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Augsburger Geschichte: So wurde der Kuhsee zum Augsburger Freizeitparadies

Augsburger Geschichte

So wurde der Kuhsee zum Augsburger Freizeitparadies

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    Kuhsee, Lech und Hochablass im Herbst. Das einstige Lech-Altwasser wurde vor 50 Jahren in einen Badesee umgewandelt.
    Kuhsee, Lech und Hochablass im Herbst. Das einstige Lech-Altwasser wurde vor 50 Jahren in einen Badesee umgewandelt. Foto: Thomas Hosemann

    Der Kuhsee ist seit fast einem halben Jahrhundert ein Familien-Naherholungsziel zu jeder Jahreszeit. Hochzoller Anliegerinnen und Anlieger steuern ihn bereits mit dem Kinderwagen an. Auf Kinder jeder Altersstufe warten zahlreiche Spielmöglichkeiten, auf Spaziergänger und Radlerinnen Wege rund um den See. Der Kuhsee erfüllt seine ihm zugedachte Funktion als stadtnahes Erholungsgebiet - und hat eine bewegte Geschichte.

    Jüngere Generationen kennen nur diesen "modernen" Kuhsee. Ihnen ist kaum geläufig, dass es diesen weiten, übersichtlichen See erst seit Anfang der 1970er Jahre gibt. Der ursprüngliche Kuhsee war ein großteils naturbelassenes, verzweigtes Lechaltwasser mit Trampelpfaden durch Wald und Gebüsch. Die einsehbaren Wasserflächen waren nicht allzu groß. Die Bezeichnung "See" war hochgestapelt. Das Altwasser war mit Booten befahrbar, die man sich an Harry Molls Kiosk in der Nähe des Hochablasswehrs auslieh.

    Harry Moll um 1960 vor seinem Kiosk am Kuhsee beim Entenfüttern. Er vermietete seine Holzboote, mit denen die Labyrinthe des Altwassers befahrbar waren.
    Harry Moll um 1960 vor seinem Kiosk am Kuhsee beim Entenfüttern. Er vermietete seine Holzboote, mit denen die Labyrinthe des Altwassers befahrbar waren. Foto: Sammlung Häußler

    In den verzweigten natürlichen Labyrinthen musste man sich im Boot unter überhängenden Ästen ducken. Diese Kuhsee-Romantik lebt nurmehr in der Erinnerung betagter Seniorinnen und Senioren fort. Sie liebten in ihrer Jugend die Idylle, die so gar nichts mit dem heutigen künstlichen Wasserbecken mit seinen flach abfallenden bekiesten Ufern zu tun hatte.

    Naherholungsgebiet Kuhsee ist ein Freizeitparadies in Augsburg

    Der Kuhsee ist heute das Herzstück einer neuzeitlichen Freizeitlandschaft nach Plan. Über fünf Kilometer Fuß- und Fahrradwege erschließen das "Naherholungsgebiet Kuhsee". So lautet die Beschriftung im Stadtplan. Kinderspielplätze, Tischtennisplatten und ein Beachvolleyballplatz vervollständigen ein von Menschenhand geschaffenes Freizeitparadies.

    Erste Pläne für die Umgestaltung des Altwassers in ein von vielen nutzbares, leicht zugängliches Naherholungsziel stellte 1968 das damalige städtische Gartenamt vor. Der Ende der 1960er Jahre konzipierte Badesee war in den Ausmaßen relativ bescheiden. Im Urplan sind eine "Wald-Liegewiese", drei Kinderspielplätze, Spielflächen sowie Parkplätze eingezeichnet. Die Arbeiten für den neuen Kuhsee begannen im Januar 1970. Bäume wurden gefällt, Bagger und Schubraupen rodeten das vorgesehene Seeareal und bereiteten es für den Aushub vor.

    Beim Hochwasserschutz den Lech unterschätzt

    Im Sommer 1970 erzwang ein Lechhochwasser die Einstellung der Arbeiten. Am 10. August überspülte der

    Um einer künftigen, durchaus möglichen Hochwasser-Katastrophe vorzubeugen, mussten als Sofortmaßnahme die Dämme beidseits des Lechs auf etwa zehn Kilometer Länge erneuert oder erhöht werden. Den Kiesbedarf berechnete das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth auf rund 500.000 Kubikmeter. Für die kostengünstige Kiesbeschaffung bot sich der im Entstehen begriffene Kuhsee an. Eine derart gewaltige Aushubmenge stand jedoch nur zur Verfügung, wenn man das Seebecken vergrößerte und vertiefte.

    Manches Familienalbum von Seniorinnen und Senioren enthält solche Erinnerungsfotos vom Ur-Kuhsee der 1950er Jahre
    Manches Familienalbum von Seniorinnen und Senioren enthält solche Erinnerungsfotos vom Ur-Kuhsee der 1950er Jahre Foto: Sammlung Häußler

    Der Idee folgte ein neuer Kuhseeplan: "Alluviale Kiesschichten bis zur tertiären Unterlage ausbeuten", lautete darin die Devise. Im Frühjahr 1971 begann die Kiesgewinnung, bis zum Sommer 1972 entstand ein über einen Kilometer langes Becken für eine Wasserfläche von rund 17.000 Quadratmetern. Dem Aushub folgte die Gelände-Modellierung für einen künstlichen Badesee. Er bekam Ufer mit flachen Böschungen und einem Kiesstrand. Der dichte, verbuschte Auwald um den künftigen See war nicht abgeholzt, sondern nur gelichtet worden. Die verbliebenen hohen Bäume boten Schattenzonen auf seenahen Liege- und Spielwiesen.

    Die Arbeiten am neuen Kuhsee waren termingerecht bei Beginn der olympischen Kanu- und Kajakwettkämpfe vom 28. bis 30. August 1972 auf der neuen künstlichen Wildwasserstrecke jenseits des Lechs großteils abgeschlossen. Ein Wasserwacht-Stützpunkt und WCs wurden gebaut, Kioske und eine Gaststätte folgten.

    Zahlreiche Parkplätze und zwei Buslinien am Kuhsee

    Parkflächen für 250 Pkw wurden in der ersten Bauphase bis 1972 an der Oberländer Straße angelegt. Die in den ersten Jahren immens hohe Besucherfrequenz von bis zu 40.000 Badegästen an einem heißen Sommer-Wochenende führte zur Erweiterung der Pkw-Stellflächen. 1976 kamen an der Mittenwalder Straße 327 Parkplätze dazu. Für Radler ist der Kuhsee aus allen Richtungen anfahrbar, die Haltestelle "Hochzoll Kuhsee" wird von den Bus-Linien 29 und 30 bedient.

    Die Qualität des Badegewässers wurde in den vergangenen fünf Jahren jeweils mit drei Sternen ("ausgezeichnet") klassifiziert. Während der Badesaison werden im Vier-Wochen-Rhythmus Wasserproben entnommen und im Labor untersucht. Die gute Wasserqualität schätzen auch Fische: Angler können im bis zu fünf Meter tiefen See sieben Fischarten ködern, darunter Regenbogenforellen und Welse.

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