Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Corona-Pandemie: Uni Augsburg stellt auf Online-Lehre um - aber es gibt Grenzen

Corona-Pandemie

Uni Augsburg stellt auf Online-Lehre um - aber es gibt Grenzen

    • |
    Die Uni Augsburg hat auf digitales Lehrprogramm umgestellt.
    Die Uni Augsburg hat auf digitales Lehrprogramm umgestellt. Foto: Felicitas Macketanz

    Auf dem Uni-Campus, wo zum Semesterstart sonst reger Betrieb herrscht, ist es still. Keine Professoren und Dozenten, die sich auf dem Weg zur Vorlesung ein „Hallo“ zurufen, keine Studenten, die vor der Bibliothek diskutieren oder ihre Pause in der Sonne genießen. Die Corona-Pandemie zwingt alle dazu, zu Hause zu bleiben. Lehrende und Studierende sitzen statt im Hörsaal in den eigenen vier Wänden.

    Uni Augsburg bringt 75 Prozent des Lehrangebots online

    Die Uni Augsburg war wegen der Corona-Pandemie – wie andere Universitäten und Hochschulen im Land – gezwungen, den Betrieb für ihre 18.548 Studenten und das Sommersemester zu digitalisieren. Sprich das Lehrprogramm so zu organisieren, dass es online abrufbar ist. Nun werden Inhalte unter anderem als Chats, Audio-Dateien oder Videos angeboten. Mit den Umständen entsprechend gutem Erfolg: „Wir konnten etwa 75 Prozent des geplanten Lehrprogramms entsprechend aufbereiten“, sagt Professor Werner Schneider, Vizepräsident für Lehre, Studium und lebenslanges Lernen. Das sei gemessen an der kurzen Vorlaufzeit ein guter Wert – aber natürlich habe man mit Herausforderungen zu kämpfen.

    Zwar sei schon vor der Krise eine Infrastruktur für digitales Lernen an der Uni aufgebaut worden, es sei jedoch ein Unterschied, ob man dafür Zeit hat oder ob es „hoppla hopp“ geschehen muss. Zudem könnten Praxiseinheiten in den Bereichen Sport, Musik und Kunst, Laborarbeiten oder Exkursionen schlichtweg nicht digitalisiert werden und müssen daher entfallen. Auch stark textbasierte Studiengänge haben es schwer: „Die Bibliothek ist zu, viel an Lektüre steht derzeit also nicht zur Verfügung“, erklärt Schneider.

    Manche Uni-Angebote scheitern an der Technik

    Dazu kämen technische Hürden. Nicht jeder Student habe eine gute Internetanbindung, anderen mangle es an den Endgeräten. Auch das Lehrpersonal muss ausgestattet sein, um den Anforderungen gerecht werden zu können. „Daher war unser Bestreben, ein möglichst niederschwelliges Angebot zu machen, um möglichst alle Studenten mitzunehmen“, erklärt Schneider. Das ist aus seiner Sicht gelungen.

    Besonders hart dürfte die Situation für Studienanfänger sein. Sie kennen weder ihre Kommilitonen noch die Professoren und haben zunächst keine Chance, diese kennenzulernen. Immerhin: Im Sommersemester gibt es weniger reine Neueinsteiger als im Winterhalbjahr. Viele Erstsemester sind Studenten, die das Studienfach oder den Studienort wechseln und schon wissen, wie ein Uni-Betrieb grundsätzlich funktioniert, erzählt Schneider. Überhaupt liege die Zahl der Neueinschreibungen in diesem Sommersemester deutlich unter den Vorjahren. Es haben sich auch kaum ausländische Studenten eingeschrieben. Mit der postalischen Einschreibung, auf die die Verantwortlichen kurzfristig umsteigen mussten, habe es aber gut funktioniert. Ziel sei es, auch in diesem Semester den Neulingen passende Informationen und Hilfen zum Studienstart zu geben.

    Kein Live-Stream von Vorlesungen

    „Die Informationen, wie alles nun laufen wird, kommen teils sehr spät“, merkt jedoch Jarl Hengstmengel an. Hengstmengel ist Öffentlichkeitsreferent des allgemeinen Studierendenausschusses. Man habe sehr wenig Zeit gehabt, sich auf die neue Situation vorzubereiten. In den ersten Tagen, so erzählt er, habe es stellenweise auch technische Probleme gegeben. Streams seien abgebrochen. Manche Studenten sehen bei den eingesetzten Chat-Systemen den Datenschutz kritisch. Sie wollen diese Angebote deshalb nicht wahrnehmen.

    Dass die Uni Augsburg auf Livestreams von Vorlesungen verzichtet, wie es sie beispielsweise an der Hochschule oder an anderen Universitäten in Bayern gibt, sieht der Studierendenvertreter aber nicht so kritisch: „An sich wäre das ein schönes Angebot, aber es ist auch sehr aufwendig und muss sowohl von den Professoren gestemmt, als auch von den Studenten angenommen werden können“, sagt er. Insgesamt zeigt er sich zufrieden mit den Bemühungen der Uni und bewertet das Angebot aus Erklärvideos, Chats und Skripten als „grundsätzlich ganz gut“.

    Wie die Studenten das Semester am Ende werden bewältigen können, lässt sich aus seiner Warte heraus aber nur schwer vorhersagen. „Das hängt stark von der einzelnen Lebenssituation ab, auch davon, wie gut sich Lehrinhalte in den einzelnen Fächern digitalisieren lassen und wie Studenten sie dann nutzen können“, ist Hengstmengel sicher. Er will nicht ausschließen, dass es manchem nicht gelingen wird, das Semester erfolgreich abzuschließen.

    Digitales Semester bis Ende der Vorlesungszeit

    Die Uni will in zwei bis drei Wochen zudem ein erstes Fazit ziehen, wie die Angebote funktionieren, welche Rückmeldungen von den Studenten kommen. Geplant ist unter anderem eine Notausleihe in der Bibliothek – und möglichst viel Literatur zu digitalisieren. Denn der Onlinebetrieb ist bis zum Ende der Vorlesungszeit vorgesehen. „Der Uni-Campus darf auf keinen Fall zum Ansteckungsherd werden“, sagt Werner Schneider.

    Lesen Sie auch:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden