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Augsburgs OB-Kandidaten: Anna Tabak (WSA) will die große Koalition stoppen

Augsburgs OB-Kandidaten

Anna Tabak (WSA) will die große Koalition stoppen

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    Anna Tabak vor dem Augsburger Rathaus. Sie möchte die große Regierungskoalition in Augsburg aufbrechen.
    Anna Tabak vor dem Augsburger Rathaus. Sie möchte die große Regierungskoalition in Augsburg aufbrechen. Foto: Annette Zoepf

    Als sie in der sechsten Klasse auf dem Holbein-Gymnasium ihre erste Deutsch-Eins schrieb, war das für Anna Tabak eine Genugtuung. Oft war sie von Mitschülern wegen mangelnder Sprachkenntnisse gehänselt worden, sagt sie. Die OB-Kandidatin von „Wir sind Augsburg“ (WSA) kam als zehnjähriges Mädchen mit seinen Eltern aus der Ukraine nach Augsburg. Deutsch war ihr zunächst fremd. „Bis ich die Sprache beherrschte, musste ich kämpfen“, erzählt die 32-jährige Juristin im Rückblick. Aber sie sei schon immer zielstrebig gewesen. Wie auch jetzt.

    Anna Tabak, die die WSA vor rund fünf Jahren mitgegründet hat, verfolgt für die Augsburger Kommunalwahl ein Ziel: „Ich will, dass die große Regierungskoalition aufhört. Es gibt keine politischen Diskussionen mehr, alles wird in den Fraktionszimmern entschieden.“ Unter der großen Regierungskoalition, so Tabak, leide die Demokratie in Augsburg.

    Anna Tabak mochte als Kind das Schwabencenter in Augsburg

    Anna Tabaks bisheriges Leben gleicht einer sozialromantischen Geschichte mit glücklichem Ende. Die Eltern, er Physiker, sie Konzertmeisterin am Klavier, und die berufstätige Großmutter wollten der kleinen Anna in Deutschland ein besseres Leben mit mehr Zukunftschancen schenken. Deshalb verließen sie ihre Heimat. Die ersten Nächte im damaligen Auffanglager im Eschenhof, dann die Wohnung im Schwabencenter im 17. Stock – die Familie musste anfangs ohne viel Möbel auskommen. Anna Tabak weiß noch, wie sie auf einer Kiste am Fensterbrett saß, um Hausaufgaben zu machen.

    Als Kind habe sie es toll gefunden, im Schwabencenter zu wohnen. „Da nimmst du es nicht wahr, dass es für manche als ein Schandfleck Augsburgs gilt.“ Sie mochte die Zoohandlung in der Hochhausanlage und den Spielzeugladen. Der Müllschlucker in der Wohnung faszinierte sie. Er erinnerte das Mädchen an die Wohnung in der ukrainischen Millionenstadt Charkiew, wo es auch so einen Müllschacht gegeben hatte. Seitdem ist im Leben der Frau viel passiert. Längst hat sie ein Jura-Studium abgeschlossen.

    Tabak ließ sich zur Wirtschaftsmediatorin ausbilden, inzwischen leitet sie in einer mittelständischen Firma in der Region Augsburg die Abteilung für Personal und Recht. Ihre Ausbildung, ihre Selbstständigkeit und damit ihre Unabhängigkeit waren ihr immer wichtig, sagt Anna Tabak. Nun wolle sie sich verstärkt der Kommunalpolitik widmen. Dabei ist die Frau mit den rötlichen, langen Haaren schon lange im politischen Geschäft. Politik, Geschichte und das Organisatorische hätten sie schon als Schülerin interessiert.

    Zunächst begann Tabak bei der CSU

    Mit 16 Jahren trat die Augsburgerin der CSU bei. Ein Freund hatte sie zu einer Veranstaltung mitgenommen. Doch die Strukturen dort waren ihr zu festgefahren, Lagerkämpfe schreckten sie ab. Umso mehr schätze sie jetzt die Basisdemokratie in der Bürgervereinigung, wie sie sagt. „Wir sind Individuen in einem Verein.“ Damals traf sie auf Peter Grab, der noch bei Pro Augsburg war und jetzt auf der WSA-Liste Platz eins einnimmt. Für Anna Tabak wurde er, wie sie erzählt, zu einem politischen Förderer und Wegbegleiter.

    „Er hat schon im letzten Wahlkampf seine Erfahrung und seine Ruhe mit mir geteilt.“ Tabak spricht von einer Freundschaft mit gegenseitigem Vertrauen. „Dabei könnten wir unterschiedlicher nicht sein. Ich bin die konservativ-liberale, er eher der Freigeist.“ Sie lacht. Da werde auch mal gestritten, aber immer alles ausdiskutiert. Tuscheleien, die beiden hätten ein Verhältnis, tangieren Tabak schon lange nicht mehr. Dafür ist die 32-Jährige zu selbstbewusst und zu fokussiert.

    Die Familie ist Ob-Kandidatin Anna Tabak (WSA) sehr wichtig

    „Ich definiere mich nicht über fremde Leute, die Dinge sagen, die unter der Gürtellinie sind.“ Sie befasse sich nur mit inhaltlicher und sachlicher Kritik. Anna Tabak hat seit der letzten Kommunalwahl an Erfahrung gewonnen, ist noch selbstbewusster geworden. Sie will sich nicht in eine Schublade stecken lassen, betont ihre vielen Facetten, mit denen sie die Wähler ansprechen möchte. „Ich bin alles. Freundin, Enkelkind, aber auch Karrierefrau.“ Überhaupt ist sie gerne Frau. „Wenn mir jemand ein Kompliment macht, empfinde ich das nicht als Beleidigung meiner Emanzipation.“ Sie lasse sich gerne in den Mantel helfen oder die Tür aufhalten.

    Anna Tabak lebt allein mit ihrer Katze in Pfersee. Ihr Freundeskreis ist ihr sehr wichtig. Und die Familie. Mit ihrer Großmutter telefoniert die OB-Kandidatin täglich. Einmal die Woche geht sie mit ihr und ihrer Mutter zum Essen. Die Oma ist in vielen Dingen ihr großes Vorbild – weil sie der Enkelin immer ein selbstständiges Leben vorgelebt hat, weil sie interessiert ist und auch im Alter von 84 Jahren großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres legt, erzählt Tabak. „Meine Oma interessiert alles. Sie will an meinem Leben teilhaben. Am Telefon fragt sie gerne, wie läufts in der Politik?“ Gut, sagt dann Anna Tabak. Schließlich verfolgt sie ein Ziel.

    Welche Lieblingsplätze haben die OB-Kandidaten? Um es zu erfahren, klicken Sie einfach auf die roten Markierungen in der interaktiven Karte.

    Lesen Sie dazu: Quiz: Kommunalwahl in Augsburg - Welche Partei wirbt mit welchem Slogan?

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