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Augsburger Geschichte: Die Spuren eines Fürstbischofs in Augsburg

Augsburger Geschichte

Die Spuren eines Fürstbischofs in Augsburg

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    Über dem Portal (links) der fürstbischöflichen Residenz prangt das Wappen des einstigen Hausherrn, des Fürstbischofs Joseph I. Hier „residiert“ jetzt die Regierung von Schwaben.
    Über dem Portal (links) der fürstbischöflichen Residenz prangt das Wappen des einstigen Hausherrn, des Fürstbischofs Joseph I. Hier „residiert“ jetzt die Regierung von Schwaben. Foto: Sammlung Häußler

    Die einstige fürstbischöfliche Residenz beim Dom ist seit 1817 ein staatlicher Verwaltungsbau. Auf Schildern über den Eingängen weist die Aufschrift „Regierung von Schwaben“ darauf hin. Eigentümer der Bauwerke ist seit 1806 Bayern. An den Gebäuden ist die Geschichte vor 1806 jedoch unübersehbar: Ein großes Wappen über dem Portal am Fronhof zeigt an, wer hier ursprünglich residierte. Es war die schlossartige Residenz der Bischöfe des Bistums Augsburg.

    Fürstbischof Joseph I. Landgraf von Hessen-Darmstadt – er war von 1740 bis 1768 Diözesanoberhaupt – schuf sich mit seinem Wappen ein bleibendes Andenken. In Goldschrift und in Latein überliefert eine Schriftplatte der Nachwelt: „Diese fast verfallende bischöfliche Residenz erneuerte, erweiterte und schmückte aus Joseph I., Bischof von Augsburg, des Heiligen Römischen Reiches Fürst, Landgraf von Hessen, im Jahr des Heils 1743.“ So lautet die Übersetzung. Über dem Wappen und einer Uhr bekrönt ein Fürstenhut den Giebel. Den Balkon ließ sein Nachfolger, der letzte Fürstbischof Clemens Wenzeslaus von Sachsen (1768 bis 1812), als Erinnerung an den Besuch von Papst Pius VI. (Mai 1782) anbringen.

    Der Fürstbischof war ein Selbstdarsteller

    Fürstbischof Joseph I. ist an seinem einstigen Amtssitz mehrfach präsent. Trotz gewaltiger Bombenschäden an den Residenzgebäuden gibt es den etwa 180 Quadratmeter großen Rokoko-Festsaal und das repräsentative Treppenhaus noch. Joseph I. ließ diese Prunkbereiche 1750/52 erbauen und ausschmücken. Im zu besonderen Anlässen zugänglichen historischen Treppenaufgang legte Fürstbischof Joseph I. Wert auf Selbstdarstellung: Über dem Portal zum Festsaal blickt er als Marmorbüste auf die Besucher, die zu ihm emporblicken.

    Die Wände des Treppenhauses zum Festsaal sind bemalt. Als Personen dargestellt sind die drei Hauptflüsse des Bistums Augsburg: Donau, Lech und Wertach. Wappenkartuschen, Adels- und Amtsattribute von Joseph I. sind unterhalb der Decke in Freskomanier gemalt. Die Decke über der Treppe schmückt eine allegorische Darstellung der göttlichen Vorsehung.

    Im Festsaal fehlt seit 1944 ein Hinweis auf den Bauherrn. Die Wappenkartusche von Joseph I. sowie die stuckierte Decke mit eingefügten Bildern ging vor 75 Jahren in einer Bombennacht verloren. Dass acht große Ölbilder – je vier hochadelige Damen und Herren – in den zarten Wandstuck eingefügt sind, ist der rechtzeitigen Auslagerung der Gemälde ins Kloster Roggenburg zu verdanken.

    Im Augsburger Dom mit einem Porträt vertreten

    Auf den 1699 in Brüssel geborenen, 1729 zum Priester geweihten, 1740 zum Augsburger Bischof gewählten hessischen Landgrafen verweist über 250 Jahre nach seinem Tod noch viel. In der Bischofs-Bildergalerie im Dom ist er wie seine Vorgänger und seine Nachfolger mit einem Porträt vertreten. Im Dom steht Joseph I. allerdings längst nicht so sehr im Blickfeld wie im Durchgang der Residenz vom Fronhof zum Hofgarten. Hier ist sein von zwei bekrönten Löwen gehaltenes, in Farbe gefasstes Wappen in Gesichtshöhe eingelassen. Es stammt aus der 1867 abgebrochenen Hofkapelle St. Lambert.

    Von diesem Durchgang aus ist der Hofgarten sichtbar. Auf dem rechten Portalpfeiler hält wiederum ein steinerner Löwe das Wappenschild von Joseph I. Er war es nämlich, der anno 1744 das Gitter am Hofgarten anbringen und die zwischen die Segmente gesetzten Pfeiler mit Allegorien der sieben Tugenden schmücken ließ.

    Fayencen im Augsburger Maximilianmuseum

    Ein Ort, an dem man das Wappen von Fürstbischof Joseph I. nicht erwarten würde, ist das Maximilianmuseum. Dort sind Fayencen zu sehen, die der umtriebige, musik- und kunstbegeisterte Fürstbischof in seiner eigenen Fayence-Manufaktur fertigen ließ. Von 1748 bis 1752 war seine „Majolika-Fabrique“ in Göggingen in Betrieb. Sie lieferte dem standesbewussten Adeligen Geschirr für die Hoftafel. Teller, Servierplatten, Terrinen, Deckelkrüge der fürstbischöflichen „Hof-Services“ sind mit dem Wappen des Hausherrn geschmückt. Mitra, Bischofsstab und Schwert sowie zwei Fürstenhüte demonstrieren, dass der Gastgeber sowohl ein kirchlicher Würdenträger als auch ein Reichsfürst war.

    Seit Kurzem ist ein Porträt des Fürstbischofs Joseph I. aus der Nähe zu betrachten – nicht in seiner einstigen Augsburger Residenz, sondern in dem im Mai 2019 wiedereröffneten Museum im Wittelsbacher Schloss in Friedberg. Joseph I. ließ sich mit allen „Rangabzeichen“ porträtieren: Er trägt ein kunstvolles Bischofskreuz auf der Brust und einen Hermelinumhang. Dieser ist der Verweis auf seinen hohen Adelsstand. Die Augsburger Kunstsammlungen verwahren ein Miniporträt des Fürstbischofs auf Elfenbein. Der Augsburger Miniaturenmaler und Kupferstecher Johann Esaias Nilson porträtierte ihn.

    Frühere Folgen des Augsburg-Albums zum Nachlesen finden Sie im Online- Angebot unserer Zeitung unter

    www.augsburger-allgemeine.de/augsburg-album

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