Susanne Greger ist Werkleiterin der städtischen Altenhilfe. In diesen Wochen treiben sie die Sorgen vor einer zweien Corona-Welle um. Die Infektionszahlen steigen – deshalb haben die Werkleiterin und ihr Team Vorkehrungen getroffen. Und damit stehen sie nicht alleine da. Alle Pflegeeinrichtungen und auch das Uniklinikum haben Vorkehrungen für eine zweite Corona-Welle getroffen. Hier ein Blick auf die Lage.
„Unser Fokus liegt bei den Mitarbeitern, die von einer Reise zurückkehren und ein negatives Testergebnis vorlegen müssen“, betont Greger. Auf Schutzmaßnahmen, wie Abstandsregeln und Hygienerichtlinien werde nach wie vor geachtet, Bewohner und Besucher werden darauf aufmerksam gemacht. Ein Teil der Bewohner werde nun routinemäßig getestet. „Unser Auftrag ist es, eine Ausbreitung zu verhindern. Gerade unsere Bewohner zählen zur Risikogruppe“, sagt Greger.
Zur städtischen Altenhilfe gehören Heime und ein Pflegedienst
Die städtische Altenhilfe ist ein großer Träger, zu dem fünf städtischen Senioreneineinrichtungen, ein ambulanter Pflegedienst und zwei Tagespflegen zählen. Die Einrichtungen verfügen jeweils über ein Lager mit Schutzausrüstung. „Wir haben nach den Erfahrungen der ersten Welle auch ein übergeordnetes Pandemielager eingerichtet. Wir wollen nie wieder in die Notlage kommen, über nicht ausreichend Schutzausrüstung zu verfügen“, sagt Greger. Die Aufgabe der Politik sei es, darauf zu achten, dass die Ausrüstungen nicht mehr zu astronomischen Preisen gekauft werden müssten, sagt die Werkleiterin.
In der Corona-Krise geriet das Pflegesystem an seine Grenzen
Als sich die Pandemie im Frühjahr in der Region ausbreitete, musste Eckard Rasehorn, Chef der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Augsburg, feststellen, wo das Pflegsystem an seine Grenzen gestoßen sei. Etwa bei der Verlegung von Senioren aus dem Krankenhaus zurück in ihre Einrichtungen. „Gerade dementen Menschen ist eine Quarantäne nicht zu vermitteln. Ihre Freiheit müsste eingeschränkt werden, etwa durch eine eigene geschlossene Station“, sagt er. Aufgrund des Coronavirus ist eine mehrtägige Quarantäne zur Pflicht geworden – Neuaufnahmen müssten zum Schutz der anderen Bewohner isoliert werden, genauso wie Rückverlegungen aus dem Krankenhaus. „Dafür würde sich ein Einzelzimmer anbieten. Doch das steht nicht jeder Einrichtung im ausreichenden Maß zur Verfügung“, sagt Rasehorn. Bei Senioren, die in Kurzzeitpflege kommen, gestalte sich die Situation ebenfalls schwierig. „Sie können dann eine Woche nur im Zimmer sein, was wenig attraktiv ist.“ Eine allgemeine Lösung gebe es dafür nicht. Zuletzt habe jede Einrichtung versucht, diese Herausforderungen für sich zu lösen.
Augsburg bräuchte eine Isolierstation für demente Senioren
Bei der Stadt Augsburg sind diese Probleme bekannt. Für den Fall, dass die Infektionszahlen stark ansteigen, müssten Vorbereitungen getroffen werden. Der städtische Sozialplaner Klaus Kneißl sieht bei stark dementen Senioren, die eine hohe Mobilität aufweisen, ein Problem auf die Einrichtungen zukommen, wenn es um die notwendige Isolation geht. Eine eigens dafür eingerichtete Station könnte Krankenhäuser und Altenheime entlasten. „Für Augsburg bräuchte man wohl 10 bis 15 Quarantäneplätze“, schätzt der Sozialplaner, der an einem Konzept arbeitet.
Das Coronavirus stellte den pflegerischen Bereich vor mehrere Herausforderungen. Um Probleme rasch zu erkennen und Absprachen zu verbessern, wurde im Frühjahr ein Runder Tisch gegründet. Dort treffen sich unter anderem Vertreter der Stadt, der Altenheime und der Kliniken. „Das ist ein gutes konstruktives Miteinander in einer schwierigen Zeit. Der Runde Tisch hat uns enger zusammengeführt“, sagt Susanne Arnold, die Pflegedirektorin am Augsburger Uniklinikum ist. Probleme, wie eine stockende Rückverlegung wurden dort offen angesprochen.
Nach Absprache: Patienten können länger in der Uniklinik bleiben
Die Uniklinik habe an ihrem „Überleitungsbogen“ an die Pflegeeinrichtungen gearbeitet. „Ansprechpartner wurden benannt, neue Strukturen geschaffen und Einzelfallentscheidungen getroffen“, so Arnold. Manchmal habe es die Möglichkeit gegeben, dass ein Patient länger im Krankenhaus bleiben konnte, bevor es zurück in die Pflegeeinrichtung ging. „Grundsätzlich arbeiten wir daran, dass die Akteure rechtzeitig über die Entlassungen der Patienten in Kenntnis gesetzt werden. Manchmal war das sehr kurzfristig“, sagt Arnold. Eine Isolierstation für stark demente Patienten könnte die Einrichtungen bei einer zweiten Welle entlasten, findet auch sie.
Der Pflegebereich an der Uniklinik braucht Corona-Tests
Für den pflegerischen Bereich am Klinikum sei es auch wichtig, genug Material für Abstriche zu haben. „Wir testen viel. 48 Stunden bevor Patienten in Pflegeheime zurückverlegt werden, werden sie von uns auf Corona getestet“, sagt Arnold. Im Frühjahr seien aufgrund der sich schnell verändernden Corona-Situation teilweise sehr kurzfristig neue Vorgaben vom Ministerium gekommen, die sofort umgesetzt werden mussten. Arnold: „Damit das gelingt, muss man sich gut abstimmen.“
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