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Corona-Impfungen: Impf-Affäre: AWO prüft Konsequenzen gegen Heimleiter

Corona-Impfungen

Impf-Affäre: AWO prüft Konsequenzen gegen Heimleiter

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    Recherchen unserer Redaktion zeigen, wie bei Corona-Impfungen in Schwaben gedrängelt und manipuliert wird.
    Recherchen unserer Redaktion zeigen, wie bei Corona-Impfungen in Schwaben gedrängelt und manipuliert wird. Foto: Feil, dpa (Symbolbild)

    Die Schlagzeilen über Manipulationen bei Corona-Impfungen in Heimen der Arbeiterwohlfahrt mache „die schwäbische AWO-Familie fassungslos“. In einem internen Schreiben an Mitarbeiter der Wohlfahrtsorganisation reagierte die schwäbische AWO-Vorsitzende Brigitte Protschka, die vor wenigen Tagen ihr Amt angetreten hat, auf Enthüllungen unserer Redaktion, wonach ein Leiter und eine Chefin von Augsburger AWO-Heimen ihre Lebenspartner auf Listen für die mobilen Impfteams schmuggelten, die in den Einrichtungen Heimbewohner und Altenpflegepersonal geimpft haben.

    Man werde die „in der Presse ausgebreiteten Details“, so schreibt Protschka, „intern sehr genau ansehen und sachgerecht aufklären“. Und, so fügt die AWO-Vorsitzende hinzu: „Je nach Ausgang dieser Klärung werden wir auch unmittelbar und konsequent handeln“, dies könne „auch personelle Konsequenzen zur Folge haben“.

    AWO-Funktionäre stellen sich trotz falscher Aussagen hinter Geschäftsführer

    Die ehrenamtliche AWO-Vorsitzende ist mit ihrer Vereinsführung Dienstherrin des hauptamtlichen Vorstandschefs Dieter Egger, der am Tag zuvor behauptet hatte, in den Heimen seien Dritte nur mit angeblich übrig gebliebenem Impfstoff geimpft worden. Eine Darstellung, die von der Stadt Augsburg nach Prüfung der Impfunterlagen als unwahr zurückgewiesen wurde.

    In einer Presseerklärung stellte sich Protschka und ihr langjähriger Vorgänger Heinz Münzenrieder dennoch hinter Egger und verteidigte dessen Impfung in einem Friedberger AWO-Seniorenheim ausdrücklich, da der Geschäftsführer in AWO-Heimen oft vor Ort sei. Egger hatte seine Impfung jedoch nicht damit, sondern mit übrig gebliebenem Impfstoff begründet.

    Patientenschützer rechnen mit Legende der "übrigen Impfdosen" ab

    Diese Verteidigung höre man oft bei umstrittenen Impfungen, sagt der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, unserer Redaktion. „Doch Tatsache ist, dass sich selbst die temperaturempfindlichsten Seren nach ihrer Aufbereitung noch mehrere Tage gekühlt sicher lagern lassen“, erklärt er.

    Der Patientenschützer fordert nach den Enthüllungen über die umstrittenen Impfungen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf, Impfmissbrauch unter Strafe zu stellen. „Während Falschparken bestraft wird, ist unberechtigtes Impfen nicht mal eine Ordnungswidrigkeit“, kritisiert Brysch. „Deshalb ist es unverständlich, dass Jens Spahn bis heute keine Sanktionen für unberechtigte Impfungen in seiner Verordnung vorsieht.“

    Stadt Augsburg kündigt strengere Kontrollen bei Corona-Impfungen an

    Die Stadt Augsburg reagiert bereits auf die Vorfälle in den Heimen von Caritas und AWO. Die mobilen Teams sollen bei Terminen vor Ort nun die dort gemachten Angaben „umfangreicher prüfen“, kündigt der städtische Gesundheitsreferent Reiner Erben (Grüne) an. Hierzu werde nun der Prozess überarbeitet. Bisher war man bei der Stadt davon ausgegangen, sich darauf verlassen zu können, dass die Heimträger nur berechtigte Personen impfen lassen.

    Die Impfungen in den Augsburger Pflegeheimen sind zwar abgeschlossen, nun stehen aber noch größere Impfaktionen in anderen Einrichtungen an, etwa in Betreuungseinrichtungen für behinderte Menschen oder in betreuten Wohnanlagen. Die Stadt Augsburg hatte bereits vor Bekanntwerden der Fälle erwogen, bei Impf-Drängelei auch rechtliche Schritte einzuleiten. Ob das nun geschieht, ist aber noch offen. Zunächst werde der Sachverhalt geprüft, so Gesundheitsreferent Erben.

    Lesen Sie dazu auch die Reportage: Begehrter Stoff: Wie bei Corona-Impfungen gedrängelt und manipuliert wird

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