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Augsburg: Wie geht es nach dem Aus der Hermann-Schmid-Akademie weiter?

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Wie geht es nach dem Aus der Hermann-Schmid-Akademie weiter?

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    Die private Hermann-Schmid-Akademie in Augsburg stellt zum Ende des Schuljahrs den Betrieb ein.
    Die private Hermann-Schmid-Akademie in Augsburg stellt zum Ende des Schuljahrs den Betrieb ein. Foto: Silvio Wyszengrad

    Es ist ein schwieriger Termin für Nicole Schmid am Freitagvormittag. Sie ringt sichtlich um Fassung, als sie bei einer Pressekonferenz das Aus der Hermann-Schmid-Akademie bekannt gibt. Ihr Vater Hermann hat die Schule gegründet, die Augsburger Privatschule gibt es seit 32 Jahren. Zum Schuljahresende wird sie aber den Betrieb einstellen. Rund 560 Schüler sind betroffen. Zuletzt gab es an der Schule mehrere Konflikte, die öffentlich ausgetragen wurden. Nicole Schmid sagt, deshalb sei es nicht mehr gelungen, ausreichend Lehrkräfte zu finden. Am Donnerstag hatte die Akademieleitung zunächst Schüler, Eltern und Lehrer über die bevorstehende Schließung informiert, am Freitag folgte dann die Pressekonferenz. Eltern äußerten sich entsetzt über die bevorstehende Schließung.

    „Die Kinder sind zum Spielball der zerstrittenen Parteien geworden“, klagte eine Mutter, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. Sie hätten sich für ihren Sohn bewusst für eine Privatschule entschieden – und stünden jetzt ohne Alternative da. „Ich bin auch vom Kultusministerium enttäuscht, das die Schule nicht übernimmt und als Realschule weiterführt“, sagt sie.

    Aus für Augsburger Privatschule HSA: Betroffen sind rund 560 Schüler

    Die Akademie betreibt derzeit fünf Schulen, darunter eine Technikerschule, eine Wirtschaftsschule und eine Realschule. Rund 200 Schüler sollen zum Ende des Schuljahrs noch regulär ihre Abschlüsse machen können. Etwa 360 Schüler, davon etwa die Hälfte Realschüler, benötigen indes ab September einen Platz an einer anderen Schule.

    Die Schließung hat nur bedingt etwas damit zu tun, dass die Verantwortlichen der Akademie derzeit auch im Fokus der Staatsanwaltschaft sind. Ermittler hatten im November Büros der Schule und zwei Privatwohnungen durchsucht, es geht um den Verdacht des Subventionsbetrugs. Im Raum steht der Vorwurf, dass die Schule staatliche Fördergelder teils zu Unrecht bekommen haben könnte. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft laufen die Ermittlungen noch. Auch die Auswertung der sichergestellten Unterlagen sei noch nicht abgeschlossen.

    Nicole Schmid, die Prokuristin der Träger-GmbH, sieht die Schule allerdings zu Unrecht in ein schlechtes Licht gerückt. Die Berichterstattung über diese und andere Vorwürfe habe ein Bild gezeichnet, schreibt die Prokuristin, „das der Akademie nicht gerecht wird“. Auf dem ohnehin boomenden Arbeitsmarkt habe man deshalb nicht mehr ausreichend Lehrkräfte für einen „qualitativ hochwertigen Schulbetrieb“ gewinnen können. Gerade im Bereich der Technikerausbildung sei das ein größeres Problem gewesen. HSA-Prokuristin Nicole Schmid sagt, es sei ihr ein Anliegen, dass der Übergang für die Schüler so gut wie möglich gelöst werde. In den kommenden Tagen werde mit Schülern und Eltern über das weitere Vorgehen gesprochen, sagt Bernhard Buchhorn, Ministerialbeauftragter für die Realschulen in Schwaben.

    Gerade an Realschulen gibt es zwar wenig freie Kapazitäten. Deshalb wurde erst kürzlich im Bildungsausschuss beschlossen, im Osten der Stadt eine weitere Realschule zu installieren. Buchhorn versichert aber: „Wir werden sicherstellen, dass mit dem Beginn des neuen Schuljahres auch jeder Schüler einen neuen Platz hat. Dafür hat uns beispielsweise bereits das Schulwerk der Diözese Augsburg Unterstützung zugesagt.“ Es müsse sich nicht jeder Schüler auf eigene Faust um einen neuen Platz bemühen, man werde eine gemeinsame Lösung erarbeiten.

    Die Realschüler sollen alle möglichst nahe an ihrem Wohnort unterkommen. Für die erwachsenen Schüler der Technikerschule könnte das Aus der Hermann-Schmid-Akademie bedeuten, dass sie längere Fahrtwege in andere Städte in Kauf nehmen müssen. Allerdings dauert die Ausbildung zum Techniker nur zwei Jahre – der Zeitraum ist also begrenzt. Rund 70 Lehrkräfte sind derzeit nach Angaben von Nicole Schmid an der Akademie beschäftigt, viele von ihnen in Teilzeit, weil sie auch noch einen Hauptberuf haben. Mit dem Betriebsrat soll nun ein Sozialplan erarbeitet werden.

    Gebäude der Hermann-Schmid-Akademie ist seit fünf Jahren in Betrieb

    Die Akademie ist erst vor fünf Jahren in einen Neubau an der Bürgermeister-Ackermann-Straße in Kriegshaber gezogen. Der Förderverein der Schule hatte das Gebäude für rund 21 Millionen Euro errichtet. Bei der Stadt erwägt man nun, dem Verein das Schulgebäude abzukaufen. Bildungsreferent Hermann Köhler (CSU) bestätigte, dass es Gespräche zwischen Vertretern der Akademie und der Stadt gebe. Darin gehe es um die Zukunft des Gebäudes. Die CSU-Stadtratsfraktion schlägt den Kauf des Gebäudes vor. Damit könne innerhalb von kurzer Zeit dringend benötigter Raum für die Augsburger Schulen gewonnen werden. Weil das Peutinger-Gymnasium saniert werden muss, hatte es bereits ohnehin Überlegungen gegeben, die Schule von der Innenstadt in den Bereich des Reese-Areals zu verlegen – und dort neu zu bauen. Diesen Neubau könnte sich die Stadt nun womöglich sparen und stattdessen das Gebäude der Akademie nutzen. Dem CSU-Vorschlag, die Akademie zu erwerben, könne die SPD-Stadtratsfraktion derzeit weder zustimmen noch ihn ablehnen, weil ein dahinterstehendes pädagogisches Konzept fehle, heißt es bei der SPD. Er sehe dahinter vielmehr ein „durchschaubares Wahlkampfmanöver“, sagte deren Fraktionschef Florian Freund.

    Im November hatten Ermittler Büros der Hermann-Schmid-Akademie in Augsburg durchsucht. Es geht um den Verdacht des Subventionsbetrugs.
    Im November hatten Ermittler Büros der Hermann-Schmid-Akademie in Augsburg durchsucht. Es geht um den Verdacht des Subventionsbetrugs. Foto: Annette Zoepf

    Um den Förderverein, der das Schulgebäude besitzt, hatte es zuletzt auch Zwist gegeben. Elternbeiräte rebellierten und wollten wissen, wofür die monatlichen Fördergelder der Eltern, die an den Verein gingen, konkret verwendet werden. Einigen Eltern stieß dabei auf, dass der Verein nur eine Handvoll Mitglieder hat – nah am gesetzlichen Minimum. Die Eltern beschwerten sich, dass ihnen keine Einsicht in die Finanzen gewährt wurde. Von der HSA hieß es, dass man einzelnen Spendern keinen detaillierten Einblick in die Finanzen geben müsse.

    Zuletzt wollte die Akademie auch drei Lehrern, die im Betriebsrat sitzen, kündigen – weil diese falsche und dem Ruf der Schule schädliche Vorwürfe öffentlich gemacht hätten. Es ging dabei unter anderem um den möglichen Subventionsbetrug und Beschwerden des Betriebsrats über eine schlechte Bezahlung. Der Fall liegt beim Arbeitsgericht. Auf Details zu den Vorwürfen ging Nicole Schmid am Freitag nicht ein, betonte aber, mögliche Fehler bei der Beantragung von Fördergeldern seien „ohne jeden Vorsatz“ geschehen. Zudem habe man Lehrer korrekt bezahlt und Spenden ordnungsgemäß verwendet.

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