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Augsburg: "Wir können uns vor einer Naturkatastrophe nicht in Sicherheit wiegen"

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"Wir können uns vor einer Naturkatastrophe nicht in Sicherheit wiegen"

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    So sah es Anfang dieser Woche am Hochablasswehr aus. Der Lech führte viel Wasser.
    So sah es Anfang dieser Woche am Hochablasswehr aus. Der Lech führte viel Wasser. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Stadt hält sich für Unwetter gut gewappnet, wäre im Fall einer Katastrophe wie in Nordwestdeutschland aber wohl ein Stück weit dem Schicksal ausgeliefert. „Für Starkregenereignisse sind wir gut vorbereitet, aber wir können uns vor einer Naturkatastrophe nicht in Sicherheit wiegen“, so Baureferent Gerd Merkle (CSU) im Stadtrat. Auf Nachfrage der Bürgerlichen Mitte gab die Stadtregierung eine Einschätzung dazu ab, wie Augsburg auf Flutkatastrophen vorbereitet wäre.

    Es sei eine Illusion zu glauben, dass man sich gegen alle Ereignisse absichern könne, so Merkle. Bei der Berechnung von Kanal-Kapazitäten oder im Hochwasserschutz rechne man mit Dingen wie einem Hochwasser, das statistisch alle 100 Jahre kommt. Was in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen passiert sei, entspreche aber einem weitaus heftigeren und selteneren Unwetter.

    An der Wertach in Augsburg stehen weitere Arbeiten

    Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) sagte, für den noch fehlenden Abschnitt des Fluss-Revitalisierungsprojekts Wertach vital zwischen Ackermann-Wehr und B17-Brücke werde es wohl im Oktober eine Genehmigung geben. Das Wasserwirtschaftsamt bräuchte ab dann noch 15 Monate, um den Baubeginn vorzubereiten.

    Mehrere Autos steckten nach Starkregen auf einer überfluteten Straße in Stolberg in NRW fest. Der Bach Vicht war über die Ufer getreten.
    Mehrere Autos steckten nach Starkregen auf einer überfluteten Straße in Stolberg in NRW fest. Der Bach Vicht war über die Ufer getreten. Foto: Ralf Roeger, dpa

    Katastrophenschutzreferent Frank Pintsch (CSU) sagte, das Risiko einer Starkregenzelle, die länger an einem Ort stehen bleibe, wie es in Nordwestdeutschland der Fall war, sei sehr gering. Die starken Sommergewitter, die es in den vergangenen Wochen gab, seien im Vergleich gut beherrschbar. Pintsch verwies auf eine 1,4 Kilometer lange Flutwand, die die Stadt eingelagert hat, ebenso auf die Sandsackreserve. Um die Bevölkerung zu warnen, gebe es 52 Sirenen im Stadtgebiet. Sie werden in den nächsten Tagen geprüft und heulen dafür einige Sekunden lang.

    Ein Probealarm in Haunstetten sorgt für besorgte Anrufe

    Ein Probealarm in Haunstetten am Donnerstag habe schon besorgte Anrufe in der Leitstelle zur Folge gehabt. „Aber es zeigt: Die Leute achten auf die Sirenen“, so Pintsch. Zusätzlich zu den Sirenen gebe es Einsatzpläne für Technisches Hilfswerk und Freiwillige Feuerwehren, die mit Lautsprecherwagen die Straßen abfahren. „Nach menschlichem Ermessen sind wir gut vorbereitet“, so Pintsch. Man brauche sich aber auch nichts vormachen: „Am Anfang gibt es bei so einem Einsatz immer Chaos. Aber was vorbereitbar ist, ist vorbereitet.“

    Was schon bei schwächerem Regen regelmäßig für Probleme sorgt, sind überschwemmte Straßen durch Gullys. Merkle sagte, die 22.500 Sinkkästen im Stadtgebiet würden zweimal jährlich durch eine Fremdfirma gesäubert, indem Laub und Dreck entfernt werden. In Unterführungen wird alle zwei Monate gesäubert, auf der B17 und der Schleifenstraße sogar jeden Monat.

    Trotzdem komme es manchmal zu Verstopfungen, wenn nach einem Sturm etwa viel Laub in die Gullys geschwemmt wird, so Merkle. Auch wenn Gullydeckel zugeparkt sind, kann es zu Ausfällen bei der Reinigung kommen. Als es in Haunstetten/Göggingen vor einigen Wochen nachts ein starkes Unwetter gab, waren einige Sinkkästen wohl auch durch zusammenklumpende Hagelkörner verstopft. „Dagegen ist man aber machtlos“, so Merkle.

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