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Corona-Krise: Augsburger Erzieher ärgern sich über das Verhalten der Stadt

Corona-Krise

Augsburger Erzieher ärgern sich über das Verhalten der Stadt

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    Augsburger Kitas sollen bis auf Weiteres geöffnet bleiben - trotz der hohen Inzidenzzahlen. Das sorgt für Diskussionen.
    Augsburger Kitas sollen bis auf Weiteres geöffnet bleiben - trotz der hohen Inzidenzzahlen. Das sorgt für Diskussionen. Foto: Julian Stratenschulte, dpa (Symbolbild)

    In der Augsburger Kitalandschaft brodelt es. Seit Wochen schultern Erzieher ihren Dienst trotz erschwerter Bedingungen und sehen sich beinahe täglich mit Änderungen konfrontiert. "Jeden Tag gibt es neue Vorschriften. Das strengt an", sagt die Erzieherin einer Augsburger Kita, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. Erst am Freitag hätten sie und ihre Kollegen erfahren, dass Eltern im Fall einer Erkrankung ihres Kindes bei der Rückkehr in die Einrichtung keinen negativen Corona-Test vorlegen müssen. "Jetzt wird der Ball wieder in unsere Hände gespielt und wir müssen entscheiden, ob ein Kind kommen darf oder nicht." Viele Eltern fühlten sich benachteiligt, wenn man ihnen sage, dass ihr Kind zu krank für die Kita sei. Nicht nur deshalb sind die Erzieherinnen es leid, den Schwarzen Peter in den Händen zu halten.

    Sicher fühle sie sich in ihrem Arbeitsalltag nicht mehr, erzählt die Erzieherin. "Die Maske, die ich im Dienst trage, schützt ja vor allem die Kinder und nicht mich." Angst habe sie zwar keine, sagt sie. Trotzdem ärgert sie sich: Abstände könnten in einer Kita nicht eingehalten werden. Kinder säßen bei ihr auf dem Schoß, natürlich nehme sie sie auch einmal in den Arm. "Kinder und Eltern zusammengerechnet, habe ich etwa Kontakt mit 25 verschiedenen Haushalten - und das an einem Tag." Eine Wertschätzung, wie sie Pflegern oder Lehrern zuteil werde, komme bei Erziehern aber nicht an.

    Augsburger Erzieher haben Kontakt mit 25 Haushalten am Tag

    Maria Marberger von Augsburgs größter Kindertagesstätte St. Elisabeth mit 252 Plätzen ist noch schlechter auf die Stadt zu sprechen. Die Leiterin der Einrichtung in Lechhausen beklagt eine „inakzeptable und späte Informationspolitik“. Erst am frühen Freitagnachmittag sei auch sie vom Bildungsreferat informiert worden, dass Kinder mit milden Erkältungssymptomen nun von Montag an doch in die Kita dürfen. Dieses Umschwenken „auf den letzten Drücker“ sei eine Zumutung für Kitaleitungen, Mitarbeiter, Eltern und Kinderärzte, sagt Marberger auch im Auftrag anderer katholischer Kitas. Hinzu kommt, dass sie mittlerweile die Eltern über Quarantänemaßnahmen der Kinder informiere, weil das Gesundheitsamt dieser Aufgabe nicht mehr nachkomme. Bei St. Elisabeth ist ohnehin nur noch ein eingeschränkter Betrieb möglich. Während der Kindergarten noch regulär geöffnet ist, musste Marberger alle vier Hortgruppen schließen – wegen Corona und Personalnot. „Sieben Mitarbeiterinnen sind in Quarantäne, weil sie auf ihr Testergebnis warten.“

    Die Regelung, dass Kitas in Augsburg trotz der hohen Inzidenzzahlen weiterhin ohne Einschränkungen geöffnet bleiben, habe für große Verwirrung gesorgt. Lange sei man davon ausgegangen, dass bereits ab einer Sieben-Tages-Inzidenz ab 50 Notbetrieb herrscht, so Marberger. Daniel Leinen, Fachberater für Katholische Kitas des Caritas-Verbands, spricht das Thema im Jugendhilfeausschuss am Montag ebenfalls an. Die vergangenen Wochen wären für die Einrichtungen ein Kraftakt gewesen, Personalausfälle hätten abgedeckt werden müssen. "Und dann werden die Einrichtungen im Unklaren darüber gelassen, ob der Automatismus für das Ampel-System nun gilt oder nicht", betont er. Sozialreferent Martin Schenkelberg (CDU) bat um Verständnis für die Mitarbeiter der Verwaltung, die von "einem auf den anderen Tag selber überrascht werden", wenn es neue Anordnungen gebe.

    Bildungsbürgermeisterin Wild will Kinder nicht "verlieren und zurücklassen"

    In einer Pressemitteilung hatte Bildungsbürgermeisterin Martina Wild (Grüne) am Freitag informiert, dass angesichts einer vom Staat am 4. November getroffenen Entscheidung ab sofort vom Stufen-Modell in Schulen und Kitas abgerückt werde. Bislang hätte dort ab einem Sieben-Tage-Inzidenzwert von 50 die Stufe Rot ausgerufen werden können. Kitas hätten damit auf einen Notbetrieb umstellen können. Bürgermeisterin Martina Wild betonte im Jugendhilfeausschuss erneut, dass die Stadt Augsburg Kinder und Jugendliche nicht verlieren und zurücklassen wolle und deshalb versuche, Kitas und Schulen so lange wie möglich geöffnet zu lassen. Im Hinblick auf Bildungsgerechtigkeit und Kindswohl sei das das Beste für die Kinder. Viel Dank und Zustimmung habe sie dafür von Seiten der Eltern erhalten. Jugendamtsleiter Joachim Herz warf ein, dass mehr darüber diskutiert werden müsste, was die Pandemie mit Kindern mache - wenn Schule oder Kita schließen würden, Angebote für Kinder und Jugendliche nicht mehr wahrgenommen werden könnten. Dennoch gibt es Eltern und Kinder, denen bei der Vorstellung, Kita oder Schule besuchen zu müssen, langsam unwohl werde.

    So oder so könne ein Teil der Augsburger Kinder derzeit das Kita-Angebot nicht nutzen, weil aufgrund von Corona-Infektionen oder Verdachtsfällen Quarantänemaßnahmen angeordnet wurden, verdeutlichte Eva-Maria Hermanns vom Augsburger Amt für Kinderbetreuung die Situation. So gebe es derzeit Quarantänefälle in Kita-Gruppen von insgesamt 21 Einrichtungen in der Stadt, eine Kita ist ganz geschlossen. In Lechhausen gibt es einen Hot-Spot: Dort sind elf Gruppen in sieben Einrichtungen betroffen. Hermanns: "Diese Zahl muss man aber in Relation zu der Größe des Stadtteils und der Anzahl der dortigen Einrichtungen setzen. In Augsburg haben Kitas in allen Stadtteilen Probleme mit Corona."

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