Seit Montag läuft der Schulbetrieb auch in Augsburg wieder – zumindest teilweise. Die Abschlussklassen sind an ihre Schulen zurückgekehrt und sollen dort auf ihre Prüfungen vorbereitet werden. Das ist für die Schulen mit einem hohen Organisationsaufwand verbunden und für die Schüler mit vielen Veränderungen. Die Maßnahmen zur Einhaltung der Hygiene-Vorschriften laufen nicht überall rund.
So berichtet ein Schüler des Gymnasiums bei St. Stephan von der Vollversammlung der Abiturienten am ersten Schultag nach der Zwangspause. „Wir sind etwa 75 Abiturienten. Als Veranstaltungsraum wurde – aufgrund der 1,5 Meter Abstandsregel – unsere Sporthalle gewählt. An der Eingangstür des Sporthalleneingangs, der etwa 1,5 Meter breit ist, begrüßten zwei Lehrer jeden Schüler. Hier wurde die Abstandsregel somit schon gebrochen.“ Später sollte die Anwesenheit bestätigt werden – zur Unterschrift sei ein Blatt Papier herumgereicht worden. Für den Schüler ein Unding. Er sehe zwar das Bemühen seiner Schule, sehe aber auch, dass die Vorschriften beim Stundenwechsel, beim Gang zur Toilette oder in der Pause schwer einzuhalten seien.
Augsburg: In der Pause müssen Schüler in den Räumen bleiben
Am Dienstag habe die Schule deshalb auch bereits reagiert, so Schulleiter Bernhard Stegmann. „In der Pause müssen die Schüler in den Räumen bleiben und den entsprechenden Abstand einhalten.“ Wer an die frische Luft gehen wolle, müsste alleine auf den Pausenhof gehen, die Raucher dürften auch nicht in der Gruppe ihrer Sucht frönen. „Am ersten Tag nach der Pause war es sehr schwierig für die Schüler, Abstand zu halten. Sie hatten sich wochenlang nicht gesehen und hatten sich natürlich viel zu erzählen“, sagt Stegmann.
Derzeit besuchten 75 Abiturienten das Gymnasium, die in den beiden Turnhallen und in der kleinen Schulaula unterrichtet werden. „Fast alle Kollegen sind zur Aufsicht eingeteilt, damit die Belastung auf viele Schultern gelegt wird.“ Die Herausforderung sei jetzt schon groß, viel größer werde sie am 11. Mai, wenn nach den Plänen des Kultusministeriums, die Klassen an die Schulen zurückkehren, die im kommenden Jahr ihren Abschluss machen. „Unsere drei großen Räume sind dann belegt. Das bedeutet, dass wir weitere 75 Schüler unterrichten und beaufsichtigen müssen. Dann müssen Kurse geteilt werden“, sagt Stegmann.
2000 Schüler besuchen die Berufsschule 4 Augsburg
Bildungsreferent Hermann Köhler (CSU) ist der hohe Personaleinsatz bekannt, der durch das Homeschooling und die zeitgleiche gestaffelte Rückkehr der Schüler verursacht wird. „Vor allem die Berufsschulen trifft es hart, weil sie viele Schüler im Abschlussjahrgang haben“, sagt er.
2000 Schüler besuchen in über 80 Klassen die Berufsschule 4 Augsburg – Welserschule – in der Jesuitengasse. Dort werden unter anderem Bank-, Versicherungs- und Großhandelskaufleute sowie Fachlageristen ausgebildet. 450 von ihnen werden im Juni ihre Abschlussprüfung machen. „Jeden Tag kommen andere Klassen zu uns. Am Dienstag waren es vier Klassen, die wir in acht Gruppen aufgeteilt haben“, erklärt der stellvertretende Schulleiter Peter Lutzenberger. Dafür wurden Klassenzimmer ausgewählt, die möglichst entfernt voneinander liegen. Morgens würden die Schüler vom Hausmeister und der Sekretärin am Schuleingang in Empfang genommen und ins jeweilige Klassenzimmer gebracht.
Maximal 15 Tische und Stühle würden sich darin für die Schüler befinden, der Lehrer sei durch ein Flatterband von den Schülern getrennt. Die Türen der Klassenzimmer blieben auch während des Unterrichts geöffnet. So müsste niemand die Klinke berühren und es könne gut durchgelüftet werden. Die Pausen würden ebenfalls im Klassenzimmer verbracht, damit es zu keinen Ansammlungen komme. „Interessant wird der 11. Mai. Dann sollen noch mehr Schüler kommen und das kann dann schon ein Problem werden“, sagt Peter Lutzenberger. Er befürchtet einen Engpass an Räumen.
Kein Engpass an Mundschutzmasken an Schulen in Augsburg
Einen Engpass an Mundschutzmasken gebe es laut Lutzenberger nicht. Im Gegenteil. Auf Wunsch werden den Schülern am Morgen sogar welche von der Berufsschule ausgehändigt. „Das Tragen der Masken ist keine Pflicht. Die meisten kommen aber mit der Straßenbahn oder mit dem Zug und haben sowieso eine an. Wer keine hat und wem es damit wohler ist, bekommt eine von uns.“
10.000 Masken für Schüler und 2500 Masken für Lehrer hat Wolfgang Färber, Leiter des städtischen Schulverwaltungsamts, am Wochenende in Empfang genommen. Sie stammen vom Freistaat. „Sie stehen somit zur Verfügung. Sie sind laut Kultusministerium aber nicht zwingend erforderlich“, erklärt er. In den vergangenen Wochen habe er viele Gespräche mit Eltern und Vertretern von Schulen geführt. „Die Verunsicherung ist groß.“ Grundsätzlich müsse jede Schule einen Hygiene-Plan erarbeiten, der auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie abgestimmt ist. Seife und Einmalhandtücher seien Pflicht. Daneben müssten die Abstände eingehalten werden. „Augsburg hat die Vorgaben übererfüllt. Wir haben Trennwände aus Plexiglas anfertigen lassen und in allen Schulsekretariaten aufgestellt“, sagt Färber.
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