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Bahn: Schneller von Augsburg nach Ulm: Reichen drei Gleise?

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Schneller von Augsburg nach Ulm: Reichen drei Gleise?

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    Im Bahnhof Gessertshausen gibt es ein Gleis 4. Die Frage der Zukunft ist aber: Braucht die Region Augsburg für den Fern- und Nahverkehr in Richtung Ulm drei oder vier Gleise?
    Im Bahnhof Gessertshausen gibt es ein Gleis 4. Die Frage der Zukunft ist aber: Braucht die Region Augsburg für den Fern- und Nahverkehr in Richtung Ulm drei oder vier Gleise? Foto: Marcus Merk

    Sieben Wochen nach dem Planungsauftakt für das Bahnprojekt Augsburg – Ulm hat die Deutsche Bahn Details zum Ablauf bekannt gegeben. Vor Mitte der 2020er-Jahre sei nicht damit zu rechnen, dass die DB dem Bundestag eine Variantenempfehlung vorlegt, sagt Projektleiter Markus Baumann. Dann werden die Weichen dafür gestellt, ob es auf einen Streckenausbau oder auf einen Neubau – eventuell entlang der A8 – hinausläuft. Bis gebaut wird, werden noch mal mehrere Jahre vergehen.

    Auf einer Veranstaltung des Verkehrsklubs VCD sagte Baumann, dass weder ein kompletter Neubau noch ein reiner Ausbau wahrscheinlich sei. „Wir wissen es heute nicht, weil die Untersuchungen erst anlaufen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es auf irgendeine Lösung zwischen diesen Extremen rauslaufen wird“, so Baumann.

    Zum Ausbau der Bahnstrecke Augsburg - Ulm gibt es unterschiedliche Meinungen

    Wie berichtet gibt es in der Region unterschiedliche Meinungen, wie das auf zwei Milliarden Euro geschätzte Projekt realisiert werden soll. In der CSU zeichnete sich im Februar gar ein Krach zwischen den Bezirksverbänden Augsburg und Schwaben ab. In letzter Sekunde einigte man sich darauf, dass als Ziel die für die Fernverkehrsanbindung wichtige halbe Stunde Fahrzeit von Augsburg nach Ulm umgesetzt werden muss, egal auf welcher Strecke.

    Im Landkreis wird ein Ausbau der Bestandsstrecke mit Verstärkung durch ein drittes Gleis bis Dinkelscherben favorisiert. Auf dieses dritte Gleis haben die Kreispolitiker über Jahrzehnte hingearbeitet, weil es mehr Züge im Nahverkehr ermöglichen würde. „Damit steht und fällt die Entwicklung des westlichen Landkreises“, sagte der Diedorfer Bürgermeister Peter Högg beim Planungsauftakt. Auch Landrat Martin Sailer (CSU) schlug zuletzt in diese Kerbe: Mit einem dritten Gleis könnten auch notwendige Verbesserungen an den Bahnstationen und beim Lärmschutz kommen.

    Aus Augsburg wurde hingegen vor einer vorschnellen Trassen-Festlegung gewarnt. Die DB solle erst Varianten ausarbeiten. Priorität müsse haben, dass Augsburg beim Fernverkehr gut angebunden bleibt. Dafür müsse auch eine Neubaustrecke entlang der Autobahn geprüft werden, so Bundestagsabgeordneter Volker Ullrich (CSU). Der Nahverkehr würde in diesem Fall nicht benachteiligt: Der s-bahn-ähnliche Verkehr nach Dinkelscherben bekäme die beiden heutigen Gleise mit dem Güterverkehr für sich allein.

    Ein 15-Minuten-Takt auf drei Gleisen würde nicht klappen

    Die DB hat nun begonnen, mit Kommunen und Verbänden zu sprechen und wird auf Tour durch die Gemeinderäte gehen. Zentrales Thema werden die Folgen eines Neu- oder Ausbaus auf den Nahverkehr sein. Und es wird darauf ankommen, wie viele Nahverkehrszüge der Freistaat in fernerer Zukunft bestellen will: Man sei in Gesprächen, um die Bedürfnisse des Fernverkehrs mit denen des Nahverkehrs abzugleichen, heißt es von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, dem Tochterunternehmen des Freistaats, auf Anfrage. Zur Frage, ob für den Nahverkehr in der Region langfristig drei Gleise ausreichend wären, heißt es, dass ein solcher Ausbau sicher mehr Betriebsqualität bringen werde. Allerdings müsse erst geprüft werden, ob mit drei Gleisen ein exakter 30-Minuten-Takt eingehalten werden kann, so Sprecher Wolfgang Oeser.

    Ein etwaiger 15-Minuten-Takt mit drei Gleisen sei jedenfalls so gut wie ausgeschlossen, so DB-Projektleiter Baumann. „In einer guten Qualität ist das nicht möglich.“ Auf der Strecke nach Gessertshausen sind die Züge unter der Woche momentan im Halbstundentakt unterwegs (zur Hauptverkehrszeit viermal die Stunde), allerdings variieren ihre Abfahrtszeiten häufig um einige Minuten, weil die Züge auf den Fernverkehr Rücksicht nehmen müssen. Gewünscht wird aus der Region eine Verdichtung der Taktzahl.

    In der Gesamtschau, so Baumann, werde man untersuchen müssen, ob man mit drei oder vier Gleisen zurechtkommt. Der Gleisbedarf müsse dann mit dem vorhandenen Platz abgeglichen werden – eine indirekte Anspielung darauf, dass an der Bestandsstrecke etwa in Diedorf kaum Platz für zusätzliche Gleise wäre.

    Neubau von Bahnstrecken geht oft schneller als Ausbau

    Mit dem Ergebnis werde am Ende nicht jeder glücklich sein. Baumann: „In einem so dicht besiedelten Land wie Deutschland gibt es immer Betroffenheiten.“ Diese ließen sich nicht komplett auflösen. „Wir werden noch Diskussionen erleben, bei denen es richtig raucht.“

    Zur Frage, was schneller realisierbar ist, sagte Baumann, dass ein Neubau meist zügiger vorangehe. „Im einen Fall kann ich die Gleise ungestört auf der Wiese verlegen, im anderen Fall muss man auf Bebauung, Bahnhöfe und rollenden Verkehr Rücksicht nehmen.“

    Lesen Sie dazu unseren Kommentar: Bahnprojekte: Für Schwaben darf der Zug nicht abfahren

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