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Body-Cam: Polizisten in Augsburg werden mit Kameras ausgerüstet

Body-Cam

Polizisten in Augsburg werden mit Kameras ausgerüstet

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    Ab Oktober werden bei der Polizei in Augsburg sogenannte Body-Cams getestet. So kann das aussehen: Eine keine Kamera zeichnet auf, was der Polizist erlebt.
    Ab Oktober werden bei der Polizei in Augsburg sogenannte Body-Cams getestet. So kann das aussehen: Eine keine Kamera zeichnet auf, was der Polizist erlebt. Foto: Fredrik von Erichsen, dpa

    Es ist ein Freitagabend Anfang September in der Innenstadt. Ein junger Mann tobt auf der Straße, er schlägt auf fahrende Autos ein. Als Polizisten ihn ansprechen, verhält er sich zunächst noch einigermaßen ruhig. Doch dann rastet er plötzlich aus. Er schlägt um sich, spuckt und beleidigt die Polizisten wüst. Vermutlich hat er Drogen genommen. Er wird mit einem Rettungswagen ins Klinikum gefahren. Auch dort tobt er noch so heftig, dass er ans Krankenbett gefesselt werden muss. In seiner Wut droht er: „Ihr seid keine Menschen, ihr habt mich misshandelt, ich zeig euch alle an.“

    Fälle wie dieser gehören für die Polizisten in Augsburg schon fast zur Routine. Die Zahl der Übergriffe auf Beamte steigt. Wenn ein Randalierer wegen seines Verhaltens von den Polizisten angezeigt wird, dann reagiert er nicht selten ebenfalls mit einer Anzeige – und wirft den Beamten übermäßige Gewaltanwendung vor. Künftig steht den Polizisten in der Innenstadt ein Gerät zur Verfügung, dass dabei helfen kann, solche Fälle zu dokumentieren. Ab Mitte Oktober sollen bei der Polizeiinspektion Mitte sogenannte Body-Cams zum Einsatz kommen. Das sind Videokameras, die an der Uniform des Polizisten befestigt werden. Kommt der Beamte in eine kritische Situation, kann er eine Aufzeichnung starten. Das Video wird gespeichert. So kann das Geschehen dann hinterher aus seiner Perspektive angeschaut werden.

    Auch Augsburgs Einsatzzug bekommt Body-Cams

    Die Augsburger Polizei ist Teil eines Pilotversuchs. In ausgewählten Einheiten der bayerischen

    Polizeipräsident Michael Schwald sagte vorige Woche bei einem städtischen Empfang, der Test der Kameras sei eine Reaktion auf die zunehmende Gewalt gegen Polizisten. Die Augsburg Polizei sei auch deshalb mit in den Pilotversuch aufgenommen worden, weil hier die Zahl der Übergriffe besonders hoch ist. Im vorigen Jahr gab es rund 480 Übergriffe auf Polizisten. In rund 160 Fällen wurden die Beamten dabei Opfer von körperlicher Gewalt, in den restlichen Fällen geht es meist um Bedrohung oder Beleidigung.

    Vergleicht man die Augsburger Zahlen mit anderen Großstädten in Bayern, so zeigen sich erhebliche Unterschiede. In Augsburg gab es laut der Statistik des Innenministeriums pro 100.000 Einwohner 171 Übergriffe auf Polizisten. Ingolstadt folgt in großem Abstand mit 111, Würzburg kommt auf 102, Nürnberg auf 94 und die Millionenstadt München sogar nur auf 79. Auch in diesem Jahr erkennt Polizeipräsident Michael Schwald bis jetzt eine negative Tendenz. Von Januar bis August habe es über 70 Fälle von Widerstand gegen Polizisten gegeben – unter diesen Obergriff fallen alle Taten, bei denen ein Täter versucht, einen Polizeibeamten an seiner Dienstausübung zu behindern. Das sei eine Steigerung um rund 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so Schwald. Ein Schwerpunkt der Übergriffe ist nach wie vor das Nachtleben in der Innenstadt. Deshalb werden auch Beamte der Inspektion Mitte ausgerüstet.

    Was sagt die Gewerkschaft zu den Body-Cams?

    Welche Technik genau zum Einsatz kommen wird, ist noch nicht öffentlich bekannt. Es gibt mehrere Hersteller, die solche Kamerasysteme anbieten. Fest steht aber wohl, dass die Beamten nicht heimlich filmen. Die Kamera soll sichtbar sein, und man soll als Gegenüber auch erkennen können, ob sie eingeschaltet ist. Karlheinz Klose, der Bezirksvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, sieht den Test positiv. „Wir erhoffen uns davon einen Rückgang der Gewalt gegenüber den Kollegen“, sagt er. Beamte könnten sich künftig auch besser verteidigen, wenn sie zu Unrecht mit Misshandlungsvorwürfen konfrontiert seien.

    Karlheinz Klose hatte erst kürzlich Kontakt zu Beamten aus Frankfurt am Main, wo die Body-Cams schon genutzt werden. Dort seien die Erfahrungen bislang sehr gut. Die Angriffe seien um rund 40 Prozent zurückgegangen, und bisher sei kein Beamter, der eine Body-Cam trug, schwer verletzt worden. Der Polizei-Gewerkschafter hofft auch auf einen erzieherischen Effekt. Wer in einer Gerichtsverhandlung nüchtern noch einmal sieht, wie er sich im Rausch danebenbenommen hat, der denke womöglich eher über sein Verhalten nach.

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