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Bayern: Nach tödlichen Badeunfällen: Flüchtlinge sollen schwimmen lernen

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Nach tödlichen Badeunfällen: Flüchtlinge sollen schwimmen lernen

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    Das Rote Kreuz will Asylbewerber vorm Ertrinken retten. Schwimmkurse für Flüchtlinge sollen helfen.
    Das Rote Kreuz will Asylbewerber vorm Ertrinken retten. Schwimmkurse für Flüchtlinge sollen helfen. Foto: Christian Charisius/dpa

    Sie haben einen langen Weg hinter sich. Sie sind angekommen. Sie freuen sich über das Leben hier in Bayern, fern der Heimat, über ihr neues Leben. Sie versuchen, es zu genießen. Sonnen sich bei strahlendem Wetter wie tausende andere an den Ufern der örtlichen Badeseen. Erfrischen sich im klaren Wasser. Versuchen zu schwimmen. Und ertrinken.

    Mindestens fünf Mal ist das in den vergangenen zwei Wochen passiert. Erst gestern starb ein 31-jähriger Flüchtling nach einem Badeunfall im Emmeringer See (Kreis Fürstenfeldbruck). Vergangenen Samstag kam ein 19-jähriger Asylbewerber aus dem Senegal im Wemdinger Waldsee (Donau-Ries) ums Leben. Am Mittwoch zuvor ertrank ein 20  Jahre alter

    Lebensgefahr: Asylbewerber müssen schwimmen lernen

    Deshalb will das Bayerische Rote Kreuz (BRK) jetzt Schwimmkurse speziell für Asylbewerber anbieten. In Zusammenarbeit mit der Wasserwacht soll ein Konzept erarbeitet werden, das Schulungen vor Ort ermöglicht, sagt der BRK-Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk. „Es ist nötig, dass die Asylbewerber schwimmen lernen, weil sie sonst in Lebensgefahr sind.“ Schwimmen sei vielen dieser Flüchtlinge völlig fremd. Wann das Konzept umgesetzt wird, kann Stärk noch nicht sagen. „Wir arbeiten daran.“

    Heidi Dietrich kümmert sich mit der Wemdinger Initiative „Wir mit Euch“ um Asylbewerber. Auch sie plant jetzt zusammen mit der Wasserwacht einen Schwimmkurs für Asylbewerber, um solches Unglück in Zukunft zu verhindern. „Wir wollen einen Schwimmcheck durchführen, um die Asylbewerber auf die Gefahren aufmerksam zu machen“, sagt sie. Schwimmkurse sollen dann der zweite Schritt sein – weil die Wasserwachten in den Sommermonaten mit Aufsichten sehr ausgebucht seien.

    "Schwimmen ist für Asylbewerber ein großes Problem"

    Auch Adelgunde Kempfle aus Ichenhausen (Kreis Günzburg) betreut Asylbewerber nach ihrer Ankunft in Deutschland. Und sie hat aus eigener schmerzlicher Erfahrung schon lernen müssen, wie gefährlich Badeseen für die Neuankömmlinge sein können. Im August 2014 starb einer ihrer Schützlinge, der Kongolese Daily Hysse A-Lobanga, bei einem Schwimmunfall. Der Mann war erst 35 Jahre alt.

    Kempfle trauert noch heute um ihn, der ihrer Familie ein guter Freund geworden war. „Schwimmen ist für Asylbewerber ein großes Problem“, sagt sie. Viele der Flüchtlinge kämen aus Regionen, in denen Wasser knapp ist – und hätten daher überhaupt keine Erfahrungen. Andere stammten aus Gegenden, in denen es zwar Gewässer gibt, doch dort treiben oft Krokodile oder andere gefährliche Tiere ihr Unwesen. Das Wasser nutzen die Menschen dort deshalb nur, um sich und ihre Kleider zu waschen. Badespaß, wie ihn in Europa die Menschen von klein auf kennenlernen, ist diesen Menschen fremd. „Wir haben Flüchtlinge am Badesee beobachtet“, erzählt Adelgunde Kempfle, „die sehen, wie Einheimische ins Wasser gehen und laufen hinterher“. Dass das gefährlich sein kann, ist ihnen oft überhaupt nicht klar.

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