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Augsburg: Wie man Tauben zum Umzug bewegt

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Wie man Tauben zum Umzug bewegt

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    Heinz Paula zeigt vor dem Taubenturm in Göggingen eines der Plastikeier, gegen die die echten Taubeneier ausgetauscht werden.
    Heinz Paula zeigt vor dem Taubenturm in Göggingen eines der Plastikeier, gegen die die echten Taubeneier ausgetauscht werden. Foto: Peter Fastl

    Tauben können schon eine Plage sein. Wenn sie, wie im Herrenbach, hartnäckig ihren Taubenturm verweigern und stattdessen munter weiter auf Balkonen brüten und diese mit ihren Hinterlassenschaften verunstalten, wird schnell der Ruf nach radikaleren Lösungen laut. Dabei ist jetzt vor allem Geduld gefragt, sagt die Gögginger „Taubenmutter“ Ricarda Faltermayer. Seit 2008 betreut sie den Taubenturm in Göggingen und kann mittlerweile gute Erfolge vermelden. 1200 Eier hat sie im vergangenen Jahr dort eingesammelt und durch Attrappen ersetzt. Die Gögginger Tauben haben ihren Turm mittlerweile voll angenommen, so die Tierschützerin. Rund einen Kilometer um den Turm ist der Radius, in dem die Tauben jetzt unter Kontrolle sind.

    Den Hunger zunutze machen

    Der Gögginger Turm wird vom Tierschutzverein Augsburg betreut. Dessen Vorsitzender, Heinz Paula, ist von dem Projekt überzeugt. „Seit wir den Turm in Göggingen haben, hat sich die Anzahl der Tauben enorm reduziert“, sagt er. Das Konzept sei allen anderen Maßnahmen überlegen. „Fütterungsverbote oder Vergrämen funktionieren einfach nicht“, ist er überzeugt. Augsburgweit seien an elf Standorten letztes Jahr rund 9000 Eier eingesammelt worden. Bis die Gögginger Tauben ihren Turm akzeptierten, sei viel Arbeit und Mühe notwendig gewesen, berichtet Ricarda Faltermayer. Der Turm steht am Fabrikkanal, in der Nähe der B-17-Brücke. „Die Gögginger haben prophezeit, ich kriege die Tauben nie in den Turm, erinnert sich Faltermayer. Zuerst habe sie die Tiere an ihrem Stammplatz unter der Brücke gefüttert, dann die Futterstelle immer näher in Richtung Turm verlegt. Fast ein Jahr habe es gedauert, bis die Tauben ihr Futter schließlich im Turm holten. Tauben seien enorm ortstreu und nur schwer zu einem Standortwechsel zu bewegen. „Man muss den Hunger der Tauben nutzen“, so die Expertin.

    Bis die Kleinen flügge sind

    Völlig unmöglich zum Umzug zu bewegen seien brütende Tauben. „Man muss den Tieren die Brutmöglichkeiten konsequent nehmen und die Eier entfernen“, sagt sie an die Adresse der geplagten Herrenbacher mit ihren Balkontauben. Wenn die Tiere erst einmal geschlüpft sind, sei es zu spät – denn die Küken dürften aus Tierschutzgründen natürlich nicht weggenommen werden. „Dann bleibt nichts anderes übrig als zu warten, bis die Kleinen flügge sind“, beschreibt sie das Vorgehen. Von Netzen, um beispielsweise den Balkon zu schützen, hält sie gar nichts. Regelmäßig verfingen sich darin Tiere und gingen elendig zugrunde. Damit die Tiere in den Turm zögen, müsse dieser in Ruhe gelassen werden. Da hat Faltermayer in Göggingen jahrelange Kämpfe ausgefochten. „Die Leute haben Steine und im Winter Schneebälle auf den Turm geworfen.“ Sie sei regelmäßig angefeindet worden – wohl auch, weil die Menschen nicht verstanden, was es mit dem Turm auf sich hat. „Viele dachten, wir züchten hier Tauben“, sagt sie im Nachhinein lachend. Mittlerweile bekomme sie fast nur noch Zuspruch von den Spaziergängern, die ihr für die Arbeit dankten oder für ein kurzes „Fachgespräch“ über Tauben stehen blieben.

    Der Turm muss regelmäßig gereinigt werden

    Mittlerweile ist Ricarda Faltermayer seit 22 Jahren für das Augsburger Stadttaubenkonzept ehrenamtlich im Einsatz. Neben Göggingen betreut sie auch den Taubenschlag im Univiertel. Die Arbeit ist zeitaufwendig, neben dem Füttern müssen die Türme auch regelmäßig sauber gemacht werden. Das dauert zumeist den ganzen Vormittag, berichtet sie. „Ich mache den Taubenschlag sauber, streue ein und spachtel den Kot von den Treppen ab“, beschreibt sie ihre Tätigkeiten. Und natürlich tauscht sie die frisch gelegten Eier gegen Exemplare aus Gips oder Kunststoff aus. „In den letzten vier Tagen haben die Tauben hier 16 Eier gelegt“, so Faltermayer. Wenn sie kranke oder verletzte Tauben findet, bringt sie diese auch zum Tierarzt. „Ich mag einfach Tiere“, ist ihre Begründung für den Einsatz. Deshalb ärgert es sie auch, wenn jemand Tauben als „Ratten der Lüfte“ bezeichnet. „Wenn die Tiere wirklich Krankheiten verbreiten würden, hätte ich das längst gemerkt“, ist sie überzeugt. Sie hofft, dass auch in den anderen Stadtteilen Menschen die Geduld aufbringen, die Tauben zum Umzug zu bewegen. Damit wäre Tieren und Menschen geholfen.

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