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Bombenangriffe Augsburg: Bombenfund: Wieso liegen Bomben in einem Augsburger Acker?

Bombenangriffe Augsburg

Bombenfund: Wieso liegen Bomben in einem Augsburger Acker?

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    Im April 1945 machten Amerikaner Luftaufnahmen, darunter auch von diesen Feldern und Äckern. Dort befindet sich laut Stadtarchiv heute das Gewerbegebiet an der Pöttmeser Straße.
    Im April 1945 machten Amerikaner Luftaufnahmen, darunter auch von diesen Feldern und Äckern. Dort befindet sich laut Stadtarchiv heute das Gewerbegebiet an der Pöttmeser Straße. Foto: Stadtarchiv Augsburg

    Der Zweite Weltkrieg hat bis heute massive Spuren in Augsburg hinterlassen, die Stadt und Einwohner immer wieder beschäftigen: Blindgänger. Bomben, die bei einem der Luftangriffe zwischen 1942 und 1945 über der Stadt abgeworfen wurden, aber nicht explodierten. Ganz aktuell ist ein Blindgänger im Gewerbegebiet in Lechhausen, in der Pöttmeser Straße, gefunden worden, der am kommenden Mittwoch entschärft werden soll. Dort, wo heute vor allem Firmen angesiedelt sind, war zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs nur Ackerland. Weshalb wurde hier bombardiert?

    Bombenangriffe auf Augsburg fanden nicht immer ihr Ziel

    Dominik Feldmann ist Abteilungsleiter beim Augsburger Stadtarchiv. Er sagt, „Lechhausen war zusammen mit Oberhausen der am stärksten von Bombenangriffen betroffene Stadtteil.“ Warum genau Lechhausen so stark betroffen war, kann Feldmann nicht erklären. Vielleicht war auch ein Zufall die Ursache. So erklärte der mittlerweile verstorbene Augsburger Luftkriegs-Experte Hans Grimminger vor einigen Jahren unserer Redaktion, dass die Bombenangriffe nicht immer ihr eigentliches Ziel trafen.

    Im März 1944 sei eine geplante Attacke gegen die Messerschmitt-Werke im Süden der Stadt schiefgelaufen. Schlechtes Wetter und dichte Wolken machten es den amerikanischen Piloten unmöglich, ihr Ziel zu treffen. Stattdessen gingen die Bomben auf den Siebentischwald und auch auf Lechhausen nieder. „Wir wussten nicht, was wir treffen“, schrieb ein Besatzungsmitglied in einem Bericht. Hunderte amerikanische B-17-Bomber griffen laut Hans Grimminger damals, am 14. März 1944, die Stadt an. Die Amerikaner nennen in ihren Berichten 401 Maschinen, Grimminger ging davon aus, dass 304 Flieger davon tatsächlich mit ihren Bomben Augsburg trafen – in Lechhausen richteten sie große Zerstörungen an.

    Unter anderem traf es einen Bauernhof in der Blücherstraße. Sieben Bewohner waren tot: der Bauer, zwei Töchter mit ihren kleinen Kindern, ein sogenannter Fremdarbeiter aus Polen und der Metzger, der an diesem Tag da war. Man legte die Toten in Särge, die Kinder zu den Müttern, erinnerte sich später Theresia Bosch, die als Kind in derselben Straße lebte.

    Auf dem Areal wurde bereits zuvor eine Bombe gefunden

    Die Bomben in der Pöttmeser Straße könnten aber auch ganz bewusst dort abgeworfen worden sein, sagt Dominik Feldmann vom Stadtarchiv. Er erklärt: „Genau an der Fundstelle der jetzigen Bombe befanden sich früher nur Äcker und Felder. Vermutlich haben dort Bomber auf dem Rückweg ihre Luken geöffnet, um übrig gebliebene Bomben und Sprengkörper loszuwerden. Das so eingesparte Gewicht sollte helfen, schneller durch feindliches Gebiet zum Heimatflughafen zu gelangen.

    Und tatsächlich, auf von Amerikanern angefertigten Luftaufnahmen vom April 1945 erkennt man das Gelände zwischen Pöttmeser Straße und der Autobahn. Es ist mit Einschlagkratern übersät – wie mit Pockennarben. Bereits im vorigen Jahr wurde dort eine 500 Kilogramm schwere amerikanische Weltkriegsbombe gefunden und entschärft. Nicht auszuschließen also, dass auf dem Areal oder in der Nähe auch noch weitere Weltkriegsbomben gefunden werden. Neben Sprengbomben kamen damals vor allem auch Luftminen und Brandbomben zum Einsatz.

    Im Mai 2019 wurde im Industriegebiet schon einmal eine Bombe entschärft –von Roger Flakowski und Torsten Thiener.
    Im Mai 2019 wurde im Industriegebiet schon einmal eine Bombe entschärft –von Roger Flakowski und Torsten Thiener. Foto: Berufsfeuerwehr Augsburg

    Wie viele Blindgänger heute noch im Boden in Augsburg lagern, weiß niemand. Es wird davon ausgegangen, dass bis zu 15 Prozent aller abgeworfenen Bomben nicht explodierten. Allein in der verheerenden Bombennacht im Februar 1944 warfen rund 600 britische Flugzeuge in zwei Angriffswellen ihre todbringende Fracht über der Stadt ab. Es war der schlimmste Angriff, er traf auch die historische Innenstadt massiv – etwa 800 Menschen starben dabei, 1300 wurden verletzt, 85.000 Augsburger verloren ihr Zuhause. Jahre zuvor erging es den Menschen in Coventry oder Rotterdam ähnlich, als deutsche Bomber angriffen.

    Der Bombenfund führt zur Sperrung der A8 bei Augsburg

    Viele der Blindgänger sind nach wie vor gefährlich. Am häufigsten waren Brandbomben. Doch vor allem die Blindgänger der Sprengbomben gelten als gefährlich. Bauarbeiter stoßen in Augsburg öfter auf solche Funde. Der aktuelle Blindgänger liegt zwar an einer Baustelle, auf der zwei Lagerhallen errichtet werden sollen, ein Zufallsfund ist er aber nicht.

    Spezialisten von einem Kampfmittelräumdienst haben nach dem Fund der 500-Kilo-Bombe im vergangenen Mai unter anderem Luftbilder der Alliierten aus dem Zweiten Weltkrieg analysiert. Sie überprüften, wo in dem Gelände noch möglicherweise explosive Blindgänger liegen könnten. So ist man schließlich auf den aktuellen Fund gestoßen. Die mutmaßliche Bombe liegt rund zwei Meter tief, in einem Bereich, in dem sich bereits Grundwasser befindet.

    Laut städtischem Amtsblatt wurde die jetzige Bombe bereits am 19. August vergangenen Jahres entdeckt. Von einer früheren Entschärfung sahen die Behörden offenbar auch aufgrund der Corona-Einschränkungen und dem im März ausgerufenen Katastrophenfall ab, der Mitte Juni wieder aufgehoben wurde.

    Zur Entschärfung am kommenden Mittwoch wird im Umkreis von einem Kilometer eine Sperrzone eingerichtet – ab 17 Uhr. Ab 17.30 Uhr muss auch die Autobahn A8 in beide Richtungen gesperrt werden, was wohl zu massiven Verkehrsbehinderungen, auch auf der Umleitungsstrecke, führen wird. Laut Stadt soll die Entschärfung um 22 Uhr abgeschlossen sein – bis zum nächsten Fund, der mit Sicherheit kommen wird.

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