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Augsburg: Zusatzschilder erklären jetzt Straßennamen mit NS-Bezug in Augsburg

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Zusatzschilder erklären jetzt Straßennamen mit NS-Bezug in Augsburg

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    Ein Erläuterungsschild an der Hans-Watzlik-Straße in Lechhausen.
    Ein Erläuterungsschild an der Hans-Watzlik-Straße in Lechhausen. Foto: Stadt Augsburg

    Die Straßenschilder für vier Augsburger Straßen sind nun mit Zusatzschildern versehen worden, die auf problematische Aspekte in den Biografien der Namensgeber hinweisen sollen. Es geht dabei um die Nähe zum NS-Regime. Konkret geht es um die Bürgermeister-Widmeier-, die Hans-Watzlik-, die Karl-Haberstock- und die Professor-Messerschmitt-Straße. An den Straßenschildern werden auch QR-Codes angebracht, damit Bürger ausführlichere Informationen abrufen können.

    Zwei Straßen werden in Augsburg umbenannt

    Die Erläuterungen gehen auf eine Empfehlung der Erinnerungskommission zurück, die von der Stadt eingerichtet worden war und mit Fachleuten und Politikern besetzt ist. Die Kommission stieß die Umbenennung der Dr.-Mack-Straße (benannt nach einem an Zwangssterilisationen beteiligten Augsburger Arzt) und der Langemarckstraße (benannt nach dem Schauplatz einer Schlacht im Ersten Weltkrieg, um die später von den Nazis ein Mythos aufgebaut wurde). Bei der Langemarckstraße steht inzwischen fest, dass sie nach der jüdischen Familie Einstein benannt werden soll.

    Die Kommission empfahl vor einigen Jahren auch, einige überprüfte Straßennamen mit Zusatzschildern zu versehen. Diese Anregung wurde nun umgesetzt. Die Begründungen:

    • Karl-Haberstock-Straße: Der in Augsburg geborene Haberstock (1878-1956) galt zwischen den Weltkriegen als bedeutender Kunsthändler in Berlin. 1933 trat er in die NSDAP ein, 1943 aus. Er unterhielt Geschäftskontakte zu Hitler und anderen Nazi-Größen und wirkte in der NS-Kunstpolitik mit, nutzte seinen Einfluss aber auch, um sich für Verfolgte einzusetzen. In Augsburg war er nach dem Weltkrieg Mäzen. Seine Witwe richtete eine Stiftung ein, die seit 1957 von der Stadt verwaltet wird. Die Straße liegt in Kriegshaber.
    • Hans-Watzlik-Straße: Der Schriftsteller (1879-1948) gilt als Sympathisant der nationalsozialistischen Bewegung, was sich in einem Teil seiner Werke niederschlug. Nach dem Krieg wurden etliche seiner Werke verboten, so die Erinnerungskommission. Die Straße liegt in Lechhausen.
    • Prof.-Messerschmitt-Straße: Flugzeugbauer Willy Messerschmitt (1898-1978) war ab 1933 NSDAP-Mitglied. Sein Unternehmen war eine der wichtigsten Rüstungsschmieden im Deutschen Reich. Eingesetzt waren Zwangsarbeiter, die unter menschenunwürdigen Bedingungen lebten. Es gab auch Todesopfer. Wegen der Verflechtung Messerschmitts mit der Stadtgeschichte schlug die Kommission statt einer Umbenennung der 1980 entstandenen Straße im Univiertel ein Ergänzungsschild vor.
    • Bgm.-Widmeier-Straße: 1955 wurde die Straße in Haunstetten nach dem langjährigen Haunstetter Bürgermeister Xaver Widmeier (1890-1955) benannt. Er war erst Mitglied der SPD, von 1933 bis 1945 NSDAP-Mitglied und nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1955 parteiloser Bürgermeister. Unklar ist, inwieweit er in den Aufbau des KZ-Außenlagers in Haunstetten involviert war. Nach dem Krieg wurde Widmeier, der später die Ehrenbürgerwürde erhielt, als „Mitläufer“ eingestuft.

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