Eine Annonce des Wirtschaftsreferats in einer Münchner Tageszeitung, in der man für die günstigen Mieten in Augsburg wirbt, sorgt für Ärger in der Stadt. Am Dienstag räumte Referentin Eva Weber ein, dass sie angesichts der aktuellen Diskussion um Mietsteigerungen derzeit von einer solchen Maßnahme wohl eher Abstand nehmen würde.
Wäre die Anfrage der Münchner Abendzeitung, eine Anzeige zu schalten, erst jetzt gekommen, „hätte man sich das Ganze sicher noch einmal überlegt“, so Weber auf Anfrage unserer Zeitung. Ihr Referat habe den Auftrag in Absprache mit dem Medien- und Kommunikationsamt der Stadt aber bereits im Januar erteilt. Weber betont jedoch: „Es war kein Fehler.“ Ziel sei gewesen, Augsburg als attraktiven Lebensraum darzustellen.
Angespannter Mietmarkt
Im Mai hatte das Münchner Blatt eine Beilage veröffentlicht, in der sich die Stadt Augsburg und verschiedene Unternehmen präsentieren. Bestandteil dieses Hefts ist eine Anzeige, in der das Wirtschaftsreferat darauf hinweist, dass die Mieten in Augsburg 35 Prozent niedriger seien als in München. Kritiker werfen der Stadtregierung nun vor, den ohnehin angespannten Mietmarkt durch einen möglichen Zuzug weiter zu befeuern. Dagegen wehrt sich Weber: „Ich glaube nicht, dass wegen einer einzigen Anzeige die Mieten in Augsburg in die Höhe getrieben werden.“ Dass das Wohnen auch in Augsburg teurer werde, habe vielfältige Gründe und sei nicht allein auf Zuzüge zurückzuführen.
Man habe mit der Anzeige keine Werbung für den Mietmarkt machen wollen, „sondern für den Standort“, betont die Referentin. Möchte man Menschen nach Augsburg holen, „die die Stadt nach vorne bringen“, müsse man sich als lebenswerte Stadt präsentieren. „Ein Mensch kommt eben nicht nur zum Arbeiten hierher“, so Weber.
Keine weiteren Anzeigen in München geplant
Neu sei dieser Ansatz nicht – und allein ein Augsburger Einfall sowieso nicht. Darauf verweist die Referentin. Kürzlich sei die Stadt zu einer Wohnungsbaukonferenz in die Landeshauptstadt geladen gewesen. Dort gingen Kommunen aus der Metropolregion der Frage nach, wie man angesichts der Münchner Lage das Wohnungsproblem gemeinsam lösen könne. „Insofern gibt es sogar Initiativen, die von München ausgehen.“ Sogar die Sozialreferentin der Landeshauptstadt, Brigitte Meier (SPD), habe ihren Bürgern kürzlich empfohlen: „Zieht doch nach Augsburg! Mit der Bahn sind das nur 25 Minuten.“ Laut Weber plant die Stadt trotzdem keine weiteren Anzeigen in München.
Augsburg hatte Ende Juni wie München eine Mietpreisbremse auf den Weg gebracht. Künftig soll rechtlich festgeschrieben werden, dass Mieten innerhalb von drei Jahren um nicht mehr als 15 Prozent angehoben werden.