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Corona-Krise: Eine Augsburgerin erzählt: Wenn wegen Corona plötzlich die Mieteinnahmen wegbrechen

Corona-Krise

Eine Augsburgerin erzählt: Wenn wegen Corona plötzlich die Mieteinnahmen wegbrechen

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    Veronika Dey hat mit ihrem Mann die Villa Arborea eröffnet und bis Ende 2019 geführt. Seither ist das Hotel verpachtet – Dey ist auf die Einnahmen angewiesen. Wegen Corona fehlen sie.
    Veronika Dey hat mit ihrem Mann die Villa Arborea eröffnet und bis Ende 2019 geführt. Seither ist das Hotel verpachtet – Dey ist auf die Einnahmen angewiesen. Wegen Corona fehlen sie. Foto: Silvio Wyszengrad

    Veronika Dey will nicht jammern. Tut sie auch nicht. Aber etwas störte Dey in den vergangenen Wochen der Corona-Krise – deswegen verfasste sie eine E-Mail und schickte sie an die Lokalredaktion der Augsburger Allgemeinen. Darin heißt es unter anderem, „auch wir als Verpächter stehen vor einem Scherbenhaufen“.

    Coronavirus trifft auch Vermieter in Augsburg

    Nicht nur für Mieter und Arbeitnehmer sei die Situation derzeit sehr belastend. Die 53-Jährige eröffnete und führte von 2003 bis Ende 2019 zusammen mit ihrem Mann die „Villa Arborea“, ein Hotel mit 20 Zimmern im Stadtteil Göggingen. Hier schufen sie Arbeitsplätze für fünf Mitarbeiter und setzten ein kleines Zeichen in einem Augsburger Hotelmarkt, der sich 2003 noch im Dornröschenschlaf befand.

    Seit diesem Jahr ist das Haus nun verpachtet. Dey sagt, sie sei auf die Einnahmen aus diesem Vertrag dringend angewiesen. „Wir haben die damalige Baader-Villa zu einem Hotel umgebaut und saniert, seit Eröffnung nicht mehr als zehn Tage Urlaub im Jahr gemacht, finanziell waren wir immer an Grenzen.“ Noch heute habe man einiges an Rückzahlungen zu stemmen. Im Januar und Februar sei der Pächter noch „total glücklich“ über die Umsätze des Hotels gewesen – dann schlug das Coronavirus mit voller Wucht auch in der Augsburger Geschäftswelt ein.

    Aktuell übernachten nur vereinzelt Geschäftsreisende in Göggingen, die zu normalen Zeiten den Großteil des Umsatzes ausmachen. Die gelernte Hotelfachfrau erklärt, man habe sich mit den Pächtern zusammengesetzt um eine Lösung für alle Beteiligten zu finden.

    Auch in der Corona-Krise müssen Vermieter Kredite abzahlen

    „Wir sind keine Millionäre, wir können die Pacht leider nicht beliebig stunden“, erklärt Dey. Aufgrund der Corona-Krise hatte der Bundestag noch im März ein Gesetz verabschiedet, welches Mietern oder Pächtern erlaubt, ihre Zahlungen für einen gewissen Zeitraum einzustellen. Mietschulden, die im Zeitraum vom 1. April bis 30. Juni 2020 anfallen, sind bis Ende Juni 2022 an den Vermieter zurückzuzahlen. Weil die Lage der Hotellerie äußerst angespannt ist, fehlen Dey nun dringend benötigte Pachteinnahmen.

    Zwar habe man zur Hausbank als Kreditgeber einen sehr guten Draht – aber irgendwann müssen doch wieder Raten bezahlt werden. „Wir haben nun wohl zwei Monate kein Einkommen.“ Sie wisse, erklärt Dey, es gehe ihr besser als vielen anderen Augsburgern. Und dennoch: Wenn man das eigene Lebenswerk bedroht sehe, frage man sich manchmal, wo das alles hinführe.

    Auf die großen Vermieter der Stadt hatte das Virus bisher nicht so dramatische Auswirkungen. Die Wohnbaugruppe Augsburg vermietet rund 10.000 Wohnungen, dazu kommen 40 Gewerbeimmobilien. Laut einer Sprecherin wurden bisher mit 24 privaten und sechs gewerblichen Mietern Stundungsvereinbarungen geschlossen. Geschäftsführer Mark Dominik Hoppe erklärt: „Sollten die Mietausfälle in den nächsten Monaten zunehmen, was durchaus möglich ist, erwarten wir dennoch für unseren Geschäftsbetrieb keine schwerwiegenden Auswirkungen – auch weil ein Teil der Mieten von staatlicher Stelle kommt.“

    Auch die Handwerkskammer Schwaben erklärt, ihr seien keine Probleme im Mieter-Vermieter-Verhältnis bekannt: „Wir sind froh, dass wohl die meisten unserer Betriebe in diesem Bereich keine Schwierigkeiten haben.“ Einzelfälle seien natürlich denkbar, die seien der HWK dann aber nicht bekannt.

    Corona: Kleine Vermieter in Augsburg sind in ihrer Existenz bedroht

    Bei der Vonovia, so erklärt es eine Sprecherin, breche man einzelne Fälle nicht auf die Städte herunter. Das Unternehmen vermietet bundesweit, in Augsburg etwa 2000 Wohnungen und 14 Gewerbeimmobilien. Bundesweit haben sich bisher laut Vonovia etwas mehr als ein Prozent der Mieter aufgrund wirtschaftlicher Nöte gemeldet. In Augsburg will der Konzern bis auf Weiteres auf neue Mieterhöhungen durch die Anpassung an die ortsübliche Vergleichsmiete verzichten.

    Während ein großer Konzern über liquide Mittel und andere Werkzeuge verfügt, um die Krise zu überstehen, ist der Werkzeugkasten von Veronika Dey überschaubar. Wenn am 30. Mai Hotels in Bayern wieder für alle Gäste öffnen dürfen, hofft die 53-Jährige auf die Wende für ihr Lebenswerk.

    Die Sicherheitsvorkehrungen nach Infektionsschutzgesetz seien für die „Villa Arborea“ gut umsetzbar. Das Haus ist die tragende Säule ihres Einkommens und ihrer Altersvorsorge. Dey hat sich vorgenommen, nicht mehr aktiv mit Vorschlägen an die jetzigen Betreiber heranzutreten. Aber ganz loslassen, gar nicht mehr daran denken, das ist ihr nicht möglich.

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