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Augsburg: Wie Corona den Bedürftigen in Augsburg zusetzt

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Wie Corona den Bedürftigen in Augsburg zusetzt

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    Die Augsburger Tafel musste ihren Betrieb wegen der Corona-Problematik umorganisieren.
    Die Augsburger Tafel musste ihren Betrieb wegen der Corona-Problematik umorganisieren. Foto: Annette Zoepf

    Weit mehr als 100 Tafeln in Deutschland haben ihren Betrieb wegen der Ausbreitung des Coronavirus bereits eingestellt. Die Leidtragenden sind arme Menschen, denen in ohnehin schweren Zeiten eine wichtige Stütze wegbricht. Auch bei der Tafel Augsburg, die rund 4000 Bedürftige in sechs Ausgabestellen versorgt, gab es jetzt eine Krisensitzung. „Wir haben drei Stunden lang über alle möglichen Szenarien diskutiert, bis hin zur sofortigen Schließung. Dann haben wir uns entschieden, vorerst noch weiterzumachen, allerdings in einem veränderten Modus“, sagt Fritz Schmidt, Vorsitzender des Trägervereins.

    In der Praxis sieht das so aus: Die Klienten kommen nach wie vor an ihrem festen Tag zu ihrer jeweiligen Ausgabestelle. Dort gehen sie allerdings nicht mehr in den geschlossenen Ausgaberaum, um sich mithilfe der ehrenamtlichen Mitarbeiter ihre Waren zusammenzustellen. Anstatt dessen erhalten sie vor der Tür beziehungsweise im Hof eine bereits vorgepackte Tüte mit gemischten Waren. „Wir verzichten dafür auf den sonst üblichen Kostenbeitrag von zwei Euro“, sagt der Vorsitzende.

    Corona: Augsburger Tafel sucht Helfer

    Schmidt wagt keine Prognose, wie lange die Augsburger Tafel ihren Betrieb in dieser Form aufrechterhalten kann. Dies hänge nicht nur vom Warennachschub ab – aktuell seien noch Vorräte vorhanden. „Es geht uns auch um den Schutz unserer Mitarbeiter, von denen viele aufgrund ihres Alters zur Risikogruppe im Fall einer Ansteckung mit dem Virus zählen.“ Aus diesem Grund ist der Wunsch nach jüngeren Helfern stärker denn je. Potenzielle Interessenten können sich unter Telefon 0821/313331 oder unter der Mailadresse info@tafel-augsburg.de melden.

    Das Sozialkaufhaus Contact in Haunstetten hat vorerst geschlossen. Damit ist auch das Foodsharing-Angebot nicht zugänglich.
    Das Sozialkaufhaus Contact in Haunstetten hat vorerst geschlossen. Damit ist auch das Foodsharing-Angebot nicht zugänglich. Foto: Silvio Wyszengrad

    Das Sozialkaufhaus Contact sucht derzeit keine Mitarbeiter. Geschäftsführerin Roswitha Kugelmann hat erst vor Kurzem ihr Team aufgestockt. Insgesamt 120 Voll- und Teilzeitkräfte sowie Mini-Jobber sind in der Haunstetter Einrichtung im Innen- und Außendienst tätig – und bis auf wenige Ausnahmen vorerst bis Ende des Monats ohne Beschäftigung. „Wir müssen für unsere Voll- und Teilzeitkräfte Kurzarbeitergeld beantragen, weil unsere Rücklagen für die Löhne nicht ausreichen“, schildert Kugelmann ihr Problem.

    Geschlossen bleiben ebenfalls die Rot-Kreuz-Lädle in Augsburg. Wie das Rote Kreuz mitteilt, können jedoch Kleiderspenden weiterhin über die an den Läden stehenden Container abgegeben werden.

    Caritas hält Notdienst aufrecht

    Corona zwingt auch die Caritas Augsburg dazu, ihre Dienste herunterzufahren. Betroffen sind davon unter anderem die Tagesstätten für psychisch Kranke und Alkoholkranke sowie das Second-Hand-Kaufhaus Sozialmarkt und das Café Werthmanns in Göggingen. Der Mittagstisch könne wegen der Menschenansammlungen bis auf Weiteres nicht mehr stattfinden, bedauert Caritas-Chef Walter Semsch. „Wir haben aber in den verschiedenen Bereichen einen Notdienst für dringende Fälle.“

    Seit Mai 2009 helfen Caritas, Malteser Hilfsdienst und Kartei der Not alten Menschen mit der Aktion „Augsburg packt’s“. .Bedürftige Senioren, die nicht mehr selbst zu den Ausgabestellen der Tafeln gehen können, erhalten einmal im Monat ein kostenfreies Lebensmittelpaket ins Haus geliefert. Laut Semsch wird angestrebt, diesen Dienst weiterhin aufrechtzuerhalten, aber aus Sicherheitsgründen auf den persönlichen Kontakt zu verzichten. „Wir legen das Paket vor die Haustüre und klingeln dann.“

    Wärmestube reduziert Öffnungszeiten

    In der Wärmestube, die vor allem für Menschen ohne festen Wohnsitz eine wichtige Anlaufstelle ist, geht der Betrieb ebenfalls in veränderter Form weiter. Die Öffnungszeiten in der Klinkertorstraße wurden um die Hälfte reduziert – es ist nur noch von 9 bis 12 Uhr Publikumsverkehr möglich. Und auch hier gilt: Anstelle des gemeinsamen Essens gibt es nur noch eine Brotzeit zum Verzehr außer Haus. Träger der Wärmestube ist der Sozialverband SKM. Er betreut gemeinsam mit der Drogenhilfe Schwaben das Angebot „Betreff“ am Oberhauser Bahnhof für Suchtkranke. Auch hier ist der Cafébetrieb bis auf Weiteres eingestellt. „Wir sind gehalten, den Kontakt zu unseren Klienten zu minimieren“, sagt Uwe Schmidt von der Drogenhilfe. Weiterhin möglich seien Einzelberatungen. „Auch unsere Notschlafstelle bleibt noch geöffnet.“

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