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Augsburg: Wie es nach Sina Trinkwalders Umzug mit Manomama weitergeht

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Wie es nach Sina Trinkwalders Umzug mit Manomama weitergeht

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    Sina Trinkwalder ist Chefin der Firma Manomama. Auch wenn sie jetzt von Augsburg nach Hamburg zieht, will sie in ihrem Unternehmen präsent bleiben.
    Sina Trinkwalder ist Chefin der Firma Manomama. Auch wenn sie jetzt von Augsburg nach Hamburg zieht, will sie in ihrem Unternehmen präsent bleiben. Foto: Silvio Wyszengrad

    Nur drei Umzugskartons benötigt Sina Trinkwalder, um ihre Kleidung und die Schuhe zu verstauen. Die bekannte Unternehmerin zieht aus Augsburg weg. In Hamburg haben die 41-Jährige und ihr Lebensgefährte eine neue Bleibe gefunden. Hinter dem Umzug stecken persönliche Gründe, über die sie offen spricht. Trinkwalders fester Anlaufpunkt in Augsburg bleibt ihr 14-jähriger Sohn. Er soll hier sein Abitur machen. Und auch ihre Textilfirma Manomama bleibt dem Augsburger Standort erhalten. Die Unternehmerin hat einen genauen Plan, wie sie sich weiter um ihre Firma kümmert.

    In dem Unternehmen arbeiten rund 140 Frauen und Männer. 220.000 Taschen und 5000 Kleidungsstücke werden monatlich angefertigt. Trinkwalder hat überwiegend Menschen eingestellt, die auf dem regulären Arbeitsmarkt keine Chance mehr haben. Für sie soll sich trotz des privaten Umzugs ihrer Chefin nichts ändern.

    Unter der Woche ist Trinkwalder in Augsburg

    Trinkwalder will pendeln, unter der Woche in Augsburg präsent sein, am Wochenende in ihrer neuen Heimat Hamburg. Sie sieht da kein Problem. „Ein modernes Unternehmen funktioniert auch, wenn der Chef nicht immer physisch anwesend ist“, ist sie überzeugt. Sie habe etliche verantwortungsvolle Kollegen, auf die sie sich verlassen könne. „Außerdem haben wir viele Prozesse digitalisiert. Ich kann etwa über mein Smartphone nachschauen, wie viele Taschen wir gerade auf Lager haben.“ Bedenkenträgern nimmt sie den Wind aus den Segeln. „Glaubt man denn, dass ein Joe Kaser fünf Tage die Woche in seinem Siemens-Büro sitzt?“ Es sei der Job eines visionären Kopfes, unterwegs zu sein. Sie sei zuletzt ohnehin meist 100 Tage im Jahr unterwegs gewesen, erzählt Trinkwalder: für Lesereisen oder andere Termine.

    Sina Trinkwalder bezeichnet sich als eine passionierte Bahnfahrerin. „Kaffee trinken, nachdenken, arbeiten, Menschen kennen lernen. Bahnzeit ist für mich eine wunderbare, effektive Zeit.“ Davon hat sie demnächst jede Menge.

    Etwa 140 Frauen und Männer arbeiten in der Firma in Augsburg.
    Etwa 140 Frauen und Männer arbeiten in der Firma in Augsburg. Foto: Silvio Wyszengrad

    Drei Gründe haben die Unternehmerin und Buchautorin zu ihrer Entscheidung bewegt. Die Liebe ist der eine. Vor knapp drei Jahren lernte Trinkwalder ihren Partner kennen. Er arbeitet in Hamburg. „In unserem Alter kann man keine zehn Jahre mehr vergeuden“, begründet sie den Schritt. Hinzu kommt ein Umstand, der weitaus unerfreulicher ist. Die Mutter eines Sohnes erhält massive Drohbriefe aus der rechten Szene.

    Immer wieder bekommt Trinkwalder Hassmails

    An sich ist das für Trinkwalder nichts Neues. Seit ihrem Auftritt in einer Talksendung von Maybritt Illner 2015 bekommt die Augsburgerin immer wieder Hassmails und -post an ihre Firmenadresse geschickt. Trinkwalder hatte in der Show Verständnis für Kanzlerin Merkels Entscheidung geäußert, Flüchtlinge aufzunehmen. Doch der Ton der anonymen Verfasser werde zunehmend aggressiver. Sie berichtet von Zeilen, wie „Sie sehen Lübcke schneller als ihnen lieb ist“.

    Vor wenigen Wochen erst fischte Trinkwalder solch beängstigende Post aus ihrem privaten Briefkasten in Augsburg. Sie war nicht frankiert. Der Verfasser muss vor ihrer Haustür gestanden haben. Für die Unternehmerin war damit eine letzte Grenze überschritten. Sie schaltete die Polizei ein. „Von da an war klar, dass mein Sohn zu seinem Papa zieht.“ Sie sei kein ängstlicher Mensch, betont sie. „Aber ich brauche Abstand davon. Es kann nicht sein, dass ich abends in Augsburg mit einem unguten Gefühl nach Hause radele.“ Wie die Unbekannten an ihre Adresse gelangten?

    Als Hacker Anfang des Jahres Daten von Promis und Politikern ins Netz stellten, war auch Trinkwalder betroffen. Ihre Hamburger Adresse bleibt geheim. Von der Hafenstadt verspricht sich die Textilunternehmerin und Buchautorin Inspiration, die sie in Augsburg nicht mehr findet. „Augsburg ist eine Stadt mit einer gewissen Größe. Wenn man so umtriebig ist, wie ich es bin, hat man irgendwann alles durchgespielt.“ Es gebe vieles, das sie in Augsburg halte, betont die Unternehmerin, die sich mit ihren genähten Rucksäcken „Brichbags“ deutschlandweit für Obdachlose engagiert. „Aber es gibt eben auch vieles, das mich hindert, mich hier persönlich weiter zu entwickeln.“

    Lesen Sie dazu auch: Drohungen und die Liebe: Sina Trinkwalder zieht aus Augsburg weg

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