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Augsburg: Augsburgs umstrittene Hochschulkanzlerin kehrt zurück

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Augsburgs umstrittene Hochschulkanzlerin kehrt zurück

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    An der Augsburger Hochschule brodelt es hinter den Kulissen. Anlass ist die Rückkehr der umstrittenen Hochschulkanzlerin Tatjana Dörfler.
    An der Augsburger Hochschule brodelt es hinter den Kulissen. Anlass ist die Rückkehr der umstrittenen Hochschulkanzlerin Tatjana Dörfler. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Im Streit um die Augsburger Hochschulkanzlerin Tatjana Dörfler bahnt sich eine überraschende Wende an. Nach Informationen unserer Redaktion wird die höchste Verwaltungsbeamtin der Hochschule für angewandte Wissenschaften am kommenden Montag nach mehr als fünf Monaten Abwesenheit an ihren Arbeitsplatz zurückkehren – und das, obwohl alle Verantwortlichen der Hochschule seit Monaten geschlossen darum kämpfen, Dörfler von ihrem Posten abzulösen. Die unerwartete Nachricht sorgt hausintern für so große Unruhe, dass ein ungewöhnliches Schreiben verschickt wurde. Wie ist die Lage in der Hochschule?

    Was Hochschul-Kanzlerin Tatjana Dörfler vorgeworfen wird

    Dörfler leitet seit über 13 Jahren die Verwaltung der Hochschule (früher Fachhochschule). Dort studieren rund 6700 Menschen, es gibt mehrere hundert Mitarbeiter. Dörflers Führungsstil ist seit Jahren umstritten. Kritiker werfen ihr schwere Mängel im Personalmanagement und eine zeitliche Verschleppung wichtiger Entscheidungen in zahlreichen Einzelfällen vor.

    Grundsätzlich geht es beispielsweise um eine vorausschauende Planung finanzieller Mittel, eine zufriedenstellende Raumplanung oder eine transparente hochschulweite Personalplanung mit strukturierten Karriere-Chancen für Mitarbeiter. Aus Sicht aller Hochschulverantwortlichen im Präsidium, in den einzelnen Fakultäten und im Hochschulrat sind die Versäumnisse der Kanzlerin so groß, dass die weitere Entwicklung der Hochschule beeinträchtigt sei. Dörfler selbst hat die Vorwürfe bestritten. Sie verweist darauf, dass ihre Arbeit von ihren Vorgesetzten immer mit Spitzennoten beurteilt worden sei.

    Das Ministerium lehnt eine Ablösung der Kanzlerin ab

    Anfang Januar sorgte das Verhalten der Hochschulkanzlerin jedoch auch für eine öffentliche Debatte in Augsburg. Anlass war, dass sie seit rund fünf Monaten krank geschrieben war und nicht am Arbeitsplatz erschien, gleichzeitig aber als ehrenamtliche SPD-Stadträtin in Augsburg aktiv auftrat. Dörfler hat eine B2-Stelle. Positionen dieser Art sind üblicherweise mit knapp 8000 Euro brutto im Monat dotiert. Beamte bekommen bei begründeter Krankheit weiterhin volle Bezüge, erläutert der Augsburger Juraprofessor Josef Lindner die Rechtslage. Dörfler sagte, alle Aktivitäten seien selbstverständlich mit den zuständigen Stellen abgestimmt.

    Tatjana Dörfler leitet seit 13 Jahren die Augsburger Hochschule. Ihr Führungsstil gilt als umstritten.
    Tatjana Dörfler leitet seit 13 Jahren die Augsburger Hochschule. Ihr Führungsstil gilt als umstritten. Foto: Bernd Hohlen

    Die gesamte Hochschule Augsburg setzt seit sechs Monaten alles daran, sich von der Kanzlerin zu trennen, um den Posten neu besetzen zu können. Dabei muss jedoch das Wissenschaftsministerium mitmachen. Kurz vor Weihnachten erreichte der Streit um die brisante Personalie einen vorläufigen Höhepunkt. In einem Schreiben an Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) appellierten Verantwortliche geschlossen, schnellstmöglich die Weichen für eine Neubesetzung zu stellen. Nur so könne man sich für die großen Herausforderungen der kommenden Jahre gut aufstellen, etwa für die anstehende Hochschulreform. Hochschulratschef Roland Kreitmeier sagt: "Wir haben so viel erreicht, aber wir müssen die Hochschule rasend schnell an kommende Veränderungen anpassen."

    Auf Anfragen unserer Redaktion äußerte sich das Ministerium nie zu dem Streitfall Dörfler. Wie zu hören ist, liegt jetzt aber eine Antwort aus München vor. Das Wissenschaftsministerium lehnt es danach ab, die Kanzlerin von ihrem Posten in Augsburg abzulösen. Die angeführten Gründe der Hochschule seien nicht ausreichend. Damit könnte nun die Rückkehr Dörflers aus dem Krankenstand zusammenhängen, die für kommenden Montag angekündigt wurde. Für viele kommt dieser Schritt überraschend. Denn das Vertrauensverhältnis mit Verantwortlichen der Hochschule gilt als unheilbar zerrüttet. "Es gibt zu viel verbrannte Erde", sagt einer, der es wissen muss.

    Dörfler selbst teilte auf Anfrage mit: "Meine Genesung ist erfreulicherweise soweit vorangeschritten, dass ich ab kommenden Montag meine hauptamtliche Arbeit im Rahmen der ärztlichen Maßgaben wieder aufnehmen kann. " Sie sei Beamtin an der Hochschule und habe als solche die Pflicht, ihren Aufgaben nachzukommen. Dies werde sie tun. Dörfler ließ jedoch offen, ob sie weiter dauerhaft an der Hochschule bleiben will. "Für eine gute Lösung der aktuellen Situation stehe ich jederzeit zur Verfügung."

    Rundbrief mit Durchhalte-Parolen kursiert an der Hochschule Augsburg

    Offenbar löst nun aber die Nachricht von der Rückkehr der Kanzlerin hausintern so große Unruhe und Ängste aus, dass sich die Dekane aller Fakultäten zu einem ungewöhnlichen Rundschreiben genötigt sahen. Es ging wohl an alle Mitarbeiter und auch Studierende und kann als eine Art Durchhalte-Parole interpretiert werden. Tenor: Man wolle alles tun, um beste Studienbedingungen und einen Arbeitsort zu bieten, der von gegenseitigem Vertrauen geprägt ist. Alle könnten sich sicher sein, dass die Hochschule nicht durch die Führung der Verwaltung bestimmt werde. Ein Betroffener fragt hörbar aufgebracht: "Das Ministerium schützt die Kanzlerin, aber wer schützt die Mitarbeiter vor der Kanzlerin?"

    Die Dekane geben sich in dem Schreiben hoffnungsvoll, dass die Neubesetzung der Verwaltungsspitze doch noch gelingen werde und man sich wieder mit ganzer Kraft auf Lehre, Forschung und Transfer konzentrieren könne. Doch danach sieht es momentan nicht aus. Mit der Rückkehr der Kanzlerin könnten die Wogen noch höher schlagen als bisher, sagt ein Insider voraus.

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