Die vergangenen Wochen haben den Augsburger Schulfamilien viel abverlangt. Das ansteigende Infektionsgeschehen mit all seinen Folgen wie Quarantäne, Distanzunterricht und Vertretungsstunden hat den Schulbetrieb in einigen Einrichtungen beeinträchtigt. Vier Schulleiter haben an weiterführenden Schulen in dieser turbulenten Phase ihren Dienst aufgenommen. Sie schildern, wie sie die Anfangszeit gemeistert haben und vor welche Herausforderungen sie gestellt wurden.
Elisabeth Wahl, 62, nutzt die Ruhe der Allerheiligenferien, um einige Sachen abzuarbeiten. Kurz vor den Ferien hatte es auch das Bayernkolleg erwischt: Nach einem Corona-Fall mussten eine Klasse und fünf Lehrer in Quarantäne. "Im Vergleich zu manch anderen Schulen ist das vielleicht wenig, aber wir haben schnell gemerkt, wie sehr die Lehrer fehlen", sagt die Schulleiterin. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie den Unterricht für die kommende Zeit geplant. "Unsere Raumplanung ist abgeschlossen", sagt sie. Aufgrund des hohen Augsburger Inzidenzwertes müssen Klassen an weiterführenden Schulen in der Stadt nach den Ferien geteilt werden, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. "Nachdem wir nicht so große Klassen haben und nun wirklich alle Räume in Anspruch nehmen, werden wir keine Schüler in den Distanzunterricht schicken müssen", ist Elisabeth Wahl froh.
Augsburger Bayernkolleg fiebert dem Umzug entgegen
Seit 2005 ist die Biologie- und Chemielehrerin am Bayernkolleg, wo Erwachsene auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nachholen können. "Ich habe großen Respekt vor denjenigen, die finanziell zurückstecken und von der Berufstätigkeit aus oder nach einer Ausbildung ans Bayernkolleg kommen, und sich in drei oder vier Jahren die Allgemeine Hochschulreife erarbeiten." Seit 2014 ist sie stellvertretende Schulleiterin, seit diesem Schuljahr hat sie die Leitung übernommen. Dem Umzug des Bayernkollegs in die sanierten Räume der ehemaligen Pädagogischen Hochschule im kommenden Schuljahr fiebert sie gemeinsam mit der gesamten Schulfamilie entgegen. Wahl: "In dem sanierungsbedürftigen Haus, in dem wir uns jetzt noch befinden, haben wir gerade im Winter immer ein wenig Angst, was wohl als nächstes kaputt gehen wird".
An der Berufsschule VII für Elektro- und IT-Berufe habe sich die Lage auch in den vergangenen Wochen "verschärft", berichtet Schulleiter Oliver Sluka. Aufgrund von Corona-Fällen mussten vereinzelt Lehrer und mehrere Schüler in Quarantäne gehen. "Durch den Blockunterricht entzerrte sich die Situation aber ganz gut, so dass wir bis zu den Herbstferien den Präsenzunterricht aufrecht erhalten konnten." Ab Montag gehe es an der Berufsschule, die sich an der Haunstetter Straße befindet, mit Hybridunterricht weiter. Demnach werden dort Klassen, die mehr als 16 Schüler haben, in zwei Gruppen aufgeteilt und in einem Wechsel aus Präsenz- und Distanzunterricht beschult.
Leiter der Augsburger Berufsschule ist ein Quereinsteiger
Das Thema Corona habe in den vergangenen Wochen alles überlagert, so der 55-Jährige. Seit 2001 unterrichtet der Friedberger an der Berufsschule, seit 2010 hatte Sluka die Position des Stellvertreters inne, bevor er nun das Amt des Schulleiters übernahm. Er ist ein Quereinsteiger, der zunächst das Studium zum Diplom-Ingenieur im Bereich Elektrotechnik studierte und später auf die pädagogische Seite wechselte. Mal von der Corona-Pandemie abgesehen, ist an der Berufsschule VII vor allem die neue "Gläserne digitale Lernfabrik" ein Thema, die durch das Förderprogramm "Exzellenzzentren an Berufsschulen" des Kultusministeriums realisiert werden konnte. "So können unsere Auszubildenden auf die Herausforderungen einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt bestmöglich vorbereitet werden", erklärt er.
Maria Apitzsch, 60, war von Anfang an als Schulleiterin der neuen Bischof-Ulrich-Realschule gefordert. "Wir hatten unseren ersten Corona-Fall in der ersten Schulwoche. Eine Klasse musste daraufhin in Quarantäne", berichtet sie. Erst wenige Wochen zuvor hatte das Schulwerk der Diözese Augsburg die Schule an der Bürgermeister-Ackermann-Straße in Kriegshaber übernommen. Gemeinsam mit ihren Mitarbeitern habe sie den turbulenten Neuanfang gemeistert. An ihrer früheren Schule, dem Gymnasium Maria Stern, habe sie bei einem Corona-Fall vor den Sommerferien bereits Erfahrungen sammeln können. "Ich kannte die Abläufe", sagt sie. Seit knapp 30 Jahren arbeitet sie für Einrichtungen des Schulwerks - unterrichtete viele Jahre Englisch und Katholische Religionslehre am Maria-Ward-Gymnasium und arbeitete dort als Mitarbeiterin im Direktorat.
Das Miteinander an Maria Stern ist Maria Apitzsch wichtig
Als Ständige Stellvertreterin war sie in den vergangenen Jahren am Gymnasium Maria Stern beschäftigt. Als ihr das Schulwerk die Schulleitung der neuen Realschule antrug, habe sie die Aufgabe sofort gereizt. Ihr sei wichtig, dass der Geist einer Katholischen Schule dort Einzug hält. "Das Miteinander ist mir wichtig, bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Die Gemeinschaft soll sichtbar und spürbar zusammenwachsen", betont sie. Die Aystetterin hofft, dass dies trotz dieser besonderen Corona-Situation in den kommenden Monaten möglich sein wird.
Für Alois Mayr, 57, war es eigentlich eine Rückkehr. Bereits als Referendar arbeitete er am Gymnasium bei St. Anna. Als er daraufhin an das Albrecht-Einstein-Gymnasium nach Oettingen wechselte, dachte er, dass es nur ein kurzer Zwischenstopp werde. Doch daraus wurden 28 Jahre, bis er nun schließlich wieder in seine Heimat zurückkehrte und die Schulleitung am Anna übernahm. In Oettingen hatte der Lehrer, der die Fächer Katholische Religionslehre, Latein, Griechisch und Informatik unterrichtet, im Lauf der Jahre viele Funktionen übernommen. "Eine Zeit lang war ich Systembetreuer. Die vergangenen drei Jahre bin ich Mitarbeiter der Schulleitung gewesen."
Die Aufgabe, selber eine Schulleitung zu übernehmen, habe ihn gereizt: Deshalb bewarb er sich um die Stelle am Anna-Gymnasium. Die Schwerpunkte in den Sprachen, den MINT-Fächern und die langjährige EDV-Tradition machen die Schule für ihn zu etwas Besonderem. "Der frühere Schulleiter, Peter Schwertschlager, hat eine sehr gut aufgestellte Schule hinterlassen. Diese will ich weiterführen", sagt er.
Ein Fokus werde sicherlich auf der Digitalisierung liegen - nicht zuletzt durch die Weiterentwicklung des Distanzunterrichts. Auch am Anna-Gymnasium musste er bereits in den vergangenen Wochen angewendet werden, nachdem Schüler und Lehrer in Quarantäne geschickt werden mussten. "Das war kein einfacher Anfang, aber es hat alles gut geklappt", sagt Mayr.
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