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Augsburger Geschichte: Friedhof, Paradepark, Turnierhof: Die vielen Gesichter des Augsburger Fronhofs

Augsburger Geschichte

Friedhof, Paradepark, Turnierhof: Die vielen Gesichter des Augsburger Fronhofs

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    Der 1809 zum Paradeplatz freigelegte Fronhof im Jahre 1820. Der Künstler „belebte“ ihn mit Personengruppen, nicht mit einer militärischen Parade.
    Der 1809 zum Paradeplatz freigelegte Fronhof im Jahre 1820. Der Künstler „belebte“ ihn mit Personengruppen, nicht mit einer militärischen Parade. Foto: Sammlung Häußler

    Der Fronhof – das heißt „Herrenhof“ – der einstigen Bischofspfalz und späteren fürstbischöflichen Residenz beim Dom diente im 15. und 16. Jahrhundert als Turnierhof. Die Reichsstadt Augsburg erlebte zwischen 1400 und 1550 etwa 45 Turniere, meist bei Besuchen von Königen und Kaisern sowie bei Reichstagen. Von den Gebäuden der alten Bischofspfalz sind nur noch ein schlanker Turm und der massige Burggrafenturm an der Peutingerstraße erhalten. In der Bischofsresidenz „residiert“ seit 1817 die Regierung von Schwaben.

    Der Amtssitz der oftmals hochadeligen Fürstbischöfe veränderte sich in vielen Bauphasen im jeweiligen Zeitgeschmack. Um 1680 begann die Umwandlung der alten Pfalz in eine schlossartige Residenz. Fürstbischof Clemens Wenzeslaus von Sachsen vollendete sie 1785. Er wurde bei der Säkularisation 1802/03 enteignet, seiner weltlichen Rechte und Güter beraubt. 1812 starb der letzte Fürstbischof der Diözese Augsburg in seinem Sommerschloss in Marktoberdorf. 1806 war seine Residenz in Augsburg in den Besitz des Königreichs Bayern übergegangen. Es wandelte sich zeitweise zum Wittelsbacher-Schloss.

    Der Fronhof in Augsburg wurde zum Paradeplatz

    Der Übergang in Staatsbesitz hatte Folgen für den Fronhof: Er wurde zum Paradeplatz. Der von Kapellen umrahmte Fronhof musste zuvor freigeräumt werden. Einst befanden sich dort zwei Friedhöfe: die „Lichten“ und die „Finsteren Gräbd“ genannt. 1809 fielen drei Kapellen Spitzhacken zum Opfer, die

    Der Fronhof im Jahr 1680. Aus dieser Zeit sind der schlanke Turm im Hintergrund und der Burggrafenturm (linker Bildrand) erhalten.
    Der Fronhof im Jahr 1680. Aus dieser Zeit sind der schlanke Turm im Hintergrund und der Burggrafenturm (linker Bildrand) erhalten. Foto: Sammlung Häußler

    Für den Abbruch der Johanniskirche hatte ein Zeitgenosse eine banale Begründung: Durch sie sei vom Hohen Weg aus „der freie Blick auf den Dom gehemmt“ gewesen. Die Situation vor 1809 ist durch Bilder überliefert, und sie ist vor Ort gut vorstellbar: Die Grundmauern der

    Das Friedensdenkmal steht seit 1876 im Augsburger Fronhof

    Der öde, baumlose Fronhof diente ein halbes Jahrhundert als Paradeplatz. Kupferstiche und ein Foto überliefern ihn. Die Umwandlung in einen Park leitete die Aufstellung eines provisorischen Sieges- und Friedensdenkmals ein. Das war unmittelbar nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71.

    Das jetzige Friedensdenkmal steht seit 1876 im Fronhof. 1876 war nur das Denkmal umgrünt. 1878 begann die gärtnerische Gestaltung des Westteils des Fronhofs. Ab 1889 wurde auch der Ostteil zum Park. 1931 wurden die Fundamente der Johanniskirche freigelegt, danach auch der Fronhof südlich des Doms bis zum Hohen Weg neu gestaltet. Seit 1954 bildet die „Römermauer“ eine optische Trennung zwischen dem zum Teil gepflasterten Ostteil und dem grünen Westteil des Fronhofs mit Friedensdenkmal, Kinderspielplatz und Blumenrabatten.

    Nach der Aufstellung des Friedensdenkmals im Jahre 1876 begann die Umwandlung des Paradeplatzes in einen Park.
    Nach der Aufstellung des Friedensdenkmals im Jahre 1876 begann die Umwandlung des Paradeplatzes in einen Park. Foto: Sammlung Häußler

    Bei einer „Auffrischung“ des Fronhofs im Jahr 2001 bekam die lange „Römermauer“ einen Durchblick zu den Regierungsgebäuden. Der Burggrafenturm und eine historische Häuserzeile begrenzen den Fronhof gegen Süden zur Peutingerstraße. Das einstige Hofgitter der Schüle‘schen Kattunmanufaktur vor dem Roten Tor bildet eine Verbindung zwischen dem Burggrafenturm und den Regierungsgebäuden. Inschrifttafeln in der Durchfahrt erinnern an abgebrochene Kapellen und einstige Fürstbischöfe. Die Kapellen wurden Opfer des Wandels des Fronhofs vom fürstbischöflichen Park zum zeitweiligen Paradeplatz des königlich-bayerischen Militärs.

    Info: Die Serie „Stadtentwicklung“ zeigt auf, wie sich Augsburg in den vergangenen 200 Jahren verkehrsmäßig wandelte. Abbruchaktionen riesigen Ausmaßes schufen die Voraussetzung für neue Straßen und Bauwerke auf freigelegten Trassen.

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