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Augsburg: Wird das Gaswerk zum Außenstandort des Theaters?

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Wird das Gaswerk zum Außenstandort des Theaters?

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    Die Interimsspielstätte im Gaswerk kommt bei den Besuchern gut an.
    Die Interimsspielstätte im Gaswerk kommt bei den Besuchern gut an. Foto: Michael Hochgemuth

    In der Diskussion über den Fortgang der Theatersanierung und des geplanten Erweiterungsneubaus am Kennedyplatz haben sich jetzt auch SPD und Grüne eingeschaltet. SPD-OB-Kandidat Dirk Wurm beharrt weiter darauf, dass die Stadt prüfen müsse, ob die Interimsspielstätte im Gaswerk nicht dauerhaft als zweite Bühne geeignet sei. Dass Kulturreferent Thomas Weitzel die jährlichen Mehrkosten im Interim auf eine Million Euro gegenüber der geplanten Lösung am Zentralstandort beziffert, sieht Wurm nicht als absoluten Hinderungsgrund.

    FW-Stadtrat Volker Schafitel hatte vergangene Woche angesichts der Kostensteigerung für Bauteil II (Erweiterungsbauten an der Kasern-/Volkhartstraße mit zweiter Bühne, Probensaal, Werkstätten, Lager und Verwaltung) von 72 Millionen auf 92 Millionen Euro ein Moratorium gefordert. Es sei klar, dass man Werkstätten und Lager vor Ort brauche, so Schafitel, aber als zweite Spielstätte könnten auch die Interimsorte Gaswerk oder Martinipark dauerhaft genutzt werden, um Geld zu sparen.

    SPD-OB-Kandidat Dirk Wurm hält Höhe der Kosten für unsicher

    Auch Wurm schlägt in diese Kerbe. Bei der vom Kulturreferat genannten Summe von einer Million Euro jährlich, die neben Mieten auch Kosten für zusätzlich nötiges Personal, Material und Logistik enthält, handle es sich bei vielen Positionen um eine Schätzung. „Das ist mir zu dünn.“ Zudem erinnere ihn das Vorgehen an frühere Aussagen des Theaters. Er spielt darauf an, dass bei der Planung des Neubaus vom Theater zunächst zwingend 28 000 Quadratmeter Flächenbedarf genannt worden seien. Später wurden im Zuge von Umplanungen aufgrund der Kostensteigerungen 21 000 Quadratmeter als ausreichend bezeichnet. Seitens der SPD poche man weiterhin auf Einhaltung des Kostendeckels von 186 Millionen Euro. Er gilt für die Sanierung des Großen Hauses und den Neubau und kann mit der derzeitigen Planung nicht eingehalten werden.

    Zudem müsse man sich fragen, was ein Auszug des Theaters aus dem Gaswerk für die Entwicklung des Kreativquartiers in Oberhausen bedeute, sagt Wurm. „Wenn das Gaswerk ein Gewinn für die Stadt sein soll, dann braucht es jede Menge Publikumsverkehr. Also das Staatstheater und am besten eine Konzert- und Probenhalle für etwa 1500 Personen. Die fehlt Augsburg“, so Wurm. Die Diskussion mit dem Fokus auf das „Klein-Klein von unbelegten Personalkosten“ zu führen, bringe nicht weiter.

    Die SPD schlägt vor, dass das städtische H2-Kunstmuseum für zeitgenössische Kunst mit dem Auslaufen des Mietvertrags 2024 den Glaspalast verlässt und ins Gaswerk zieht, wo auch Depotflächen für die Kunstsammlungen entstehen könnten. Zusammen mit dem Theater bringe das Dynamik ins Gaswerk. „Durch millionenschwere Investitionen hat sich das Gaswerkareal von einer Industriebrache zu einem Kreativquartier weiterentwickelt. Um zu verhindern, dass sich die ehemalige Industriebrache nicht zu einer ,Kulturbrache‘ entwickelt, hält die SPD-Fraktion an der Alternative der 2. Spielstätte des Staatstheaters auf dem Gaswerkareal fest“, so SPD-Fraktionsvorsitzender Florian Freund.

    Kulturreferent Weitzel will Spielstätten des Theaters am Großen Haus konzentrieren

    Kulturreferent Weitzel hält an der Lösung, alle Spielstätten am Großen Haus zu konzentrieren, fest. Die Multifunktionsbühne aus dem Neubau zu streichen, bringe insgesamt zwölf Millionen Euro, wobei sich die Stadt aufgrund der Förderung durch den Freistaat nur etwa fünf Millionen Euro sparen würde. Es sei offensichtlich, dass der Betrieb zweier Bühnen an zwei Standorten bei einer Million Euro laufender Mehrkosten pro Jahr (alleine durch die Stadt zu tragen) sehr schnell teurer komme. Lieber investiere man das Geld in ein eigenes Gebäude, als dauerhaft ein Mehrfaches an Miete und zusätzlichen Betriebskosten zu bezahlen, so Weitzel.

    Dass mehr Personal nötig sei, liege etwa daran, dass man bei zwei getrennten Standorten untertags für den Probenbetrieb zum Beispiel zwei Bühnentechnik-Mannschaften brauche. Bei einem Zentralstandort mit kurzen Wegen könne eine Mannschaft zwei Bühnen betreuen. Im Übrigen sei man bei der Berechnung des Personalbedarfs konservativ herangegangen, so Weitzel, der davon ausgeht, dass der Vorstellungssaal im Gaswerk auch nach dem Auszug des Theaters gut nutzbar wäre, sei es für Kultur oder Kongresse. Im Übrigen habe der Freistaat seine Sanierungsförderung mit dem Ein-Standort-Konzept verknüpft.

    Bekommt das Theater einen Vorstellungssaal im Gaswerk?

    Seitens der Grünen kommt die Forderung, dass man nun nochmals in die Diskussion mit den Bürgern gehen müsse, auch wenn man kein Moratorium unterstütze, so Stadträtin Verena von Mutius-Bartholy. „Aber es geht um Transparenz.“ Die Grünen fordern einen Bericht zu den Betriebskosten einer externen zweiten Spielstätte in der Kulturausschuss-Sitzung Anfang März. Letztlich entscheiden könne man erst, wenn auch verbindlichere Zahlen zu den Kosten des Neubaus vorliegen. In der Tendenz halte man aber an einer Ein-Standort-Lösung fest.

    Wie berichtet handelt es sich bei den aktuell im Raum stehenden 92 Millionen Euro für den Neubau um eine Schätzung, die auch nur dadurch möglich wurde, dass am ursprünglich geplanten Raumumfang gespart wurde. Aktuell prüft die Stadt, ob diese Summe tatsächlich gehalten werden kann. Dass noch vor der Wahl Zahlen auf den Tisch kommen, ist eher unwahrscheinlich.

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