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Bischofsweihe: Bertram Meier: Auf dem Bischofsstuhl kommt die Rührung

Bischofsweihe

Bertram Meier: Auf dem Bischofsstuhl kommt die Rührung

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    Mit einem feierlichen Weihgottesdienst erhielt der Augsburger Bischof Bertram Meier seine Bischofsweihe. Auch Ministerpräsident Markus Söder war vor Ort.
    Mit einem feierlichen Weihgottesdienst erhielt der Augsburger Bischof Bertram Meier seine Bischofsweihe. Auch Ministerpräsident Markus Söder war vor Ort. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Sensation hat er sich bis zum Schluss seiner Bischofsweihe vorbehalten: Der neue Augsburger Bischof Bertram Meier vertraut künftig einer Amtsleiterin die Stabsstelle im Bischofshaus an. Die Ordensfrau Anna Schenck von der Congregatio Jesu (früher Maria-Ward-Schwestern) wird zusammen mit dem wieder bestätigten Generalvikar Monsignore Harald Heinrich („unser Tandem hat bestens funktioniert“) die Geschäfte der Diözese maßgeblich führen. Die 43-jährige Amtsleiterin soll dem Bischofshaus „auch nach außen mehr Gewicht und Profil geben“, sagt Bischof Bertram in seinen Schlussworten am Samstag im Dom. Sie werde sich um Projekte und Veranstaltungen kümmern, „die als Querschnitt in den innerkirchlichen sowie in den gesellschaftlichen Bereich ausstrahlen“.

    Die Rührung überwältigte Bertram Meier beinahe

    Eine Bischofsweihe im Zeichen der Corona-Schutzmaßnahmen – das heißt: Die Einlasskarten sind streng limitiert auf maximal 180 Personen, alle sitzen auf weiten Abstand, die Gläubigen im Kirchenschiff jeweils nur an den Enden der Bänke und ebenso die geistlichen Würdenträger in den Chorräumen. Dennoch lastet nicht der Eindruck von Distanz auf dieser Feier. Im Gegenteil ist eine Herzlichkeit zu spüren, die alle eng verbindet. Als die Vertreter aus verschiedenen Gruppen den neuen Bischof begrüßen („Gott segne unser Miteinander“, wünscht für alle stellvertretende Hildegard Schütz, die Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken), findet jede und jeder seine persönliche Geste. Mit südländischem Temperament zeichnet eine Frau mit ihren Armen ein Herz in die Luft, Abt Theodor winkt, man verbeugt sich, ruft sich Glückwünsche zu, scherzt miteinander. Bischof Bertram freut sich überschwänglich.

    Kurz vorher hat ihn beinahe die Rührung überwältigt, die Backen glitzern feucht. Zum ersten Mal sitzt der 59-Jährige auf seinem Bischofsstuhl, die Lehne überragt ihn um fast eine Körperlänge. Jetzt ist er der 62. Nachfolger des heiligen Ulrichs. Er führt ein Bistum mit tausend Pfarreien und gut 1,2 Millionen Katholiken. Ihm werde „eine anstrengende und schwere Aufgabe“ übertragen, heißt es in der Ernennungsurkunde von Papst Franziskus, die Weihbischof Anton Losinger feierlich dem Domkapitel und den Gläubigen präsentiert. Doch der Heilige Vater ist gewiss, einen Mann des aufrechten Glaubens und von gutem Charakter erwählt zu haben.

    Die Bischofsweihe sollte ursprünglich am 21. März stattfinden

    An die lange Wartezeit, die Bischof Bertram und seinem Bistum durch die Corona-Beschränkungen aufgebürdet war, erinnert Kardinal Reinhard Marx, der Münchner Erzbischof und Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz. Papst Franziskus hat ihn schon am 29. Januar ernannt, die Weihe sollte eigentlich am 21. März stattfinden als ein großes Fest der Diözese mit tausenden Gästen. Doch es kam „der tiefste Einschnitt, den wir je erlebten“, so Marx. „In dieser stürmischen Umbruchzeit das Bischofsamt zu übernehmen – das wirst du nie vergessen“, sagt der Kardinal in seiner Predigt. Als er auf den Wahlspruch des neuen Bischofs zu sprechen kommt – „Vox Verbi Vas Gratiae“ (Stimme des Wortes, Gefäß der Gnade) –, huscht ein Lächeln über Bertram Meiers Gesicht, denn beinahe hätte Marx zu einer theologischen Vorlesung über die komplexe Kombination ausgeholt.

    Doch die Zeit im Dom ist streng getaktet. Dafür sorgt der Regieplan des Bayerischen Fernsehens. Von den Behörden sind ausnahmsweise zweieinhalb Stunden genehmigt worden. Die sprechenden Riten dauern eben, angefangen damit, dass sich der künftige Bischof bäuchlings auf den Boden ausstreckt zum Zeichen seiner Ganzhingabe, während das kleine Vokalensemble mit künstlerischer Perfektion die Heiligen-Litanei anstimmt. Da hat Bertram Meier bereits sein Versprechen abgelegt, dem Amt bis zum Tod treu zu dienen, am Aufbau der Kirche mitzuwirken und ihre Einheit zu wahren. In Stille legen Kardinal Marx, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und der Berliner Nuntius Nikola Eterovic ihm die Hände zur Weihe auf, ehe ihm das Haupt mit Chrisamöl gesalbt, der Ring („das Zeichen deiner unverbrüchlichen Treue“) angesteckt, die Mitra („der Glanz der Heiligkeit“) aufgesetzt und der Hirtenstab überreicht wird.

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    Der Augsburger Bischof Bertram Meier erhält sein Bischofsweihe. Die Bilder von der Zeremonie.

    Bischof Bertram will künftig "an manchen Stellschrauben drehen"

    Jetzt gehört er zum Bischofskollegium. „Ich begrüße dich sehr herzlich in unserer Mitte“, sagt Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. „Wir brauchen deine großen, guten Gaben.“ Als da sind Meiers seelsorglicher Erfahrung, sein offenes Herz für die Menschen und ihre Fragen, seine ökumenische Leidenschaft und seinen weltkirchlichen Horizont. Die afrikanische Gemeinde hat ihm eine Trommel geschenkt, doch wie die anderen Gaben kann sie nicht persönlich überreicht werden; sie liegen ausgebreitet auf einem Altar. Und in der Tiefe des Chores feiern der evangelische Regionalbischof Axel Piper, ein orthodoxer Priester und ein methodistischer Pastor mit.

    Und in der ersten Bank Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Er weiß, wie viel Geduld die Staatsregierung dem neuen Augsburger Bischof abgefordert hat und dankt ausdrücklich den Kirchen, dass sie bei all den verhängten Einschränkungen mitgegangen sind („das war richtig“) und die wichtige Aufgabe erfüllt haben, den Menschen Hoffnung auf bessere Zeiten zu machen. Er selbst habe in diesen Wochen oft gebetet, bekennt Söder. „Ich kann mir persönlich ein Leben ohne Gott nicht vorstellen und als Ministerpräsident kein Bayern ohne Kirchen.“

    Sie wird Zukunft haben, versichert Bischof Bertram in seinem Schlusswort. „Schreiten wir voran!“, ruft der neue Oberhirte den Menschen seiner Diözese zu. „Ich will und werde nicht alles ändern; zugleich bin ich davon überzeugt, dass wir an manchen Stellschrauben drehen sollten, dass auch Bewährtes neu justiert und aufgestellt werden muss.“ Begeistert applaudiert die Festgemeinde, die zuvor vom neuen Bischof den Segen empfangen hat. Und draußen vor dem Bischofshaus rückt man auch schon näher zusammen, um für Bertram Meier ein Ehrenspalier zu bilden.

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