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Augsburgs OB-Kandidaten: Christian Pettinger: Ein Klimaschützer mit Sinn fürs Marionettentheater

Augsburgs OB-Kandidaten

Christian Pettinger: Ein Klimaschützer mit Sinn fürs Marionettentheater

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    Christian Pettinger in der Augsburger Puppenkiste. Der OB-Kandidat der ÖDP setzt sich für eine klimafreundliche Politik ein.
    Christian Pettinger in der Augsburger Puppenkiste. Der OB-Kandidat der ÖDP setzt sich für eine klimafreundliche Politik ein. Foto: Bernd Hohlen

    Wasser predigen und Wein trinken? Für Christian Pettinger, 56, kommt so etwas nicht infrage. Der ÖDP-Stadtrat und Oberbürgermeister-Kandidat hält sich an die Regel: Man soll so leben, wie man es sich von anderen und von der Gesellschaft wünscht. Auch wenn das nicht immer und jeden Tag gelingt. Aber was tut er selbst, um sich „politisch korrekt“ zu verhalten? Und was sind die politischen Ziele, die er in Augsburg umsetzen will?

    Das Ö im Parteikürzel steht für „ökologisch“. Aktuell sind es die dramatischen Folgen des globalen Klimawandels, die den Stadtrat der Ökologisch-Demokratischen Partei umtreiben. Pettinger sagt: „Ob Meereserwärmung, schwindendes Eis an den Polen oder auftauende Permafrostböden – weltweit sind die Alarmsignale nicht mehr zu übersehen.“ Oberstes politisches Ziel müsse deshalb sein, den Klimawandel zu bremsen und den Ausstoß des klimaschädlichen Gases CO2 zu senken. Diesem großen Ziel müsse sich auch vor Ort alles unterordnen. Seine Forderung: „Augsburg muss kurzfristig bis mittelfristig klimaneutral werden.“

    Die Bewegung "Fridays for Future" stimmt ihn optimistisch

    Dass es nur einen Planeten Erde gibt und der Mensch verantwortungsvoll mit seiner Umwelt umgehen muss, diese Überzeugung vertritt Pettinger nicht erst neuerdings, sondern seit Jahrzehnten. Lange Zeit sah es aber so aus, als ob diese Botschaft nicht mehrheitsfähig wäre. Weil nun aber massenhaft junge Leute mit der Bewegung Fridays for Future auf die Straße gehen und Politiker zum Handeln auffordern, ist er optimistisch, dass sich Mehrheiten ändern könnten: „Die öffentliche Diskussion deutet darauf hin, dass Umwelt und Klima für viele Menschen ein wichtiges Thema geworden sind.“

    Wie fand Pettinger den Weg in die Politik? Da muss er weit zurückblicken. Sein Interesse wurde in Freising geweckt. Ende der 1980er- Jahre ging es um den Bau des neuen Flughafens im Erdinger Moos. Dort organisierte er sich mit Mitstreitern, um das Vorhaben zu verhindern. Bekanntlich kam es anders. Der Airport ist Realität. Der frühere bayerische Wirtschaftsminister Otto Wiesheu nannte Pettinger aber schon damals einen „Wadlbeißer“. Angriffslustig ist der 56-Jährige bis heute geblieben.

    Auch wenn er Einzelkämpfer für seine Partei im Stadtrat ist, meldet er sich dort häufig zu Wort: Augsburg müsse klimaschädlichen Autoverkehr reduzieren, etwa durch mehr verkehrsberuhigte Bereiche, kostenpflichtige Park-and-ride-Plätze und im Gegenzug mehr günstigen öffentlichen Nahverkehr. Auch bei klimaschonender erneuerbarer Energie müsse die Kommune eine Vorreiterrolle spielen und möglichst viele städtische Gebäude mit Photovoltaik ausrüsten. Notwendig für ein gutes Stadtklima seien Bäume: „Gerade im Zentrum müssen wir so viele neu pflanzen wie wir fällen, auch wenn man dafür Parkplätze auflösen muss.“

    Das tut er selber für Klimaschutz

    Von dem, was sich Pettinger für Augsburg und Deutschland wünscht, hat er bei sich daheim in Pfersee schon vieles umgesetzt. Der Software-Entwicklungsingenieur für Messgeräte wohnt mit seiner Familie in einem Niedrigenergiehaus. Eine thermische Solaranlage auf dem Dach sorgt für Warmwasser. Wenn er nicht radeln oder mit dem Zug fahren kann, ist Pettinger in einem Fiat mit Erdgasantrieb unterwegs. Dass er als Student mit Ferienjob mal innerdeutsch zu einer Messe flog, bezeichnet Pettinger als „Jugendsünde“. Heute macht er das nicht mehr. Auch wenn er einräumt, dass es ganz ohne Flugzeuge nicht gehen würde. Ein gewisses Maß an Flugverkehr sei in einer modernen Gesellschaft mit globalen Verbindungen nicht zu vermeiden. Nach seiner Überzeugung steht jedem Menschen ein gewisses Maß an Energie zu, das er verbrauchen darf – der ökologische Fußabdruck.

    Pettinger sieht sich als Familienmensch. Das Foto entstand bei der Erstkommunionfeier seiner jüngsten Tochter Judith im Mai 2019. Mit dabei seine Frau Gisela Prechtl, Sohn Martin (25) und Tochter Ruth (21).
    Pettinger sieht sich als Familienmensch. Das Foto entstand bei der Erstkommunionfeier seiner jüngsten Tochter Judith im Mai 2019. Mit dabei seine Frau Gisela Prechtl, Sohn Martin (25) und Tochter Ruth (21). Foto: Bernd Hohlen

    Privat bevorzugt Pettinger Reiseziele, die man ohne zu fliegen erreichen kann, etwa Südtirol oder Schottland, aber auch Großstädte wie Paris. Familienurlaube sind ihm wichtig. Überhaupt sieht sich Pettinger als Familienmensch, „auch wenn ich viel zu wenig Zeit dafür habe“. Mit seiner Frau Gisela Prechtl hat er drei Kinder. Zwei sind erwachsen und wohnen nicht mehr im Elternhaus – Sohn Martin, 25, und Tochter Ruth, 21. Nesthäkchen ist die zehnjährige Tochter Judith. Früher gingen die Eltern mit den Kindern regelmäßig und gerne in die Augsburger Puppenkiste. „Der Besuch des Kabarettprogramms zählt für mich nach wie vor alljährlich zu meinen kulturellen Highlights“, sagt Pettinger.

    Hilft das Volksbegehren "Rettet die Bienen" bei der Wahl?

    Zurück zur Politik. In Augsburg ist Pettinger eine Art Allzweck-Kandidat der ÖDP. Der Erfolg war bislang eher überschaubar. In den vergangenen Jahren lagen die Wahlergebnisse in der Regel zwischen 0,8 und 2,1 Prozent. Einen spürbaren Stimmenzuwachs gab es bei der Europawahl 2019. Nach dem erfolgreichen Volksbegehren „Rettet die Bienen“ für mehr Artenvielfalt holte die ÖDP 3,3 Prozent der Stimmen. „Mit dem Begehren haben wir gezeigt, dass man in Bayern sogar ein Gesetz bekommen kann, das weiter geht als unsere Forderungen.“ Diesen Erfolg möchte er bei der Kommunalwahl ausbauen.

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