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Augsburg: Wie suchtkranke und obdachlose Menschen leben

Augsburg

Wie suchtkranke und obdachlose Menschen leben

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    Sie Ausstellung im BeTreff in Augsburg zeigt, wie obdachlose Süchtige leben.
    Sie Ausstellung im BeTreff in Augsburg zeigt, wie obdachlose Süchtige leben. Foto: Klaus Rainer Krieger

    An der Bank liegen Decken, ein Schlafsack, leere Bierflaschen, Zigarettenkippen und eine Plastikschüssel mit Hundefutter. Es ist Obdachlosenlager, nachempfunden – so wie vieles andere hier auch lebensecht nachgestellt ist. Der Drogennotfall auf der Toilette etwa. Im WC liegt eine Puppe mit einer Spritze im Arm, vermeintliche Blutspritzer prangen an der gefliesten Wand. „Sorglos, versorgt, umsorgt, abhängig?“ heißt die Ausstellung, die am Sonntag in der sozialen Einrichtung BeTreff am Helmut-Haller-Platz im Augsburger Stadtteil Oberhausen eröffnete. In der Ausstellung, die im Rahmen des Augsburger Friedensfestes stattfindet, wird nicht nur die Lebenswelt von Menschen in sozialen Schwierigkeiten, wie Obdachlosigkeit oder Drogenabhängigkeit, dargestellt. Im Mittelpunkt steht ein besonderer Konflikt.

    Drogennotfall in einer Toilette: Auch das zeigt die Austellung im BeTreff in Augsburg.
    Drogennotfall in einer Toilette: Auch das zeigt die Austellung im BeTreff in Augsburg. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Viele Menschen hätten eine Hemmschwelle, sich vor Ort über die Arbeit des BeTreff zu erkunden, weiß Kati Wimmer von der Drogenhilfe Schwaben. Mit der Ausstellung wolle man sich für Interessierte öffnen. Seit drei Jahren nun gibt es die Einrichtung, in der alkohol- und drogenabhängige Menschen professionelle Hilfe erhalten. Diese findet unter anderem in Form von Beratungen, Essen oder mit der Herausgabe steriler Spritzen statt. Das zeigt die Kette von aneinandergereihten Spritzen, die in der Ausstellung von der Decke hängen. Allein im vergangenen Jahr wurden hier rund 32.000 sterile Nadeln und Spritzen herausgegeben, erfahren Besucherinnen und Besucher.

    Im BeTreff in Augsburgs Stadtteil Oberhausen werden Menschen begleitet

    An einer Wand hängen Zitate, von hilfebedürftigen Menschen über deren persönlichen Erfahrungen in der sozialen Einrichtung. „Ohne Euch hätte ich immer noch keine Krankenversicherung und keine Substitution“, steht da etwa zu lesen oder: „Der Milchreis mit Zimt und Zucker hat mein Leben gerettet und mich durch den Winter gebracht.“ Die Ausstellung zeigt aber noch mehr auf, nämlich den Fürsorgekonflikt, in dem die Helferinnen und Helfer in der täglichen Arbeit mit ihren Klienten stecken. Dass Fürsorge an Grenzen stößt, zeigt etwa die nachgestellte Situation des Drogennotfalls auf der Toilette.

    „Wir begleiten hier im BeTreff die Menschen, aber dann müssen wir sie raus lassen, wo sie vielleicht irgendwann auf einer öffentlichen Toilette gefunden werden“, sagt Kati Wimmer. Menschen würden sterben, weil Sozialarbeiter im entscheidenden Moment vor – juristisch – verschlossener Tür stehen, ist in der Ausstellung zu erfahren, in der auch darauf hingewiesen wird: „Andere Bundesländer betreiben sogenannte Drogenkonsumräume und senken damit dramatisch die Anzahl der Drogentoten.“ Man fordere auch in Bayern

    Die Ausstellung ist bis Sonntag, 8. August, zu folgenden Terminen geöffnet: Donnerstag bis Samstag 11-15 und 17-20 Uhr, am Sonntag 10-15 Uhr. Voranmeldung für Gruppen außerhalb der Öffnungszeiten unter 0821/29742998 oder: info@betreff-augsburg.de.

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