Das Tarifsystem im Nahverkehr in Augsburg steht vor massiven Änderungen: Zu den Gewinnern dürfen sich Familien zählen, die für die Fahrt ihrer Kinder mit Bus und Tram bislang tief in den Geldbeutel greifen müssen – sofern sie für die Kinder keine kostenlose Fahrkarte erhalten. Schülertickets sollen deutlich günstiger werden. Zahlen Eltern bislang 31 Euro im Monat, werden es künftig nur noch 19,90 Euro sein. Dies gilt für Fahrten in der Zone 10 oder 20. Wer durch beide Zonen fährt, zahlt künftig 29,90 Euro (derzeit 46,80 Euro).
So sehen es die Überlegungen der Stadtwerke Augsburg vor, die noch von den zuständigen Gremien abgenickt werden müssen. Das letzte Wort bei den Tarifänderungen hat der Augsburger Verkehrsverbund (AVV). Wenn die Gremien zustimmen, könnten die neuen Preise bereits zum Dezember 2016 gelten.
Dass Schülertickets günstiger werden, hängt mit einer besseren Förderung durch den Freistaat zusammen. Augsburg orientiert sich hier an einem vergleichbaren Modell in Ingolstadt. Auch die Stadt wird die billigeren Schülertickets fördern. Wirtschaftsreferentin Eva Weber und Bildungsreferent Hermann Weber sprechen hier von einem familienorientierten Tarifangebot. Stadtwerke-Geschäftsführer Walter Casazza nennt es „einen richtigen verkehrspolitischen Weg für Schüler“. Die geplanten Änderungen im Tarifsystem sind die Reaktion auf teils massive Klagen von Eltern, die bei der Schülerbeförderung Ungerechtigkeiten sehen.
Dem Sozialticket trauert niemand hinterher
Es gibt Vorgaben, wonach Grundschüler erst bei einem Schulweg von mehr als zwei Kilometer kostenfrei fahren dürfen. Bei Schüler anderer Schularten liegt die Grenze bei drei Kilometern. Wer eine Monatskarte für sein Kind zahlt, wird kräftig zur Kasse gebeten. Das sagen nicht nur Eltern, die Stadt sieht es ähnlich.
Dass die Stadt jetzt einen höheren Eigenanteil bei der Schülerbeförderung gibt, hängt mit einer Einsparung auf einem anderen Sektor zusammen. Das Sozialticket steht mehr oder weniger vor dem Aus. Stattdessen wollen die Stadtwerke bald ein sehr günstiges Ticket für Jedermann einführen. Es ist ein Jahresabo, das umgerechnet auf den Monat 29,90 Euro kosten soll. Es berechtigt zu Fahrten in den Zonen 10 und 20 ab 9 Uhr. Berechtigte, die bislang das Sozialticket zum Preis für 31,50 Euro im Monat beziehen, werden mit dieser Regelung eingebunden. „Mit diesem Jedermann-Ticket gibt es keine Ungleichbehandlung mehr“, sagt Wirtschaftsreferentin Weber.
Für die Stadt entfällt dadurch der Verwaltungsaufwand für das Sozialticket. In der Sitzung des städtischen Wirtschaftsförderungsausschusses stellte Casazza die Überlegungen zum Schüler- und Sozialticket in der überarbeiteten Form erstmals vor. Vonseiten der SPD und der Grünen gab es Zustimmung, die Verbesserungen für Familien wurden hervorgehoben. Dem Sozialtticket trauerte niemand hinterher. Wirtschaftsreferentin Weber betonte dabei, dass die Planungen mit Sozialreferent Stefan Kiefer (SPD) ohnehin abgestimmt seien. Ziel des neuen Tarifsystems ist es, aus Gelegenheitsfahrern Stammkunden zu machen.
Weitere Neuerungen
Dazu gibt es weitere Planungen, die schon länger bekannt sind. Bei den Einzelfahrscheinen ist ein Kurzstreckenticket (1,40 Euro) geplant, mit dem man vier Haltestellen weit fahren kann. Der Nachteil: Künftig soll es bei Einzelfahrausweisen nur noch eine Zone geben, für die man Preisstufe 2 (2,70 Euro) bezahlen muss.