Es sind viele Themen, die Bruno Marcon bewegen: 2003 demonstrierte er mit der globalisierungskritischen Bewegung Attac in der Augsburger Innenstadt gegen den drohenden Irak-Krieg. Er engagierte sich bei Bürgerbegehren wie 2004 gegen den Verkauf des Siebentischwalds, 2008 gegen die Wasserprivatisierung oder 2015 gegen die Energiefusion der Stadtwerke und Erdgas Schwaben. Als vor zwei Jahren am Herrenbach Bäume gefällt wurden, war er kurzerhand der Mitbegründer der Baum-Allianz Augsburg.
So unterschiedlich seine Engagements sind, seine Beweggründe sind dieselben: „Es dreht sich bei mir immer um Gerechtigkeit, Teilhabe und Mitsprache. Das zieht sich durch mein Leben“, sagt der 66-Jährige. Als Vorbild nennt er seinen Großvater, der als Dreher arbeitete. „Ich komme aus einer Arbeiterfamilie. Mein Großvater war ein feiner Mensch, der für Gerechtigkeit eingetreten ist. Das hat mich geprägt.“
Bruno Marcon engagiert sich schon in jungen Jahren für andere
Schon in jungen Jahren beginnt Bruno Marcon, sich für andere einzusetzen. Zunächst als Schülersprecher, später als Jugendvertreter in der Gewerkschaft IG Metall. Marcon absolviert in seiner Geburtsstadt Mannheim eine Ausbildung zum Maschinenschlosser. Seit 1980 lebt er in Augsburg, der Stadt, die er heute seine Heimat nennt. „Ich glaube, ich kann sagen, dass ich ein Augsburger bin“, sagt er und lacht verschmitzt. Denn er wohnt nicht nur hier, er wirkt auch in viele Bereiche hinein.
Es ist Dienstagabend. Immer wieder geht die Tür des Ladengeschäfts am Oberen Graben auf, Menschen kommen herein und begrüßen Marcon. In jenem Laden, in dem er sich treffen wollte, ist das Öko-Sozial-Projekt beheimatet, unter dessen Dach sich Initiativen sammeln – die Solidarische Landwirtschaft, Interkulturelle Gärten für Augsburg oder die Solidarische Ökonomie. „Hier ist heute Stammtisch“, erklärt Marcon. Er ist der Vorstand des Trägervereins Weitwinkel. Soziale und ökologische Themen sind sein Antrieb, ohne dabei den wirtschaftlichen Aspekt zu vernachlässigen.
Bruno Marcon hinterfragt alles und verfolgt sein Ansinnen zielstrebig. Auf dem Bayernkolleg holte er sein Abitur nach und studierte mit 40 Jahren noch Psychologie. Heute arbeitet der Vater von zwei Töchtern als Sozialpsychologe, engagiert sich in zahlreichen Initiativen und Vereinen und kandidiert als Oberbürgermeister auf der Liste „Augsburg in Bürgerhand“. Sie ist die Folge seines Bürgerbegehrens, das 2015 die Energiefusion zwischen Stadtwerken und Erdgas Schwaben verhinderte.
Marcon will Mitsprachemöglichkeiten in den Stadtteilen
Die damalige Initiative „Stadtwerke in Bürgerhand“ erhielt dafür bayernweite Beachtung. Denn die Bürgerinitiative klagte gegen die Stadt Augsburg. Diese hatte die erste Fragestellung des Bürgerbegehrens nicht zugelassen, die Initiative ging vor den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof und erhielt Recht. „Gemeinsam mit meinen Kollegen haben wir überlegt, wie wir uns einbringen können. Wir wollten nicht nur Kritik üben, sondern Vorschläge für eine solidarische Stadt einbringen.“ Deshalb wurde die Bürgerbewegung „Augsburg in Bürgerhand“ gegründet.
Viele Themen sind ihrem OB-Kandidaten Marcon wichtig: In den Stadtteilen sollte es Mitsprachemöglichkeiten geben. „Aber nicht in Form eines Bezirksparlaments als Abbild des Stadtrats. Das ist nicht repräsentativ.“ Er würde einen Bürgerhaushalt einführen, die Einwohner so an grundsätzlichen Entscheidungen beteiligen. „Die Ausgabepolitik von Großprojekten gehört auf den Prüfstand. Die Kosten laufen beispielsweise am Theater davon. Bei diesem Thema müsste eine Neubewertung im Sinne der Allgemeinheit vorgenommen werden.“
Erwerb städtischen Grunds nicht privaten Anlegern überlassen
Noch in diesem Jahr will die Initiative einen Aktionsplan für die Augsburger Wohnsituation erarbeiten. „Die Versäumnisse der Vergangenheit machen sich jetzt bemerkbar. Es gibt viel zu wenig Sozialwohnungen. Die städtische Wohnbaugruppe hat zu wenig gebaut“, kritisiert er. Der Erwerb von städtischem Grund und Boden dürfe nicht privaten Anlegern überlassen werden. In Kooperation mit Bürgergenossenschaften könne Wohnpolitik kreativ gestaltet werden. Um solche Kooperation zu fördern, könnte vermehrt auf Erbpachtregelungen zurückgegriffen werden. Daneben müsse die Daseinsvorsorge in öffentlicher Hand bleiben. Die sozialen Verwerfungen innerhalb der Stadtgesellschaft bereiten ihm Sorgen: „Die Gesellschaft muss wieder mehr zusammengebracht werden.“ Als Beispiele nennt er die Entwicklung von Stadtteilzentren und die Schaffung öffentlicher Begegnungsstätten.
Die Initiatoren des Radler-Begehrens unterstützt er. „Da ist zu wenig passiert.“ Marcon ist selber als Radler unterwegs. Am liebsten fährt er durch den Siebentischwald – oft am Lech entlang in Richtung Landsberg. In seiner Freizeit zieht es den alleinstehenden Augsburger oft in die Berge.
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