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Augsburg: Wie eine 58-Jährige von einem Telefonbetrüger abgezockt wurde

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Wie eine 58-Jährige von einem Telefonbetrüger abgezockt wurde

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    Auch wer glaubt, nicht auf einen Telefonbetrüger hereinzufallen, kann überrumpelt werden.
    Auch wer glaubt, nicht auf einen Telefonbetrüger hereinzufallen, kann überrumpelt werden. Foto: Matthias Becker, dpa (Symbolfoto)

    Auch wenn ihr Telefon eine Durchwahl der Sparkasse anzeigte, Karin K.* fand den Anrufer, der sich als Bankmitarbeiter ausgab, seltsam. Sie hatte kein gutes Bauchgefühl. Doch als der Mann, der sich als Herr Müller von der Sparkasse ausgab, ihre aktuellen Kontobewegungen auf die Summe genau nennen konnte, glaubte sie an den Bankmitarbeiter. Wenig später rutschte ihr Kontostand ins Minus. Solch ein Betrug am Telefon ist kein Einzelfall.

    Betrug in Augsburg: Gutgläubige Menschen werden zu Opfern

    Sie geben sich als vermeintliche Polizeibeamte, Bankmitarbeiter oder Enkel aus. Immer wieder schaffen es Kriminelle am Telefon, gutgläubigen Menschen Geld abzuknöpfen. Auch Karin K. aus Haunstetten. Sie ist eine 58 Jahre alte, bodenständige, berufstätige Frau und Mutter, die im Leben steht. Dass ausgerechnet sie zum Betrugsopfer wurde, ist ihr offenbar unangenehm. Deshalb lässt sie ihre 39 Jahre alte Tochter Inge* den Vorfall erzählen.

    „Dieser angebliche Bankangestellte, der unter einer Nummer der Sparkasse Haunstetten bei meiner Mutter anrief, sagte ihr, es gebe einen Fehler im System und ihr Konto würde gesperrt.“ Das sei aber kein Problem, beruhigte der Anrufer. Wenn Maria K. ihm die sechsstellige Nummer nenne, die auf das Handy ihres Ehemannes geschickt werde, könne er es entsperren. „Meine Mutter sagte noch, sie wolle dazu lieber persönlich in die Filiale kommen“, schildert die Tochter. Der Anrufer entgegnete, dass es wegen Corona bis zu einem Termin dauere. Ihr müsse klar sein, dass so lange das Konto gesperrt sei.

    Wie Karin K. auf den Betrüger herein fiel

    Als Karin K. weiter zögerte, bemühte sich der Mann um ihr Vertrauen. Er sagte ihr, er habe als Bankmitarbeiter gerade Einblick auf ihr Konto. „Tatsächlich nannte er meiner Mutter die letzten Überweisungen.“ Maria K. gab ihm schließlich den sechsstelligen Code, der auf dem Handy ihres Mannes erschien.

    Sie dürfe jetzt zwei Stunden nicht aufs Konto schauen, sonst müsste die Prozedur wiederholt werden, warnte der Anrufer. Doch Karin K. sah nach. Plötzlich fehlten ihr 3000 Euro. „Jetzt ist mein Konto im Minus“, habe sie entgeistert am Telefon gerufen. Da müsse er mit der Rechtsabteilung sprechen, meinte der Mann – dann war die Leitung tot. Die 58-Jährige war einem Betrüger aufgesessen. „Dieser Fall ist leider nicht außergewöhnlich“, berichtet Polizeisprecherin Maria Enslin.

    Auch komme es immer wieder vor, dass vermeintliche Polizeibeamte oder Bankmitarbeiter unter den tatsächlich bekannten Telefonnummern anrufen würden. „Die Nummern kann man sich technisch generieren lassen“, weiß Enslin.

    Betrug per Telefon: Die Tipps der Augsburger Polizei

    Die Polizei rät bei aufkommenden Zweifeln während eines Telefonats aufzulegen und anschließend bei der Behörde oder der Bank anzurufen, um nach dem Mitarbeiter zu fragen. „Aber bitte nicht diese eine Nummer zurückrufen, sonst landet man wieder beim Betrüger.“ Skeptisch sollte man immer werden, wenn am Telefon vertrauliche Daten und Codes abgefragt würden. Die Polizeisprecherin rät, sofort die Bank und die Polizei zu kontaktieren.

    Aktuelle Fälle: Mit diesen Tricks arbeiten Kriminelle

    Falscher Polizist verbreitet Angst vor Einbrechern: Die Opfer – oft Senioren – werden angerufen. Der Anrufer gibt sich als Polizist aus und teilt mit, dass Einbrecher festgenommen worden seien. Ein Täter sei flüchtig. Bei den Einbrechern sei eine Adressliste gefunden worden, auf der auch der Name des Opfers stünde. Dem Opfer wird erklärt, dass ein Einbruch drohe und er alle Wertgegenstände bereitlegen soll. In Kürze komme ein Kollege, der die Sachen „vorsorglich sicherstellt.“ Es gibt noch eine ähnliche Masche: Hier wird dem Opfer erklärt, dass in seiner Hausbank ein „Maulwurf“ sitze und sein Geld dort nicht mehr sicher sei. Das Opfer wird angewiesen, die Konten abzuräumen und das Geld danach einem – natürlich falschen – Polizisten zu übergeben.

    Betrug beim Autokauf über das Internet: Das Opfer findet eine Internetanzeige für ein günstiges Auto. Die Kommunikation mit dem Verkäufer findet meist nur per E-Mail statt. Der Täter gibt vor, dass der Wagen im Ausland stehe und von einer Spedition nach Deutschland gebracht werde. Das Opfer könne sich den Pkw dann in Ruhe ansehen. Der Kaufpreis soll vorab auf ein Treuhandkonto des Spediteurs überwiesen werden. Der genannte Spediteur ist oft eine tatsächlich existierende Firma, das Konto gehört aber nicht zu dieser Firma.

    Angebote für Immobilien, die es gar nicht gibt: Es ist das gleiche Spiel wie beim Autoverkauf. Nur wird dieses Mal eine günstige Wohnung angeboten. Der Täter gibt vor, im Ausland zu sein und nicht zur Wohnungsbesichtigung kommen zu können. Er verlangt eine Anzahlung auf Kaufpreise oder Miete auf ein Treuhandkonto und will dann die Schlüsselübergabe für die Wohnungsbesichtigung arrangieren. Dafür werden auch echte Anzeigen einfach kopiert und mit neuen Kontaktdaten versehen.

    Ein Job als Finanz- oder Paketagent: Die Betroffenen stoßen meist im Internet auf Jobangebote – versprochen werden einfache Arbeit und angemessener Verdienst. Ein persönlicher Kontakt zwischen dem Betroffenen und der angeblichen Firma kommt in aller Regel nicht zustande. Alles läuft übers Netz. Der „Paketagent“ übernimmt Versandaufgaben für die im Ausland sitzenden Täter. Diese bestellen Waren auf den Namen des „Agenten“ und lassen sie zu dessen Adresse liefern. Er sendet die Pakete an eine ausländische Anschrift, meist in Osteuropa, weiter. Die Ware wird von den Tätern nie bezahlt, der „Agent“ bleibt auf den Rechnungen sitzen. „Finanzagenten“ werden von den Tätern benutzt, um an Geld zu kommen, das sie für fingierte Verkäufe im Internet erhalten. Die Täter lassen sich das Geld auf ein Konto ihres „Agenten“ überweisen. Er hebt es ab und leitet es per Bargeldtransferdienst ins Ausland weiter. Den Betroffenen droht dafür auch ein Verfahren wegen Geldwäsche.

    Das haben Karin K. und ihr Mann dann auch getan. „Weil sie so schnell reagierten, konnte das Geldinstitut den Transfer zurückverfolgen. Das Geld war auf einem Konto in Sachsen“, erzählt die Tochter. Nicht alle Betrugsopfer haben dieses Glück. Oft ist das Geld einfach weg. Solche Fälle, wie bei Karin K. geschehen, gebe es hin und wieder, sagt Petra Schöll von der Stadtsparkasse Augsburg. „Wir sensibilisieren Kunden, dass sie weder TAN noch PIN herausgeben dürfen.“

    Die Polizei rät bei Verdacht: Auch auf das Bauchgefühl hören

    Wie der Betrüger Zugriff auf Konto und Handy der Familie K. haben konnte? „Es wird vermutet, dass sich der Betrüger über eine Phishing-Mail eingehackt hat“, meint Karin K.’s Tochter. Ihr Vater habe vor geraumer Zeit eine angebliche Mahnung eines Versandhändlers per Mail erhalten. Laut Polizeisprecherin Maria Enslin meint jeder, nicht auf Betrüger hereinzufallen. „Aber wenn man überrumpelt wird und zudem die Telefonnummer kennt, kann es passieren.“ Manchmal hilft es wohl auch, auf sein Bauchgefühl zu hören.

    (*Namen geändert)

    Mehr über Betrugsmaschen unter www.polizei-beratung.de.

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