Roland Wegner hat in seinem Leben schon viel geschafft: Mehrfacher Weltmeister im Rückwärtslauf, Buchautor, Parteigründer, Besitzer einer bio-veganen Haselnussplantage. Jetzt will er in den Augsburger Stadtrat. Dort will er sich nicht nur für seine Mitmenschen einsetzen. Es geht ihm auch um die Umwelt und das Wohl der Tiere. Denn der 44-Jährige ist Veganer, er verzichtet komplett auf tierische Produkte. Aus Überzeugung. Dabei war ihm lange Jahre solch eine Lebensweise völlig fremd.
Roland Wegner gründete die V-Partei - und aß viele Jahre gerne Fleisch
Roland Wegner ist als Sohn von Landwirten in Wertingen (Landkreis Dillingen) aufgewachsen, aß immer gern Fleisch und interessierte sich bereits damals für die Umwelt. „Ich hatte einen Lehrer in der sechsten Klasse, der meine Neugierde für die Natur weckte – dazu begannen rund um unser Dorf immer mehr Baugebiete, Flächen zu versiegeln.“ Früh engagierte er sich in verschiedenen Umweltverbänden. Die Parteiarbeit war lange Zeit aber kein Thema.
Das änderte sich im Jahr 2009. Wegner sitzt seitdem als Geschäftsleiter der Gemeinde Gablingen (Landkreis Augsburg) in den Sitzungen des Gemeinderats. Er wohnt seit 2015 in Langweid am Lech und hat einen Zweitwohnsitz in der Augsburger Innenstadt, wo er zuvor wohnte. „Mein Beruf hat mich daran erinnert, dass man sehr viel ändern kann, wenn man sich einbringt“, erzählt er. Der heute 44-Jährige trat bald darauf in die SPD ein, engagierte sich in der Augsburger Stadtpolitik. Zu dieser Zeit war Wegner bereits Vegetarier. Als Leistungssportler habe er Schwierigkeiten bei der Umstellung gefürchtet, sagt er. Doch die gab es nicht.
Wer ihn heute kennenlernt, kann sich das kaum vorstellen. Er achtet nicht nur auf eine tierfreie Ernährung, auch seine Kleidung ist laut eigener Aussage komplett vegan. Bei einer käse- und fleischfreien Lasagne erzählt der OB-Kandidat der V-Partei, wie es dazu kam. Er spricht schnell, lacht dabei viel.
Die vegane Ernährung führte Roland Wegner zur Gründung der V-Partei
„Die Recherchen zu meinem Buch stießen diesen Prozess an“, sagt er. Er plante ein Sportbuch. Sein Werk sollte auch einen Ernährungsteil enthalten, beschloss Wegner 2007. „Ich wollte mich zunächst vier Wochen ohne Fleisch ernähren, ohne einen Ernährungsplan oder sonstige Vorbereitungen.“ Er habe bemerkt, sagt der 44-Jährige, dass er auch ohne Fleischkonsum zu Bestleistungen imstande sei. Aus dem anfänglichen Experiment wurde eine Überzeugung und ein Lebensstil.
„Ich bin aber kein dogmatischer Veganer“, erklärt er. Zwar sei er überzeugt, dass die vegane Lebensweise für Mensch und Tier die einzig zukunftsfähige sei, das müsse aber jeder Mensch selbst erkennen. Der OB-Kandidat erläutert, das sei ein Prozess. „Ich kann von niemandem erwarten, von heute auf morgen seine Lebensweise komplett umzustellen.“ Die veränderte Lebensführung führte schließlich zu einem weiteren Wandel in seinem Leben. 2016, Wegner war zu diesem Zeitpunkt bereits seit geraumer Zeit nicht mehr Mitglied in der SPD, beschloss er, eine neue Partei zu gründen. Ein Gedanke, den er laut eigener Aussage bereits einige Zeit mit sich herumtrug.
Der 44-Jährige war damals schon gut in der deutschen Veganer-Szene vernetzt. „Ausschlaggebend war das erfolgreiche Volksbegehren gegen Massentierhaltung in Brandenburg. Ich war fassungslos über solch ein Ergebnis in einem landwirtschaftlich geprägten Bundesland.“ Wenn der ehemalige Leistungssportler etwas in Angriff nimmt, dann zieht er es auch durch. „Meine Freundin ahnte schon, dass ich da viel Zeit reinstecken werde“, sagt er und lacht dabei. Ein Unglück half Wegner, seine Pläne schneller als gedacht in die Tat umzusetzen.
Als Stadtrat in Augsburg will Roland Wegner sich nicht nur für Menschen engagieren
Auf dem Rückweg von einer Promotion-Aktion wurde Roland Wegner Opfer eines Verkehrsunfalls. Vier Wochen mehr oder weniger ans Bett gefesselt, begann er, die V-Partei aufzubauen. Das V steht für Veränderung, Vegetarier und Veganer. Wegner sagt: „Ich sehe in negativen Dingen immer auch Chancen.“ Den Unfall machte er zu einer solchen. Während er am Beginn der Partei die „gesamte Freizeit“ investierte, kann er sich heute auf ausgebaute Strukturen verlassen.
Roland Wegner hat, trotz seiner Position als Bundesvorsitzender der V-Partei, genug Zeit für Beruf, Hobbys und Wahlkampf. „Leistungssport mache ich heute nicht mehr. Man muss wissen, wann es genug ist.“ Ohne Sport kann er aber nicht: Zwei Trainingseinheiten in der Woche braucht er. Laut eigener Aussage hat er bisher kaum negative Rückmeldungen auf die pflanzliche Lebensweise erhalten. Er hoffe, sagt er, das bleibe so, wenn er sich als Stadtrat für Tiere und Menschen einsetze. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg im Augsburger Wahlkampf. An Wegners Energie wird es nicht scheitern.
Welche Lieblingsplätze haben die OB-Kandidaten? Um es zu erfahren, klicken Sie einfach auf die roten Markierungen in der interaktiven Karte.
Lesen Sie hier mehr über die Augsburger Kandidaten für die OB-Wahl:
- Eva Weber: Die CSU-OB-Kandidatin, die nie Politikerin werden wollte
- SPD-Kandidat Dirk Wurm entschied sich für die Heimat - und gegen Costa Rica
- Grünen-OB-Kandidatin Martina Wild setzt auf Sieg
- OB-Kandidat Peter Hummel (Freie Wähler) will mit Augsburg ins Gespräch kommen
- Der OB-Kandidat der AfD kam als Flüchtling nach Deutschland
- Claudia Eberle von Pro Augsburg ist für ganz Augsburg aktiv
- Frederik Hintermayr: Für den Kandidaten der Linken ist auch das Private meist politisch
- Christian Pettinger (ÖDP): Ein Klimaschützer mit Sinn fürs Marionettentheater
- Anna Tabak (WSA) will die große Koalition stoppen
- Bruno Marcon will, dass "Augsburg in Bürgerhand" bleibt
- Lisa McQueen von "Die Partei" will sich für junge Leute einsetzen
- Seine Kinder motivieren Lars Vollmar (FDP) zu seiner Kandidatur
Lesen Sie dazu: Quiz: Kommunalwahl in Augsburg - Welche Partei wirbt mit welchem Slogan?
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.