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Corona-Impfung: Augsburger Bischof Bertram Meier ließ sich gegen Corona impfen

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    Der Augsburger Bischof Bertram Meier (links) und Generalvikar Harald Heinrich haben sich am Wochenende in einem Seniorenheim gegen das Coronavirus impfen lassen.
    Der Augsburger Bischof Bertram Meier (links) und Generalvikar Harald Heinrich haben sich am Wochenende in einem Seniorenheim gegen das Coronavirus impfen lassen. Foto: Annette Zoepf

    Während tausende Beschäftigte im Gesundheitswesen noch auf ihre Corona-Impfung warten, werden immer mehr Fälle bekannt, in denen sich Amtsträger und Politiker bereits frühzeitig eine Impfung gesichert haben. Nach dem Landrat des Kreises Donau-Ries und dem Oberbürgermeister von Donauwörth haben jetzt auch der Augsburger Bischof Bertram Meier und sein Generalvikar Harald Heinrich eingeräumt, bereits geimpft worden zu sein. „Ja, das trifft zu“, sagte Ulrich Bobinger, Kommunikationschef des Bistums Augsburg, und bestätigte damit Recherchen unserer Redaktion.

    Demnach haben Meier und Heinrich am vergangenen Samstag in einem Augsburger Caritas-Seniorenzentrum ihre zweite Impfung erhalten. Zur Begründung verweist der Bistumssprecher darauf, dass der Bischof und sein Stellvertreter regelmäßig als Seelsorger in Pflegeeinrichtungen seien, um Messen zu feiern oder Krankensalbungen zu spenden. Sie seien daher nach der Definition des bayerischen Gesundheitsministeriums zweifelsfrei als „Personal“ anzusehen, sagte Bobinger. Unerheblich sei dabei laut Ministerium, ob ein Kontakt mit den Bewohnerinnen und Bewohnern besteht oder nicht. Beim konkreten Termin am Samstag sei kurzfristig überzähliger Impfstoff vorhanden gewesen. „Mit diesem Impfstoff sind Bischof Dr. Bertram Meier und Generalvikar Harald Heinrich geimpft worden“, so der Bistumssprecher.

    Corona-Impfung: Man muss regelmäßig im Heim tätig sein

    Ein Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums bestätigte, dass in Seniorenheimen tätige Menschen zur obersten Prioritätsstufe zählen. „Auch Seelsorger, die regelmäßig in diesen Einrichtungen tätig sind, sind somit dieser Personengruppe zuzuordnen“, sagte er. „Ob die genannten Personen tatsächlich regelmäßig in den Einrichtungen tätig sind, kann das Ministerium nicht beurteilen.“ Nach Informationen unserer Redaktion wurde in früheren Ministeriumsschreiben „regelmäßig“ mit mindestens zwei Aufenthalten pro Woche pro Einrichtung definiert, später entfiel der Zusatz.

    Auch die beiden Politiker aus dem Landkreis Donau-Ries haben berichtet, dass sie kurzfristige Angebote bekommen hätten und dass der Impfstoff andernfalls hätte weggeworfen werden müssen. Beide betonen selbstkritisch, dass sie heute nicht mehr so handeln würden.

    Bewohner und Beschäftigte in Pflegeheimen haben erste Priorität

    Weder Politiker noch Geistliche gehören in der Regel zur ersten Impfgruppe mit höchster Priorität. Auch nach einer Anpassung der Impfverordnung ist klar geregelt, dass vordringlich Bewohner und Beschäftigte in Pflegeheimen geimpft werden, da sie das höchste Risiko haben, im Falle einer Infektion schwer zu erkranken oder besonders gefährdete Menschen anzustecken. Neben ihnen sind Menschen ab 80 Jahren und bestimmte medizinische Fachleute zuerst dran. Diese Kriterien treffen weder auf Landrat Stefan Rößle (CSU), 57, noch auf Oberbürgermeister Jürgen Sorré (parteilos), 46, zu. Bei Bischof Bertram Meier, 60, und Generalvikar Harald Heinrich, 53, ist die Frage, wie regelmäßig sie in den Heimen tätig sind.

    Der Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann, kritisiert das Vorgehen der Kommunalpolitiker und der Geistlichen scharf: „Diese Impfdrängelei offenbart eine nicht tragbare Ich-zuerst-Mentalität“, sagte Hartmann unserer Redaktion. Die erschreckende Frage, die man sich stellen müsse, laute: „Wo würden sich der Bischof und der CSU-Landrat sonst noch unstatthafte Vorteile verschaffen, wenn es um Leben und Tod geht?“ Hartmanns Vorschlag an den Bischof: „Er soll seinen Schutzstatus jetzt auch nutzen und ein paar Tage im Pflegeheim helfen oder in der Obdachlosenunterkunft.“

    Lesen Sie auch den Kommentar: Corona-Impfung: Missbrauch in Heimen

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