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Augsburg: Wie "Suslet" nachhaltige Mode in Augsburg etablieren will

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Wie "Suslet" nachhaltige Mode in Augsburg etablieren will

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    Fabian Frei (links) und Wolfgang Schimpfle in ihrem Mode-Outlet Suslet. Die Innenausstattung haben die beiden Augsburger großteils selbst gebaut.
    Fabian Frei (links) und Wolfgang Schimpfle in ihrem Mode-Outlet Suslet. Die Innenausstattung haben die beiden Augsburger großteils selbst gebaut. Foto: Foto: Annette Zoepf

    Der stationäre Handel, im speziellen die Textilbranche, ächzt: Der Druck durch die Onlinehändler ist groß. Immer wieder geraten Unternehmen in Schwierigkeiten. Vor einiger Zeit hat Wöhrl ein Schutzschirmverfahren beantragt, jetzt hat K&L nachgezogen und will sein Konzept auf diesem Weg wieder auf zukunftssichere Beine stellen.

    Dass Experten den Start neuer, junger Unternehmer in der Modebranche daher als schwierig bezeichnen, wundert nicht. Umso paradoxer scheint es, dass zwei Augsburger ausgerechnet in dieser Phase das Modeoutlet Suslet gründen – das nach eigenen Aussagen weltweit erste für für nachhaltige Ware, also biologisch erzeugte Stoffe ohne Kinderarbeit, dafür mit fairen Herstellungsbedingungen. Kann das gut gehen?

    Kann es, sagen die Gründer Fabian Frei und Wolfgang Schimpfle und sehen genau im Paradoxen ihre Chance. „Wir sind von nachhaltig produzierter Mode überzeugt. Dazu kommt, dass wir mit unserem Angebot eine Nische bedienen. Für nachhaltige Mode gelten andere Spielregeln. Wir müssen nicht ständig neue Kollektionen liefern, online aktiv sein und jeden Trend mitgehen. Bei uns zählt, wie unsere Produkte gefertigt werden“, erklären sie.

    Outlet-Konzept im Pop-up-Laden getestet

    In der Ludwigstraße 16 haben Frei und Schimpfle am Samstag ihren Laden eröffnet. Eine perfekte Lage für ihr Klientel, finden sie – und im Gegensatz zur direkten Innenstadt bezahlbar. „Auf der anderen Straßenseite oder gar in der Annastraße sind die Mieten teils um das Zehnfache höher. Hier hat man es noch nicht geschafft, die Mieten an das veränderte Kaufverhalten anzupassen“, sagt Schimpfle. Dass in der Randlage Kunden ausbleiben, glauben die Jungunternehmer nicht. Sie haben sich den Markt angesehen und ihr Konzept zunächst im städtischen Pop-up-Laden in der Barfüßerstraße getestet. Hier haben sie festgetellt, dass sich die Branche stark entwickelt, nachhaltige Mode in aller Munde, aber noch nicht bei jedem im Kleiderschrank angekommen ist. „Wir haben eine Umfrage gemacht die ergeben hat, dass 70 Prozent der Befragten noch nie nachhaltige Mode gekauft haben. Es gibt also ausreichend Potenzial“, ist Frei überzeugt.

    Die Argumente, Bio-Klamotten seien altbacken oder teuer, wollen die Augsburger in ihrem Outlet widerlegen. Dafür haben sie 25 „trendige Marken“ aus Augsburg, Deutschland und der Welt in ihr Sortiment aufgenommen. Darunter ihr eigenes Label Degree, Greentee oder Feuervogl. Für die Generation 18 plus ist ebenso etwas dabei wie für Ältere, Teenager und bald auch Kinder. Die Preise liegen 30, teils 70 Prozent unter der Auszeichnung der Hosen, Shirts oder Pullover . „Suslet könnte so zu einer Art Einstiegsdroge für nachhaltige Mode werden“, meint Frei.

    Markenhändler wollen bei Suslet verkaufen

    Dass die beiden Jungunternehmer auf der richtigen Welle schwimmen, zeigt der große Zuspruch für ihre Idee. Viele Marken sind bereits auf die Augsburger zugekommen und wollen bei Suslet verkaufen. Auch Händler haben bereits angefragt. Aus Ulm, Wien und München liegen Anfragen vor, das Suslet-Konzept als Franchise auch in diesen Städten aufzubauen. Das geht Schimpfle und Frei allerdings zu schnell. „Unser Ziel ist es durchaus, weitere Filialen zu eröffnen. Aber erst einmal muss der Laden in Augsburg auf solide Beine gestellt und das Konzept noch verfeinert werden“, sind sie sich einig.

    Dass Augsburg der Stammsitz für ihr neues Unternehmen werden würde, war dabei von Beginn an klar. „Wir haben mit unserer eigenen Marke Degree hier bereits ein Unternehmen für nachhaltige Mode aufgebaut und haben deshalb hier auch unsere Basis“, meint Frei. Immerhin sei in Augsburg auch die Idee für das Outlet entstanden. Weil bei Degree immer wieder Musterteile und Stücke aus alten Kollektionen übrig waren, haben sich die Rimengründer einen Abverkaufweg für genau diese Produkte überlegt. „Da haben wir uns dann einfach der Idee aus der konventionellen Branche bedient und ein Outlet für nachhaltige Mode kreiert“, erzählt Schimpfle.

    Das kam auch bei Kollegen an, die schnell ihre Lieferung zusicherten. An bestehende Outlets wie TK Maxx zu verkaufen, kommt für viele von ihnen nämlich nicht in Frage. Hier müssten größere Mengen geliefert werden, was nicht jedes nachhaltige Label kann. Zudem entsteht der Eindruck, die Mode würde verramscht. Bei Suslet dagegen richtet sich das Konzept direkt an die Branche und ihre Kunden. Das führt in den Augen der Augsburger weitaus besser zum Erfolg.

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