Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Ausstellung: Werbung für den blanken Eigennutz

Ausstellung

Werbung für den blanken Eigennutz

    • |
    Verruchte Images haben Design-Studenten nach den sieben Todsünden ihren erfundenen Firmen verpasst.
    Verruchte Images haben Design-Studenten nach den sieben Todsünden ihren erfundenen Firmen verpasst. Foto: Foto: Annette Zoepf

    Hotel Mama ist was Feines: sorgenfreies Leben ohne Anstrengung für alle, die daheim nicht raus wollen. Jessica Musigk hat die Idee weiterentwickelt zu einer Beherbergung mit allem Luxus. Schamlos wirbt ihr „

    Diese zählt zu den sieben Todsünden der katholischen Kirche, ist mithin also keine unbedingt erstrebenswerte Verhaltensweise. Doch in den Projektarbeiten der Fachklasse Identität und Marke der Fakultät für Gestaltung an der Hochschule war genau das Verbotene erlaubt. Wenn Geiz geil ist und der Auftritt als Wutbürger zum guten Ton gehört, dann sollte sich das Image des Verruchten doch werbewirksam als Firmenimage inszenieren lassen, erklärt Prof. Stefan Bufler die unkonventionelle Aufgabe.

    Missgünstige Blicke in Nachbars grüne Idylle

    Ihre Ergebnisse stellen die Studierenden unter dem Titel „Geil!!! Corporate Temptation in sieben Sünden“ bis Sonntag in der Neuen Galerie im Höhmannhaus (Maximilianstraße 46) vor. Es ist eine Gesellschaftssatire, die das Deckmäntelchen der Verlogenheit in der Selbstdarstellung verschiedener Branchen lüften darf. Zum Beispiel das Gartencenter, das missgünstige Blicke in Nachbars grüne Idylle einplant. Henrike Großer stachelt den Neid nicht nur mit Samen für Extrablüher und Spray, das Rasen noch grüner macht, an, sondern auch mit Insekten- und Schneckenlockstoff. Für den exklusiven Klub der eitlen Schönen hat Magdalena Winkler ein Messsystem ausgeklügelt, das die Gesichts- und Körperproportionen exakt auslotet. Linda Baumer verführt die Schlemmer in dem runden Restaurant „Proppen“ zu einem immer zügelloseren Konsum.

    Der Habgier öffnet Scheidungsanwalt Zünglein von Anna Weisenberger buchstäblich weit die Tür. Die begünstigte Partei bekommt in dieser Kanzlei sichtlich das Meiste. Selbst von der Visitenkarte bleibt für die Gegner nur ein schmaler Abriss. Nach allen Regeln der visuellen Kunst sind die Studenten vorgegangen, um das Schlechte auf den Schild zu heben. Anstelle hehrer Versprechen und dem Gemeinwohl dienlicher Ziele regieren in diesen gestalterischen Konzepten der blanke Eigennutz und der niedere Instinkt. Früher drohte den Sündern dafür die ewige Verdammnis, heute wird die Sünde sexy in Szene gesetzt.

    Mitunter treffen sie damit die reine Wahrheit. Was hätte eine Bank anderes im Sinn, als ihre Gewinne zu maximieren? Aber nur Sascha Hermann sagt von seiner MM-Bank im rechten Licht, welche Absichten wirklich hinter den Slogans stehen. Und Bradley Finlay zieht mit seinen fotografischen Situationen den Betrachter buchstäblich hinab in die unheimlichen Tiefen der Wollust.

    Laufzeit nur bis Sonntag, 24. Juli, geöffnet täglich 10 bis 17 Uhr. Am Sonntag um 11.30 Uhr ist Publikumsgespräch.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden