Wer die Sparkassen-Filiale Im Thal 5 in Haunstetten besucht, wird von Ines begrüßt. Ines ist aber keine Mitarbeiterin, sondern ein Videoservice-Raum. Wer dort eintritt, steht vor einem großen Bildschirm und wird automatisch mit einem echten Mitarbeiter verbunden. Beispielsweise mit Nina Altenbach. Sie sitzt in der Hauptstelle der Stadtsparkasse in der Innenstadt und kann über den Monitor direkt mit dem Kunden in Haunstetten in Kontakt treten - so, als stünde sie einem am Serviceschalter direkt gegenüber.
"Über Ines können wir im Prinzip alles klären und erledigen, was wir am Service-Schalter auch tun können", erzählt Nina Altenbach beim Test unserer Redaktion. Vom Einrichten eines Dauerauftrags, über Fragen rund ums Onlinebanking bis hin zur Sperrung von Karten sei alles möglich. Die nötige Identifizierung des Kunden läuft über Ausweis und EC-Karte, die eine Dokumentenkamera abfilmen und übertragen kann.
Per WhatsApp mit dem Bankberater sprechen
Ein solches System hat die Stadtsparkasse Augsburg auch in ihrer ehemaligen Geschäftsstelle Haunstetten-Mitte in der Neue Straße installiert. Dort übernimmt Ines nun die Beratung, die bislang die Mitarbeiter am Schalter erledigt haben. Überhaupt hat die Digitalisierung die Bankgeschäfte in den letzten Jahren rasant verändert. Bei der Sparda-Bank Augsburg beispielsweise gibt es einen eigenen WhatsApp-Kanal zur schnellen Kommunikation sowie die digitale Plattform TEO, wo Banken, Dienstleistungsanbieter sowie Kunden miteinander verbunden sind. Bei immer mehr Banken, wie auch der Hypovereinsbank Augsburg, können bei einer persönlichen Beratung vor Ort weitere Experten spontan per Videochat dazugeholt werden.
Für viele Erledigungen, wie Überweisungen oder das Einrichten eines Dauerauftrags, brauchen Kunden oft aber gar keine Bankfiliale mehr. Das alles geht online. Bei der Stadtsparkasse Augsburg sind bereits 70 Prozent der privaten Girokonten onlinefähig, die Sparkassen-Banking App sei aktuell auf rund 60.000 Smartphones und Tablets installiert, berichtet Vorstandsvorsitzender Rolf Settelmeier. Ähnlich ist es bei Hypovereinsbank und Sparda-Bank Augsburg: Zwischen 50 und 60 Prozent der Kunden nutzten bereits das Onlinebanking, 25 Prozent der Hypovereinsbank-Kunden die passende App - Tendenz steigend. "Wir haben somit auch Kundschaft, die noch nie einen der Berater persönlich gesehen hat, weil sie ihr Konto selbst im Netz eröffnet hat", bestätigt Franziska Letz, Filialleiterin der Hypovereinsbank in Augsburg.
Der Reiz der digitalen Angebote ist leicht zu erklären. Viele der Services erlauben dem Kunden zeit- und ortsunabhängige Bankgeschäfte, das ist bequem. Auch für die Kreditinstitute ergeben sich Vorteile: "Es spart Papier, Kosten und schont die Umwelt", so Rolf Settelmeier. Im Jahr 2020 konnten 2,36 Millionen Dokumente digital zugestellt werden. Die HypoVereinsbank spart laut Letz in ihrer Filiale in Augsburg rund 60 Prozent an Papier.
Digitalisierung hat Folgen für die Filialen der Augsburger Banken
Der persönliche Kontakt in der Bank beschränkt sich heute vielfach auf beratungsintensive Themen wie Kreditanträge oder das persönliche Vermögensmanagement. Unter anderem deshalb haben Filialen zuletzt an Bedeutung verloren und sind im Zuge von wirtschaftlichen Überlegungen geschlossen worden. So hatte die Stadtsparkasse Augsburg 2009 noch 43 Geschäftsstellen, 2021 sind es noch 28 Service-Center. Die Hypovereinsbank hat schon vor gut sieben Jahren ihren Filialumbau vollzogen und alles in der Bahnhofstraße gebündelt. Hier entstand auf diese Weise der zweitgrößte Standort der Bank in Deutschland. Bei der Sparda-Bank ist zuletzt die Geschäftsstelle am Obstmarkt geschlossen worden. Die Commerzbank wird ihre bundesweit derzeit 750 Filialen bis Ende 2024 auf 450 Filialen reduzieren. Derzeit laufen die Gespräche, welche Standorte betroffen sein werden.
Internetnutzung in Bayern
98 Prozent aller Kommunen beteiligen sich am bayerischen Breitband-Förderprogramm. Das sind 2007 von 2056 Kommunen.
9 von 10 Haushalte in Bayern sind inzwischen an das schnelle Internet angeschlossen.
8 von 10 Haushalte können bereits 50 Mbit/s und mehr nutzen.
Trotz allem: Als Direktbank will sich keines der genannten Kredithäuser verstanden wissen. Vielmehr bleibe man persönlich an der Seite des Kunden und biete Beratungs- und Serviceangebote jetzt auf unterschiedlichen Kanälen. "Unsere Kunden wandern zwischen den Welten. Die Zukunft der Banken liegt daher in der intelligenten Verknüpfung beider Zugangswege, online und offline", beschreibt es Markus Wunderlich, Bereichsleiter Vertrieb der Sparda-Bank. Franziska Letz ergänzt: "Das persönliche Gespräch bleibt wichtiger Teil unseres Geschäftsmodells." Filialen gehörten daher neben den digitalen Services auch weiter zum Angebot.
Corona hat digitalen Bankgeschäften weiteren Schub verliehen
Befeuert wurde die Digitalisierung im Bankenwesen nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie. Allein bei der Commerzbank Augsburg stieg der Anteil an Online-Nutzern im letzten Jahr um 32 Prozent. Weil Themen wie Mobile Banking oder auch das Bezahlen mit dem Smartphone immer mehr an Bedeutung gewinnen, hat die Stadtsparkasse Augsburg in der Halderstraße ihre "Impulswerkstatt" eingerichtet, um Kunden an die Technologie heranzuführen. An realen Beispielen und im direkten Umgang mit der Technik können die neuen Möglichkeiten ausprobiert werden. Genutzt werden kann das Angebot nach Corona unter anderem wieder von Vereinen, Organisationen oder Schulen.
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