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Brandstifter war ein Feuerwehrmann

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Brandstifter war ein Feuerwehrmann

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    In Haunstetten kam ein Feuerwehrmann zum Löschen von Bränden, die er teils selbst gelegt hatte.
    In Haunstetten kam ein Feuerwehrmann zum Löschen von Bränden, die er teils selbst gelegt hatte. Foto: Julian Leitenstorfer

    Es war die Finalnacht der Fußballweltmeisterschaft im Juli 2014: Auch die Mitglieder der Haunstetter Feuerwehr feierten vor dem Bildschirm den WM-Titel. Jäh wurden sie um 1.40 Uhr aus der Siegesstimmung gerissen – Feueralarm im Pfarrzentrum von St. Georg. Ein Mülltonnenbrand hatte auf das Pfarrheim übergegriffen. Was die Brandschützer nicht ahnten und was sie auch später schwerlich glauben konnten: Es war einer der ihren, der das Feuer gelegt hatte.

    Und nicht nur dies: Der heute 20-jährige Lehrling ist für eine Serie von zehn Bränden in dem Stadtteil verantwortlich. Gestern wurde dem ehemaligen Feuerwehrmann vor einem Jugendschöffengericht unter Vorsitz von Angela Reuber der Prozess gemacht. Seit Februar 2013 war die Haunstetter Wehr immer wieder zu Einsätzen gerufen worden, die augenscheinlich auf Brandstiftung zurückzuführen waren. Mülltonen gingen in Flammen auf – mal bei einem Autohaus, zweimal in einer Kindertagesstätte. In einem leer stehenden Wohnhaus brannte ein Dachstuhl ab, im ehemaligen Schwesternwohnheim des Krankenhauses ein Servierwagen.

    Das Feuer im Pfarrzentrum St. Georg allein verursachte einen Sachschaden von einer Viertelmillion Euro. Die unheimliche Serie endete am 10. September 2014. In der Tiefgarage des Offenbachkarrees wurde Feuer in einem abgestellten Pkw gelegt. Wenige Tage später stand für die Kripo fest, dass der nun Angeklagte dahinter stecken muss. Videoaufnahmen brachten die Ermittler auf seine Spur. Seitdem saß er in Untersuchungshaft.

    Die Haunstetter Wehr schloss ihr Mitglied sofort aus. Der junge Mann soll sogar an einer Fortbildung bei Brandermittlern der Kripo teilgenommen haben. Zum Teil soll er sogar bei den Löscharbeiten der Feuer, die er selbst gelegt hatte, geholfen haben. Weil der Angeklagte (Verteidigerin: Cornelia McCready) offenbar an einer psychischen Krankheit leidet, die Ursache für sein Verhalten sein könnte, wurde gestern schon kurz nach Beginn des Prozesses die Öffentlichkeit von der Verhandlung ausgeschlossen. Oberstaatsanwalt Christian Engelsberger warf ihm schwere und vorsätzliche Brandstiftung sowie Sachbeschädigung in insgesamt zehn Fällen vor. Die Schadenssumme beträgt insgesamt rund 300000 Euro.

    Im Prozess legte der junge Mann ein umfassendes Geständnis ab. Ohne dieses hätte ihm nur der Brand in der Tiefgarage nachgewiesen werden können. Das Gericht verurteilte ihn am frühen Abend rechtskräftig zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren, der Haftbefehl wurde aufgehoben. Der Lehrling muss 80 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten und sich um eine Therapie bemühen.

    Er hatte sich, so stellte das Gericht fest, offenbar bei den Löscharbeiten profilieren wollen.

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