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Bürgerentscheid: Das klare Votum beim Bürgerentscheid überrascht

Bürgerentscheid

Das klare Votum beim Bürgerentscheid überrascht

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    Keine Fusion: Die Bürger haben entschieden.
    Keine Fusion: Die Bürger haben entschieden. Foto: Silvio Wyszengrad

    Als gegen 18 Uhr die Vertreter von Parteien, Stadtwerken und auch die Anhänger der Bürgerinitiative gegen die Fusion das Rathaus betraten, standen vielen Frauen und Männern Schweißperlen auf der Stirn. Das hatte anfangs mehr mit den Temperaturen zu tun. Eine schwüle Hitze lag in der Luft und nicht jeder war sich sicher, ob bei dem herrlichen Sonntagswetter viele Wähler an die Urne gegangen waren.

     „Ich war zwischen 9 und 10 Uhr morgens in meinem Wahlraum und die Helfer berichteten mir, dass gerade einmal 15 Wähler vor mir da waren“, erzählte CSU-Bundestagsabgeordneter Volker Ullrich. Stadtrat Leo Dietz (CSU) hatte sich zuvor das Spiel des FC Augsburg gegen den FC Bayern angeschaut. 2:1 hatten die Augsburger das Spiel gewonnen, entsprechen positiv gestimmt gab Dietz seine Prognose ab. „Wenn das Quorum geschafft wird, dann werden am Ende 63 Prozent für die Fusion stimmen“, sagte er.

    So positiv bewertete Bürgermeisterin Eva Weber (CSU) die Situation nicht. Sie hatte den Tag gespannt abgewartet. „Ich war natürlich aufgeregt und habe nicht viel gemacht. Mein Mann und ich waren jetzt bei dem Wetter aber noch ein Eis essen. Ich glaube es wird ganz knapp“, meinte sie kurz bevor die ersten Wahlergebnisse bekannt gegeben wurden.

    "Oh, oh. Das ist deutlich."

    Sie sollten sich alle täuschen. Als kurz vor 18.30 Uhr die ersten Balken, die vom Beamer and die Wand projiziert wurden, in die Höhe schossen, wurde es für einen Moment ganz ruhig. „Oh, oh“, sagte Volker Ullrich, „das ist deutlich“. Aus einer Ecke des Raums gab es schallendes Gelächter zu hören, dann wieder Stille, bevor plötzlich jeder mit der gerade nebenstehenden Person zu diskutieren begann. „Die Deutlichkeit des Neins überrascht mich doch sehr. Es war schwierig, die Befürworter für die Fusion zu mobilisieren. Das Ergebnis gilt es zu respektieren“, sagte Ullrich.

    Die Temperaturen schienen in diesem Moment merklich anzusteigen. Viele griffen erst einmal zu einem von der Stadt bereitgestellten Wasser oder Orangensaftschorle. Anna Tabak (WSA) fächerte sich mit einem Handfächer Luft zu. „Das hätte ich so nicht erwartet. Für mich ist in der Kommunikation der Stadt zur Fusion vieles falsch gelaufen. Auch die Mitarbeiterkampagne kam bei den Bürgern nicht gut an“, sagte sie.

    Innerparteiliche Verletzungen müssen auskuriert werden

    Die Mitglieder der Grünen positionierten sich in einem Grüppchen. Viele hatten ein Lächeln im Gesicht. Umweltreferent Reiner Erben, ihr Parteifreund, gehörte nicht dazu. „Ich war überzeugt davon, dass die Stadtwerke durch die Fusion besser funktionieren würden. Die Klarheit diese Ergebnisses überrascht mich doch sehr“, sagte er. Innerparteilich habe es über diese Entscheidung harte Auseinandersetzungen gegeben.

    Grünen-Vorsitzende Marianne Weiß hatte sich im Vorfeld klar gegen eine Fusion positioniert. „Wir haben 500 Plakate aufgehängt. Fast die Hälfte wurden abgerissen“, sagte sie. Der Bürger hat ihn ihren Augen mit seiner Wahl sein Misstrauen gegen die Kampagne zur Fusion zum Ausdruck gebracht. „Vieles war nicht nachvollziehbar“, so Weiß. SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr musste eingestehen, dass die Fusionsbefürworter nicht motiviert werden konnten, zur Wahl zu gehen. Stadtrat Willi Leichtle (SPD) sagte: „Das entspricht meinen Erwartungen, aber nicht meinen Wünschen. Ich bin dazu gewählt worden, um Schaden von der Stadt abzuwenden. Aber so konnte ich es nicht.“ In seinen Augen ist das Thema nicht für einen Bürgerentscheid geeignet gewesen.

    „Dagegen sein ist immer einfacher“, sagte Bildungsreferent Hermann Köhler (CSU). Und Leo Dietz zeigte sich erstaunt, dass seine Prognose fast genau anders herum eingetroffen war. Kurz nach 19 Uhr verließen die ersten Verlierer des Bürgerentscheids bereits das Rathaus. Der Grund waren nicht nur die dort hohen Temperaturen.

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