptbahnhof geparkten Salonwagen Augsburg ohne Aufsehen wieder zu verlassen.

    Jüngst sorgte das Fugger-Denkmal für Irritationen. Inzwischen dürfte geklärt sein, welcher Fugger in Bronze gegossen auf dem Sockel steht. Auch bei der Denkmaleinweihung vor 163 Jahren war der damit geehrte Fugger nur wenigen Augsburgern geläufig. Zeitungen leisteten Aufklärungsarbeit. Sie veröffentlichten unter anderem den Text des Einweihungsfestliedes. Darin heißt es: „Mit seines Geistes edlen Waffen / sich eine eig’ne Welt erstrebt, / und einen Namen sich geschaffen, / der Glanz und Reichtum überlebt.“

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