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Augsburger Geschichte: Ein Biertragl erzählt Braugeschichte

Augsburger Geschichte

Ein Biertragl erzählt Braugeschichte

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    Ein Biertragl von Prügelbräu mit Bügelverschluss-Flaschen längst verschwundener Brauereien erzählt Braugeschichte.
    Ein Biertragl von Prügelbräu mit Bügelverschluss-Flaschen längst verschwundener Brauereien erzählt Braugeschichte. Foto: Franz Häussler

    Das Schwäbische Volkskundemuseum Oberschönenfeld verwahrt in seinen Depots alte Bierkrüge und Bierflaschen, um damit Ausstellungen bestücken zu können. „Flüssiges Brot - Bier, Brauereien und Wirtshäuser in Schwaben“ war eine solche Sonderschau. Dass Bier ein volkstümliches Thema ist, bewiesen die hohen Besucherzahlen. Die Ausstellung machte deutlich, dass an viele

    Flaschen sind wichtige Erinnerungsstücke, denn die Brauereien füllten vor 100 Jahren noch nicht in genormte Allerweltsflaschen ab, sondern in Flaschen mit Firmennamen. Den hatte die Flasche beim Guss erhalten. Auch der Porzellankopf des Bügelverschlusses war meist beschriftet. Alte Bierflaschen sind dickwandig und überstanden sicherlich 100 Umläufe von der Brauerei zum Käufer und wieder zurück zur Neubefüllung.

    Flaschen kommen unter Gerümpel in Kellern und Dachböden zum Vorschein

    Unter Gerümpel in Kellern und Dachböden alter Häuser kommen noch solche Flaschen zum Vorschein. Dass auch ein gut erhaltener Bierkasten – ein „Tragl“ – aus der Vor-Plastik-Zeit wiederentdeckt wird, dürfte seltener vorkommen. Einen solchen Fund machte der „Aktivrentner“ Günter Weinhold in der Firnhaberau, bei der Renovierung eines Siedlerhauses. Als Oldtimer-Liebhaber – Spezialist für Vorkriegs-Motorräder – für alten Kruscht jeglicher Art sensibilisiert, entsorgte er den

    Dank Gussglas-„Beschriftungen“ oder auf Verschlüssen sind die Flaschen ihren einstigen Besitzern zuzuordnen. Sie stammen von „Bürgerbräu“, „Prügelbräu“ und „Kronenbräu“ in Augsburg sowie Brauereien in Donauwörth, Nördlingen und Kaufbeuren. Eines haben diese Brauereien gemeinsam: Keine braut mehr Bier! Der Sammlerwert der „historischen“ Flaschen liegt bei einigen Euro. Der Bierkasten mit dem Flaschen-Sortiment verkörpert jedoch Braugeschichte. Mit anderen Sammelobjekten ermöglichen diese „Fundobjekte“ einen Rückblick in die jüngere Epoche des heimischen Brauwesens. An die frühe Geschichte des Bierbrauens in

    Der Trend zur Konzentration setzte sich fort

    Der Trend zur Konzentration setzte sich fort. Das Angebot von Bier aus Brauereien im Umland hatte in Augsburg enorm zugenommen, seit es neben Fassbier auch Flaschenbier gab. Um 1880 begannen die ersten Brauereien mit der Abfüllung in Literflaschen mit Bügelverschluss. Flaschenbier öffnete neue Vertriebswege und Absatzmärkte. Es setzte sich schnell durch. Statt frisch gezapftes Fassbier im Krug in der nächsten Wirtschaft nach Hause zu holen, kaufte man Bier in Flaschen in Kramerläden und Flaschenbierhandlungen. Wie die Beliebtheit von Flaschenbier zunahm, belegen die Branchenverzeichnisse Augsburger Adressbücher. 1896 sind darin neben 55 „Bierbrauern“ sowie 216 „Bier-, Gast- und Platzwirten“ (sie schenkten nur Bier aus, brauten es aber nicht selbst) 52 „Flaschenbierhändler“ aufgelistet. 1914 gab es in Augsburg 157 Flaschenbier-Depots, bis zum Jahr 1926 war ihre Anzahl auf 338 gestiegen. Sie verkauften meist auswärts gebrautes Bier. Augsburger Kleinbrauereien waren nicht mehr rentabel.

    1914 war die Anzahl der Brauereien in Augsburg trotz der Eingemeindungen von Pfersee, Oberhausen, Lechhausen und Hochzoll bereits auf 40 geschrumpft. 1920 übernahm die Hasenbräu AG die Brauerei Stötter, 1921 „Kronenbräu“, 1924 die „Aktienbrauerei Augsburg“. In diesen umsatzstarken Brauereien waren zuvor reihenweise kleine Sudstätten aufgegangen. 1932 gab es nur mehr 15 Brauereien in Augsburg, darunter „Prügelbräu“.

    Die Frage, wann „Prügelbräu“ den in der Firnhaberau erhaltenen hölzernen Bierkasten fertigen ließ, ist kaum mehr zu beantworten. Fest steht lediglich, dass „Prügelbräu“ an der Alten Gasse erst 1973 von „Hasen“ geschluckt wurde.

    Frühere Folgen des Augsburg-Albums zum Nachlesen finden Sie im Online- Angebot unserer Zeitung unter:
    www.augsburger-allgemeine.de/augsburg-album

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