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Augsburg: Wie Migranten zur Corona-Impfung bewegt werden sollen

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Wie Migranten zur Corona-Impfung bewegt werden sollen

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    Ein Infobus der Stadt Augsburg wirbt für die Corona-Impfung: am Donnerstag bei einer Sprachschule in der Innenstadt.
    Ein Infobus der Stadt Augsburg wirbt für die Corona-Impfung: am Donnerstag bei einer Sprachschule in der Innenstadt. Foto: Annette Zoepf

    Die einen haben monatelang sehnlichst auf ihre Impfung gegen das Coronavirus gewartet. Andere wollen sich nicht immunisieren lassen, weil sie Vorbehalte haben oder glauben, es ginge auch ohne. Unter Menschen mit Migrationshintergrund, darunter Geflüchteten, ist die Skepsis gegenüber dem Vakzin offenbar verbreiteter als in anderen Bevölkerungsgruppen. Das haben auch Bernd Weichlein und seine Frau Sabine Steinacher bei einer Umfrage in ihrer Sprachschule Augsburger Deutschkurse (ADK) herausgefunden. "Es herrscht große Skepsis. Bei uns sind zwar alle Lehrkräfte, aber nur wenige Schüler geimpft", sagt

    Hinweis auf die mobile Corona-Impfaktion in Oberhausen

    Der Schulleiter erzählt: "Wir haben uns gedacht, dass das Corona-Infomobil der Stadt etwas für uns wäre. Denn wenn danach zehn Personen über eine Impfung nachdenken, wäre das schon gut." Am Donnerstagvormittag nun steht der Bus im Hof der Schule an der Schaezlerstraße. Im Zehn-Minuten-Takt scharen sich die Klassen um den Tisch mit den Informationsbroschüren in mehreren Sprachen und hören zu, wie Carolin Raab den Inhalt der Flyer erläutert und auf die aktuell laufende mobile Impfaktion in Oberhausen hinweist. Auch Azaliia Sibgatullina, 19, ist mit ihrer Gruppe in den Hof gekommen. Sie sei bereits geimpft, verrät die junge Frau, die aus Russland stammt. Die Corona-Infektion ihrer Großeltern in der Heimat sei ein Grund gewesen, sich beim Hausarzt die Spritze verabreichen zu lassen. Sibgatullina könnte sich vorstellen, nun auch in ihrer Klasse Überzeugungsarbeit zu leisten.

    Mariana Girbu, 34, ist prinzipiell bereit für die Immunisierung. "Für mich ist das okay", sagt sie. Die gebürtige Rumänin hat im vergangenen November am eigenen Leib erfahren, wie sehr einen die Infektion außer Gefecht setzen kann. "Ich hatte fünf Wochen starken Husten, außerdem Kopfschmerzen und Fieber." Das wolle sie nicht noch einmal durchmachen müssen. Girbu kennt aber Menschen, die große Vorbehalte gegenüber der Impfung haben. "Eine Bekannte befürchtet, danach keine Kinder mehr bekommen zu können."

    Falschinformationen zur Corona-Impfung sind verbreitet

    Dass in der Bevölkerung Irrtümer und Falschinformationen zur Corona-Impfung kursieren, weiß auch die Stadt. Raab und ihr Team haben deshalb bei ihren Veranstaltungen eine Broschüre in mehreren Sprachen dabei, die Behauptungen wie "Corona kann Krankheiten wie Krebs verursachen" oder "In den Impfstoffen sind Mikrochips enthalten" widerlegen sollen. Im Anfängerkurs von Lehrer Philipp Lichtenstein könnte der Flyer gute Dienste erweisen. "In meiner Klasse sind wohl nur zwei von zwölf Teilnehmern geimpft", sagt er. Eine junge Frau bestätigt diese Tendenz. "Ich überlege noch", sagt sie.

    Im Fortgeschrittenenkurs der Stufe B1 sitzen ebenfalls Schülerinnen und Schüler mit Bedenken. "Ich möchte die Impfung nicht, weil ich ihr nicht traue", sagt etwa die 19-jährige Dilara Erdogan. Sie sorge sich wegen möglicher Spätfolgen in ein paar Jahren. Anatoli Genov hingegen hat die erste Impfung bereits hinter sich. "Am 30. Juli kommt die zweite", sagt der Bulgare. Ihm gehe es nicht nur darum, sich vor einer Infektion zu schützen. "Ich möchte auch verreisen."

    Während die Klassen der Sprachschule wieder in ihre Zimmer gehen und im Deutschunterricht das Thema noch nacharbeiten, verlässt das Infomobil den Hof der Sprachschule. Carolin Raab und ihr Team sind seit einigen Monaten schwer auf Achse. Sie fahren Orte und Institutionen an, für die das Mobil konkret angefragt wurde. Darüber hinaus sind sie Vorfeld der mobilen Impfaktionen in den jeweiligen Stadtteilen unterwegs, um die Menschen dort übers Impfen zu informieren und dafür zu werben.

    43 Prozent der Augsburger sind vollständig geimpft

    Wie die Stadt am Donnerstag mitteilt, haben 53 Prozent der Bürger bisher zumindest eine Impfung erhalten, 43 Prozent sind komplett gegen das Coronavirus geimpft. Vor einer Woche lagen beide Werte noch um zwei Prozentpunkte niedriger. Um das Impftempo zu steigern, hat die Stadt in Oberhausen einen Impfbus stationiert. Auch Schüler und Eltern werden gezielt angesprochen. Man wolle den Anteil der geimpften Bürger steigern, nachdem es inzwischen genug Impfstoff gebe, so die Stadt. An diesem Wochenende (Freitag bis Sonntag) können Impfwillige ohne Termin ins Impfzentrum an der Bgm.-Ulrich-Straße kommen. Zwischen 9 und 19 Uhr wird geimpft. Nötig sind eine vorherige Registrierung auf dem bayerischen Impfportal und ein Personalausweis und der gelbe Impfpass.

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