Es ist Tag eins größerer Lockerungen in der Stadt nach langen Wochen der Wartezeit, Augsburg macht wieder auf. Eine erste kleine Bilanz zeigt, dass Einkaufen ohne Test und eine geöffnete Außengastronomie mehr Leben in die Stadt bringen als in den Wochen zuvor. In der Fußgängerzone ist zur Mittagszeit jedenfalls einiges los. Teils stehen Kunden vor Geschäften an, um sich für den Einkauf registrieren zu lassen. Trotz des windigen Wetters sind auch die ersten Gäste anzutreffen, die in einem Straßencafé sitzen. Es ist regelrecht zu spüren, dass die Menschen auf diesen Tag sehnsüchtig gewartet haben. Dieser Tag verbreitet Zuversicht – das ist von Geschäftsleuten und Passanten immer wieder zu hören.
Eine Temperatur von 13 Grad bei einem mitunter eisigen Wind kann Julia Seeberg aus Affing und Barbara Eikelmann aus Gersthofen nicht abhalten, sich zur Mittagspause auf dem Rathausplatz niederzulassen. Nicht auf einer Bank, sondern "endlich wieder", wie sie sagen, in einem Lokal. "Wir nehmen alles in Kauf, um draußen zu sitzen und jetzt etwas zu trinken", sagen die Arbeitskolleginnen, die beim Amtsgericht beschäftigt sind. So schön zuletzt die Spaziergänge in der Mittagspause gewesen seien, nun sei die Zeit gekommen, um wieder anderes zu erleben. Sie seien einfach nur glücklich, sagen Julia Seeberg und Barbara Eikelmann.
Corona-Krise und Lockdown: Augsburger fuhren zum Einkauf in andere Städte
Noch haben bei Weitem nicht alle Lokale in der Innenstadt ihre Außengastronomie geöffnet. Zwar stehen Stühle und Tische schon im Freien, doch sie sind vielfach mit Ketten abgesperrt. Wo geöffnet ist, sitzen vereinzelt Gäste. Alona und Fabian Schulze gehören dazu. Die Berliner verbringen in Augsburg einen Kurzurlaub und wollen diesen Tag genießen. An ihrem Platz vor dem Merkurbrunnen verfolgen sie das Leben in der Stadt. Draußen wieder einen Kaffee zu trinken fühle sich wie ein Stück Freiheit an, meint Alona Schulze.
Aus Krumbach ist Johanna Landsberger mit ihrer Tochter Melanie am Dienstag nach Augsburg gefahren. Ein Einkaufsbummel steht auf ihrem Programm. Weil Einkaufen jetzt ohne Test möglich ist, steige zudem die Laune, berichten die beiden. Für die Tochter gibt es an diesem Tag neue Kleidung.
Die Corona-Lockerungen werden in Augsburg sehr gut angenommen
Dass die Kunden wieder mehr Kauflaune empfinden, bestätigt Eugenie Thomma. Die Filialleiterin von "Rituals" in der Annastraße sagt, "dass der erste Tag mit den Lockerungen sehr, sehr gut angenommen wird". Viele Kunden hätten offenbar darauf gewartet, ohne Test den Einkauf zu erledigen. Wie in anderen Geschäften wird ein Kunde am Eingang registriert. Er kann sich entweder zuvor online anmelden, bekommt aber auch kurzfristig einen Termin.
Bei Karstadt und Schuh Schmid sind im Eingangsbereich Mitarbeiter im Einsatz, die Kunden in Empfang nehmen. Vor dem Einkauf muss ein Zettel mit Angaben zur Person ausgefüllt werden. Für die Kunden, die anstehen, ist dies in der Regel kein Problem. "Wenn es diese Auflagen zur Kontaktnachverfolgung nun mal gibt, ist daran nichts zu ändern", sagt etwa Martina Wunder.
Marcus Vorwohlt, Chef des Modehauses Rübsamen, ist "heilfroh", dass ein Einkauf in Augsburg jetzt wieder ohne negativen Corona-Test möglich ist. "Endlich ist es so weit", meint er. Augsburg sei im Vergleich mit den Nachbarlandkreisen und München bei der Inzidenz hinterhergelegen. Das habe der Handel zu spüren bekommen. "Wir wissen, dass die Augsburger zuletzt woanders hingefahren sind", sagt er. Einkaufen mit Test funktioniere nicht. Jetzt müssten sich die Dinge allerdings noch etwas einspielen. Die Kunden müssten erst wissen, was nun wieder möglich ist. Die Erfahrungen aus anderen Städten hätten gezeigt, dass die Erwartungen anfangs nicht zu hoch sein dürften.
Erster Tag der Lockerungen: So läuft es in der City-Galerie in Augsburg
In der City-Galerie ist die Hoffnung ebenfalls groß, dass mit der gelockerten Regelung der Andrang der Kunden steigt. "Die Ausgangslage ist deutlich besser als vorher", sagt Center-Manager Axel Haug, "das werden wir in der Kundenfrequenz spüren." Im Einkaufszentrum werde es noch etwas dauern, bis es wieder einheitliche Öffnungszeiten geben werde. Vorerst gebe es individuelle Konzepte der einzelnen Geschäfte. Dass Augsburg bei der Sieben-Tage-Inzidenz stabil unter 100 liege, sei erfreulich, sagt Haug. Großes Ziel müsse es sein, nun dauerhaft unter die 50 zu kommen: "Dann ist der Einkauf wieder ohne vorherige Terminvereinbarung möglich", so Haug.
Die Lockerungen in Augsburg betreffen nicht nur den Handel und die Gastronomie, sondern auch die städtischen Museen. Sie haben seit Dienstag wieder geöffnet. Ein Termin muss allerdings zuvor vereinbart werden. Eine Testpflicht gibt es nicht. Thyra Templiner, die an der Informationstheke des Maximilianmuseums sitzt, berichtet, dass sich die ersten Besucher zur Mittagszeit angemeldet hätten: "Es wurde Zeit, dass es wieder losgeht."
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