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Augsburg: Zurück in die Klassenzimmer? Augsburger Schüler treten in den Streik

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Zurück in die Klassenzimmer? Augsburger Schüler treten in den Streik

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    Im vergangenen Jahr (hier ein Bild aus dem Mai) herrschte in der FOS/BOS in Augsburg noch vergleichsweise viel Betrieb. Seit Montag sollen Abschlussklassen den Wechselunterricht wieder aufnehmen.
    Im vergangenen Jahr (hier ein Bild aus dem Mai) herrschte in der FOS/BOS in Augsburg noch vergleichsweise viel Betrieb. Seit Montag sollen Abschlussklassen den Wechselunterricht wieder aufnehmen. Foto: Wyszengrad

    Seit Montag sind Schüler der Abschlussklassen, die in diesem Jahr ihr Abitur oder Fachabitur ablegen, an die Schulen zurückgekehrt. Im Wechsel zwischen Unterricht in der Schule und zu Hause sollen sie so auf die bevorstehenden Prüfungen vorbereitet werden. Für Begeisterungsstürme hat diese angeordnete Rückkehr allerdings nicht gesorgt: Knapp 50 Schüler der Augsburger Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) traten in den Streik - und das aus verschiedenen Gründen.

    Wechselunterricht habe an der FOS zu Schwierigkeiten geführt

    Dominique Treske, stellvertretender Schülersprecher der FOS, hat die Argumente der Schüler wohlüberlegt in einem langen Schreiben dargelegt. Zum einem wehren sich die Schüler gegen den Wechselunterricht, da es für viele Klassen zwischen den Herbst- und Weihnachtsferien zu großen Schwierigkeiten gekommen sei, den Unterrichtsinhalten als aufeinander aufbauenden Einheiten zu folgen.

    So habe es Klassen gegeben, deren Wechselunterricht zu Vorsprüngen im Unterrichtsstoff führte und damit glücklicher verlief als bei denjenigen Klassen, die stark unter "der schlechten Organisationslage litten" und den Stoff auch während der verlängerten Weihnachtsferien nicht wirklich aufarbeiten konnten. "Dennoch sollen bereits Ende nächster Woche Leistungsnachweise in den Hauptfächern erhoben werden, was die Situation nur noch weiter verschärft, zumal sich die Vorbereitungszeit mit den entsprechenden Lehrkräften durch eine erneute Klassenteilung halbieren würde", betont Dominique Treske in seinem Schreiben.

    Hohe Corona-Infektionszahlen werden als Gefährdung angesehen

    Zum anderen wird die Problematik der nach wie vor hohen Infektionszahlen angeführt. Wie es überhaupt verantwortet werden könne, trotz des Aufrufs der Stadt Augsburg zum uneingeschränkten Kontaktverzicht die FOS/BOS wieder für Abschlussklassen zu öffnen, die in etwa die Hälfte der gesamten Schülerzahl stellen, erscheint in den Augen der Schüler zweifelhaft.

    Auch die Mutter einer 17-jährigen Abiturienten, die ein Augsburger Gymnasium besucht, wandte sich an unsere Redaktion. "Ich halte es für unverantwortlich, die Abiturklassen schon jetzt wieder in den Präsenzunterricht zu schicken. Gerade in Augsburg sind die Zahlen im Vergleich zu anderen Städten immer noch sehr hoch. Dazu kommen immer neue Mutationen", schreibt die Frau, die namentlich nicht genannt werden möchte. Das ganze Land werde bis mindestens Mitte Februar runtergefahren, nur die Abiturienten müssten sich in diese "hochgefährliche Situation" begeben, wundert sie sich.

    Das Kultusministerium nimmt die Sorgen der Schülerinnen und Schüler bezüglich ihres Gesundheitsschutzes nach eigener Aussage sehr ernst: "Alle Schritte zur Wiederaufnahme des Unterrichts unter strengen Hygieneauflagen sind mit den Fachexperten des Gesundheitsministeriums abgestimmt", betont Sprecher Zoran Gojic auf Anfrage. Gegebenenfalls erforderliche regionale oder lokale Entscheidungen zu Infektionsschutzmaßnahmen lägen in der Zuständigkeit der örtlichen Kreisverwaltungsbehörden, also des Gesundheitsamts der Stadt Augsburg.

    Leistungserhebungen müssen in Präsenz abgelegt werden

    Das Kultusministerium habe alle an der Schule Beteiligten in die Planungen und Entscheidungen mit eingebunden, dazu gehöre auch ein regelmäßiger Dialog mit dem Landesschülerrat, teilt Gojic mit. So hätten sich alle an der Schule beteiligten Verbände für dieses Schuljahr zum Ziel gesetzt, dass möglichst viel Präsenzunterricht durchgeführt werde, weil Distanzunterricht diesen nicht gleichwertig ersetzen könne. Gerade mit Blick auf die anstehenden Abschlussprüfungen hätte Präsenzunterricht erhebliche pädagogische Vorteile. Zudem stünden Leistungserhebungen an, die in Präsenz abgelegt werden müssen, so Zoran Gojic.

    Überdurchschnittlich viele Krankmeldungen hat Oliver Laqua, Schulleiter der FOS/BOS, am Montag registriert. Er habe die Rückmeldung von seinen Lehrern, dass sie sich entweder Distanz- oder Präsenzunterricht wünschen. "Ein kompletter Präsenzunterricht ist aber aufgrund des Infektionsgeschehens nicht verantwortbar", sagt er. Der Wechselunterricht sei für die Lehrer eine große Arbeitsbelastung. Er könne die Schüler zwar verstehen, die lieber im Distanzunterricht bleiben wollten, aber wisse auch um die Vielzahl der Leistungsnachweise, die nun eingeholt werden müssten. "Ohne Prüfungen gibt es nun einmal kein Abitur", sagt er. Die Augsburger FOS/BOS zählt allein 650 Abschlussschüler. Die Ausgabe der Zwischenzeugnisse sowie die Abschlussprüfungen wären bereits verschoben, so Laqua. Wenn der Ausbildungsstart Anfang September und der Studienbeginn im Oktober eingehalten werden soll, dann müssten nun die entsprechenden Noten eingeholt werden.

    Weitere Streiks der Augsburger Schüler sind geplant

    Diese Woche wollen Dominique Treske und seine Kollegen weitere Zeichen setzen und nochmals in den Streik treten. Sie wüssten, dass es auch Schüler gebe, die aufgrund von fehlender Hardware oder der entsprechenden Lernatmosphäre zu Hause lieber in der Schule lernten - auch weil ihnen der persönliche Kontakt zum Lehrer sehr wichtig sei. Die Schüler, die nun in den Streik getreten sind, hätten gerne die Wahl, ob sie am Präsenzunterricht teilnehmen oder nicht. Dass der Unterricht an der Schule via Teams online übertragen wird, setze eine belastbare Internetverbindung voraus, die es so derzeit allerdings an der FOS/BOS nicht gibt.

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