Vor einigen Wochen haben Eltern die Anmeldungen für Krippen, Kindergärten und Horte abgegeben, im Lauf des Frühjahrs wird klar sein, welche Kinder im September wo einen Platz bekommen. Allerdings zeichnet sich jetzt schon ab, dass es im besten Fall eng wird, für alle Kinder einen Platz bereitzustellen. Womöglich werden auch im kommenden Jahr wieder Kinder unversorgt bleiben – 400 waren es im Jahr 2018. Betroffene Eltern weichen dann auf alternative Angebote wie eine Tagesmutter aus.
„Trotz der Fortschritte bei der Schaffung von Plätzen rechnen wir mit deutlichen Engpässen“, sagt Sozialreferent Stefan Kiefer (SPD). Inwieweit der Bedarf gedeckt werden könne, stehe noch nicht fest: Zum einen läuft der Abgleich zwischen den einzelnen Einrichtungen noch, weil Eltern ihr Kind vorsichtshalber meist in mehreren Einrichtungen anmelden. Zum anderen sei man zuversichtlich, bis September an mehreren Stellen im Stadtgebiet noch zusätzliche Plätze schaffen zu können, so Kiefer.
Mehrere hundert Betreuungsplätze sollen nächstes Jahr dazukommen
Die Stadt versucht seit zwei Jahren mit Hochdruck, zusätzliche Betreuungsplätze zu schaffen, nachdem die bestehenden Kapazitäten sowohl wegen des starken Zuzugs als auch wegen der gestiegenen Geburtenzahlen nicht mehr ausreichen. Aktuell gibt es etwas mehr als 13.000 Betreuungsplätze (Krippe, Kindergarten, Hort), in diesem und im kommenden Jahr sollen mehrere hundert dazukommen.
Der größte Neubau entsteht momentan an der Schwimmschulstraße. Zwischen den Eingängen des Plärrer- und des Familienbades baut die Stadt aktuell an einer Kita für 137 Kinder (zwölf Krippen-, 100 Kindergarten- und 25 Hortplätze). Die Fertigstellung wird seit Jahren erwartet, nachdem in der Innenstadt die Kita St. Anna in der Frölichstraße geschlossen hatte. Nach dem Baubeginn im vergangenen Sommer gibt es allerdings Verzögerungen. Wegen Altlasten (an dieser Stelle befand sich früher ein Schwimmbecken) dauert die Fertigstellung des dreistöckigen Holzgebäudes vier Monate länger. Die Eröffnung ist jetzt für November geplant.
Die Eltern, so Eva Hermanns, Leiterin der städtischen Kitas, die ihre Kinder dort fürs kommende Jahr anmeldeten, seien darüber schon im Bilde. In der Innenstadt habe sich die Lage inzwischen ohnehin etwas beruhigt, so ihre Beobachtung. Nach derzeitigem Stand sieht es fürs kommende Jahr dagegen in Lechhausen und Haunstetten eng aus. „Das sind aber Wasserstandsmeldungen. Letztlich muss man abwarten, was der Abgleich zwischen den Einrichtungen bringt“, so Hermanns. Künftig kommt noch ein Unsicherheitsfaktor dazu: Durch die vom Freistaat angekündigte „Korridor“-Lösung können Eltern ihre Kinder künftig einfacher ein Jahr vom Schulbesuch zurückstellen lassen, wenn sie der Meinung sind, dass ein Kind noch nicht reif für die Schule ist. Diese Kinder bleiben dann ein Jahr länger im Kindergarten – wo freilich entsprechende Plätze freigehalten werden müssen.
Die Stadt will Eltern durch Beratung Sicherheit geben
Wie viele Eltern von dieser Möglichkeit Gebrauch machen werden, ist ungewiss. Momentan, so Bildungsreferent Hermann Köhler (CSU), liegt die Rückstellungsquote in Augsburg zwischen zehn und 15 Prozent. Möglicherweise werde sie steigen, wobei man Wert darauf lege, den Eltern durch Beratung Sicherheit zu geben. Die städtischen Kitas hätten mit den Eltern der älteren Kindergartenkinder bereits gesprochen, um einen Überblick zu bekommen. Allerdings sei eine Prognose schwierig. Grundsätzlich, so Köhler, wäre es hilfreich, wenn die Termine von Schuleinschreibung und Platz-Abgleich in den Kitas (wichtig für Hort-Anmeldungen und zurückgestellte Kinder) aufeinander abgestimmt wären. Dies sei Sache des Freistaats.
Neben den städtischen Kitas sind die Einrichtungen kirchlicher oder freier Träger das zweite Standbein bei der Versorgung. Neu gebaut wird momentan in Kriegshaber auf dem Reese-Gelände, wo die „Kleinen Freunde“ ein zweites Haus neben dem Abraxas errichten. Kiefer verweist auch darauf, dass es im vergangenen Jahr gelungen sei, 200 neue Plätze durch Anbauten an bestehenden Einrichtungen zu schaffen. Dafür hat die Stadt ein eigenes Investitionsprogramm aufgelegt.
Künftig wird das aber nicht reichen, um den prognostizierten Bedarf von mehr als 1000 zusätzlichen Plätzen in den kommenden Jahren zu decken. In den kommenden Jahren sollen neue Kindertagesstätten im ganzen Stadtgebiet entstehen. Weil in bestehenden Vierteln dafür Grundstücke nicht ohne weiteres zu finden sind, durchkämmte die Stadtverwaltung das gesamte Stadtgebiet.
An diesen Standorten könnten in Augsburg neue Kitas entstehen
Übrig blieben zuletzt 35 mögliche Standorte. Teils wird die Stadt dabei auf Modulbauten setzen, weil an bestimmten Standorten eine Genehmigung für ein feststehendes Gebäude schwierig wäre. Für etliche Vorhaben wurde inzwischen eine sogenannte Bauvoranfrage beim Bauordnungsamt gestellt – damit soll geklärt werden, ob und unter welchen Voraussetzungen das Grundstück überhaupt bebaut werden kann. Hier der aktuelle Stand:
Bärenkeller: Dort ergab eine Untersuchung, dass der Boden teils saniert werden muss.
Lechhausen: Die Bauvoranfrage wurde genehmigt, ein Betreiber wird gesucht.
Lechhausen: Bauvoranfrage ist gestellt.
Antonsviertel: Baugenehmigung ist erteilt, ein Betreiber wird gesucht.
Univiertel: Bauvoranfrage genehmigt.
Pfersee: Bauvoranfrage eingereicht.
Haunstetten: Bauvoranfrage kommt im März.
Göggingen: Bedarf für Größe der Kita wird aktuell ermittelt.
Haunstetten: Bauvoranfrage kurz vor Genehmigung.
Herrenbach: Bauantrag ist gestellt.
Göggingen: Bauvoranfrage kommt im März.
Hochfeld: Bauvoranfrage kommt im März.
Hochzoll: Bauvoranfrage muss noch mal überarbeitet werden.
Bis an den Standorten tatsächlich Kinder betreut werden können, werden aber teils noch Jahre vergehen.
Lesen Sie hier den Kommentar von Stefan Krog: Hängepartien für Eltern soll es nicht geben
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