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Augsburg: Wie eine Demo für gute Bildung in Zeiten von Corona aussieht

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Wie eine Demo für gute Bildung in Zeiten von Corona aussieht

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    Lehrerin Monika Trier kam beim GEW-Infostand für „gute Bildung“ vorbei, an dem Niko Thomas, Yoldas Pire, Elisabeth Wiesholler und Maximilian Richter (von links) Karten mit Forderungen von Bürgern entgegennahmen.
    Lehrerin Monika Trier kam beim GEW-Infostand für „gute Bildung“ vorbei, an dem Niko Thomas, Yoldas Pire, Elisabeth Wiesholler und Maximilian Richter (von links) Karten mit Forderungen von Bürgern entgegennahmen. Foto: Peter Fastl

    Es hätte eine Demonstration für gute Bildung in Augsburg werden sollen. Doch wegen der Corona-Krise wurde aus der geplanten Protestveranstaltung am Samstag ein Infostand mit roter Box auf dem Rathausplatz. Dort konnte man Karten mit Forderungen einwerfen. Neben einigen Lehrern an Grundschulen kamen vor allem Eltern von Schülern der Hermann-Schmid-Akademie (HSA) vorbei. Sie fordern den Erhalt der fünf Privatschulen unter dem Dach der Akademie.

    Bildung in Augsburg: "Zuspitzung der Schulprobleme"

    Veranstalter der Protestaktion am Samstagnachmittag war die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW). Wegen der Risiken für Teilnehmer durch die Corona-Krise habe man sich kurzfristig für eine abgespeckte Lösung entschieden, sagte Niko Thomas von der jungen GEW Bayern. Am Rathausplatz wurde ein Infostand mit einem roten Zettelkasten aufgestellt, in den Passanten Karten mit ihren Forderungen an die Stadt und den Freistaat einwerfen konnten. Diese sollen dann an die Adressaten weitergeleitet werden. Thomas sagte zur aktuellen Lage: „Wie mit der HSA umgegangen wird, ist die Zuspitzung der Schulprobleme, die wir in Augsburg seit Jahren haben.“

    Auf dem Rathausplatz wurden Unterschriften für die Rettung der Hermann-Schmid-Akademie gesammelt.
    Auf dem Rathausplatz wurden Unterschriften für die Rettung der Hermann-Schmid-Akademie gesammelt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Den fünf Privatschulen unter dem Dach der Akademie droht zum Schuljahresende die Schließung. Alle Schüler, die nicht dieses Jahr den Abschluss machen, müssen sich dann womöglich eine neue Schule suchen. Eltern fordern nun, dass die Privatschulen gerettet werden und die Stadt eine aktive Rolle spielen solle, um eine Lösung zu finden. „Die HSA komplett auseinanderzureißen, wäre ein Desaster“, sagt Mutter Sabine Meier. Sie fürchtet auch, dass sie für ihre Tochter auf die Schnelle in Augsburg keinen Platz an einer anderen Realschule finden wird. Für den Erhalt der HSA-Schulen läuft derzeit eine Online-Petition. Innerhalb weniger Tage hätten über 2180 Menschen unterschrieben, so Meier.

    Wegen Coronavirus keine Protestaktion in Augsburg am Samstag

    Generell fordert die GEW, dass Bildung in Bayern an erster Stelle stehen müsse. „Es wird immer so getan, als wäre nicht genug Geld da“, sagt Thomas. Auch die neuen Regelungen von Kultusminister Michael Piazolo sieht der Gewerkschaftsvertreter kritisch. Unter Pädagogen ist der Unmut groß, seitdem der Minister wegen Lehrermangels Anfang Januar zu freiwilliger Mehrarbeit aufgerufen und zugleich verschiedene Maßnahmen verpflichtend vorgeschrieben hatte, die für viele Betroffene Mehrarbeit bedeuten.

    Grundschullehrer müssen ab dem kommenden Schuljahr für voraussichtlich fünf Jahre eine Stunde pro Woche mehr unterrichten. Diese Stunde soll ihnen später gutgeschrieben werden. Ebenso wie an den Mittel- und Förderschulen müssen viele Teilzeitler ihren Stundenumfang aufstocken, der Vorruhestand ist in der Regel erst ab 65 Jahren möglich, Sabbatjahre werden ganz gestrichen.

    Lehrer üben in Augsburg Kritik am Kultusministerium

    Eine betroffene Grundschullehrerin findet es schade, dass am Samstag wegen Corona keine große Protestaktion in Augsburg möglich war. Sie sei leidenschaftlich gerne Pädagogin. Die anstrengende Tätigkeit habe sie jedoch gesundheitlich angegriffen, weshalb sie mit 64 in den Ruhestand gehen wollte. Das sei jetzt nicht mehr möglich. „Warum hatte das Kultusministerium die Entwicklung der Schülerzahlen nicht im Blick“, fragt sie sich. Eine jüngere Pädagogin sagt, es sei ungerecht, dass Grundschullehrer schlechter bezahlt werden als Gymnasiallehrer. Gerade in Kindergärten und Grundschulen werde der Grundstein für eine gute Integration gelegt, was gerade in Augsburg mit vielen Migranten sehr wichtig sei.

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