Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Willi Leichtle nimmt Abschied nach 48 Jahren aus dem Stadtrat

Augsburg

Willi Leichtle nimmt Abschied nach 48 Jahren aus dem Stadtrat

    • |
    Ein Rückblick auf das Jahr 2018: Willi Leichtle im Gespräch mit SPD-Parteifreundin Margarete Heinrich.    
    Ein Rückblick auf das Jahr 2018: Willi Leichtle im Gespräch mit SPD-Parteifreundin Margarete Heinrich.     Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Kommunalwahl 2020 ist gelaufen. In Augsburg werden künftig CSU und Grüne im Rathaus regieren. Für die SPD führt der Weg in die Opposition. „Natürlich tut dieses Ergebnis sehr weh. Es ist ein Niedergang, der hier stattgefunden hat“, sagt Willi Leichtle. Der 79-Jährige, der in Inningen lebt, hat den Einzug in den Stadtrat nicht geschafft. Statt 13 Fraktionsmitgliedern kommt die SPD jetzt noch auf neun Stadträte. Leichtle kam bei der Wahl auf Platz 20. Es war für ihn eine Verbesserung um 19 Plätze, denn Leichtle hatte auf Listenplatz 39 kandidiert. Nach 48 Jahren in der Politik kommt für Leichtle nun ein Schlussstrich.

    Eigentlich wollte er nicht mehr kandidieren

    Dass es für den Wiedereinzug in den Stadtrat nicht gereicht hat, lag auch an der persönlichen Einstellung des SPD-Mannes, der im Jahr 1972 erstmals in den Augsburger Stadtrat eingezogen war. „In meinem jetzigen Alter wollte ich eigentlich gar nicht mehr kandidieren“, sagt Leichtle, der im Oktober seinen 80. Geburtstag feiert. Andererseits sei er von SPD-Freunden gebeten worden, mit seinem Bekanntheitsgrad für zusätzliche Stimmen zu sorgen. Leichtle durfte sich einen Platz aussuchen, von dem man ausgehen musste, dass er nicht für eine weitere Amtsperiode ausreicht. Leichtle nahm Platz 39. Mit seinem persönlichen Ergebnis von insgesamt 12027 Stimmen landete er auf Platz 20. Knapp 17300 Stimmen hätte er benötigt, um ein Mandat zu gewinnen. Leichtle ist nicht sauer, dass es nicht geklappt hat: „So war es von mir gedacht.“ Leichtle sagt, dass er diese strategische Überlegung manchem Wähler in jüngster Zeit erläutern musste: „Es haben mich einige Leute gefragt, warum ich so weit hinten auf der Liste rangiert bin.“

    Die Kommunalwahl ist aus der persönlichen Warte ganz schnell abgehakt gewesen. Leichtle hat sich darauf eingestellt, dass es künftig keine Stadtrats- oder Ausschusssitzungen für ihn geben wird. „Ich habe 48 Jahre Politik für Augsburg gemacht, das sollte reichen.“

    Referent in der Augsburger Stadtregierung

    Nach der Eingemeindung Inningens zog Leichtle im Jahr 1972 in den Stadtrat. Die 48 Jahre hat er nicht durchgehend im Gremium verbracht. Dies lag daran, dass ihn der politische Weg in den Landtag geführt hat. Von 1987 bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 2009 war er Landtagsabgeordneter. Von 1987 bis 1996 war Willi Leichtle daher nicht Mitglied des Stadtrats. Es waren besondere Umstände, die den Abschied nötig machten. Leichtle war, was wohl meist nur noch die Älteren wissen, von 1980 bis 1990 gewählter Referent in der Augsburger Stadtregierung. Dies war zu Zeiten des damaligen SPD-Oberbürgermeisters Hans Breuer. Leichtle hatte die Verantwortung über mehrere Ressorts. Finanzen, Liegenschaften, Personal und Sport waren seine Zuständigkeiten: „Als ich im Jahr 1987 in den Landtag gewählt wurde, musste ich die Referententätigkeit bis 1990 ruhen lassen.“ Wenn sich Leichtle an frühere Zeiten erinnert, berichtet er von einer eindrucksvollen Mannschaftsstärke der SPD: „Wir hatten sogar mal 29 Fraktionsmitglieder.“ Ab Mai sind es im neuen Stadtrat noch neun Stadträte bei der SPD.

    Dass die SPD bei der Wahl 2020 so schlecht abgeschnitten hat, bedauert Leichtle: „Ich finde, unser Wahlkampf war gut.“ Leider habe er nicht zu einem besseren Ergebnis geführt. Für den erfahrenen Politiker liegt eine Mitverantwortung bei der Bundes-SPD: „Ich sage es deutlich. Die amtierende Doppelspitze in der Parteiführung fällt ab.“

    Ehrenamtliches Engagement in einigen Organisationen

    Das Aus bedeutet nicht den sofortigen Rückzug. Leichtle ist in einigen Organisationen ehrenamtlich engagiert. Es werde hier einen fließenden Abschied geben, sagt er. Für den zweifachen Vater und dreifachen Opa bleibt nun aber definitiv mehr Zeit für Ehefrau Elisabeth und andere Familienangehörige. Die Wege sind nicht weit entfernt, die Familie ist in Inningen verwurzelt. Im damaligen Krankenhaus in Göggingen wurde Leichtle geboren. Sein Lebensmittelpunkt liegt seit Kindheit in Inningen: „Hier habe ich auch mit 21, 22 Jahren gebaut.“ Mit seiner Ehefrau ist er seit 59 Jahren verheiratet.

    Wegen des nun anstehenden Ausscheidens denkt der SPD-Politiker mitunter an seine Anfänge im Augsburger Stadtrat. Als „eingemeindeter Inninger“ habe er damals nicht verstanden, warum die Augsburger den Platz vor dem Rathaus Ludwigsplatz nannten: „Es war einer meiner ersten Anträge, diesen Platz in Rathausplatz umzubenennen.“ In 48 Jahren Politik für Augsburg, davon 39 Jahre im Stadtrat, sei vieles geschehen. Zwei Punkte sind Leichtle besonders wichtig, wenn er das eigene Wirken beschreibt: Anfang der 70er-Jahre habe er maßgeblich daran mitgewirkt, dass die Altstadt aus ihrer damaligen Tristesse erweckt werde. Mit dem „Altstadtpapier“ habe er vieles auf den Weg gebracht, worüber sich heute alle freuen. Es sei darum gegangen, die baufälligen Objekte zu sanieren.

    Ein anderer Aspekt sei die historische Wiederherstellung des Goldenen Saals im Rathaus. Im Jahr 1977 habe er einen Antrag gestellt, ein internationales Kolloquium einzuberufen, ob diese Wiederherstellung umsetzbar sei. Sie wurde es. Alternativen waren damals, den Goldenen Saal als „Ruine“ zu belassen oder völlig neu zu gestalten. „Mit dem Ergebnis, wie es sich heute präsentiert, bin ich jedenfalls sehr zufrieden“, sagt Leichtle.

    Lesen Sie auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden