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Augsburg: Wie Augsburger Food-Startups mit kreativen Ideen in der Krise punkten

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Wie Augsburger Food-Startups mit kreativen Ideen in der Krise punkten

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    Die drei Gründer des Augsburger Start-ups Seses, Chris Schultheiß, Till Sprackties und Florian Schuster (von links), wollen mit Fruchtreduktionen die deutsche Gastro-Szene erobern.
    Die drei Gründer des Augsburger Start-ups Seses, Chris Schultheiß, Till Sprackties und Florian Schuster (von links), wollen mit Fruchtreduktionen die deutsche Gastro-Szene erobern. Foto: AtlasVKL

    Die Gründer des Augsburger Start-ups Seses, Till Sprackties, Florian Schuster und Chris Schultheiß, stehen derzeit nicht für ein persönliches Gespräch zur Verfügung. Ein Austausch klappt nur via Videoschalte. Schuld ist Corona - und das ist nicht negativ gemeint. Weil die Fallzahlen sinken, darf die Gastro wieder öffnen - und Lokale sind Kundschaft von Seses. Also gibt es Arbeit. Seses wurde erst im Herbst vergangenen Jahres gegründet, und doch ist die Firma schon auf Erfolgskurs. Die Pandemie hat die Entwicklung beflügelt, auch anderen Unternehmen geht es so.

    Seses stellt Fruchtreduktionen her, eine Mischung aus Fruchtsaft, Sirup und Fruchtpüree, aus denen sich Cocktails mixen lassen und die sie nun den wieder geöffneten Gastronomiebetrieben und Bars anbieten. Erste namhafte Betriebe wie das Fünf-Sterne-Superior-Hotel Charles in München haben die Produkte in ihr Sortiment aufgenommen. "Unsere

    Augsburger wollen mit Fruchtreduktion die Gastroszene erobern

    Dass ihr Konzept gut ankommen wird, davon sind die drei Gründer überzeugt. Auch deshalb, weil sie ihre Fruchtreduktionen bereits selbst einige Jahre als Barkeeper in Augsburg erfolgreich getestet haben. Damals stellten sie diese noch in kleinem Stil in der eigenen Küche her. Jetzt haben die studierten Juristen und Betriebswirtschaftler eine Produktionsstätte in der

    Sebastian Panzer profitiert mit seinem Unternehmen Craftsman Foods von der Corona-Krise.
    Sebastian Panzer profitiert mit seinem Unternehmen Craftsman Foods von der Corona-Krise. Foto: Ulrich Wagner

    Auch für Sebastian Panzer geht es seit Gründung seines Unternehmens Craftsman Food vor rund zwei Jahren stetig bergauf. Panzer stellt Beef Jerky, also Trockenfleisch aus mariniertem oder gesalzenem, in dünne Streifen geschnittenem Rindfleisch, her. Produziert wird es in der Nähe von Schwabmünchen. Zuletzt hat er seinen Umsatz verdreifacht – auch dank der Corona-Pandemie. "Die Krise hat die Zahl der Online-Bestellungen noch einmal enorm nach oben getrieben", so Panzer.

    Weil man mittlerweile auch nicht mehr nur für das eigene Unternehmen produziert, sondern auch im Auftrag anderer, sei man mit einer Menge von einigen Tonnen Beef Jerky pro Monat schon nahezu an der Kapazitätsgrenze angekommen. Bis aus Afrika erreichen Panzer Anfragen für die Produktion, seine eigenen Waren liefert er unter anderem per Feldpost an deutsche Bundeswehrsoldaten nach Afghanistan oder Mali.

    Essen für die Mittagspause kommt aus dem intelligenten Kühlschrank

    Kein eigenes Produkt, dafür aber seine Idee will der Augsburger Geschäftsmann Michael Kimmich demnächst umsetzen. Sein Start-up, das er mit Partner Kai Pape gegründet hat, nennt sich Infuze. Die beiden sind Eigentümer einer Technologie, mit der smarte Kühlschränke und Smart Shops betrieben werden können.

    Michael Kimmich will Augsburger Firmen mit smarten Kühlschränken ausstatten.
    Michael Kimmich will Augsburger Firmen mit smarten Kühlschränken ausstatten. Foto: Peter Fastl

    Diese Technologie verkaufen sie an Unternehmen oder Start-ups wie Take4Break. Bei Take4Break ist Kimmich als Business Angel aktiv, also als eine Art Berater und Investor. Dieses Start-up will in Augsburger Firmen Kühlschränke mit smarter Technologie aufstellen und diese mit gesundem, in Augsburg oder der Region gekochtem Essen bestücken.

    Mitarbeiter können sich dieses Essen für die Mittagspause aus dem Kühlschrank nehmen und erwärmen. Die Abrechnung erfolgt dank intelligenter Technik im Kühlschrank beispielsweise über die Gehaltsabrechnung. Auch die Nachbestellung der Speisen funktioniert automatisch. "Mit dem Umwelttechnologischen Gründerzentrum arbeiten wir bereits zusammen, mit weiteren Unternehmen stehen wir in Kontakt", so Kimmich.

    Dazu soll auf Basis der intelligenten Kühlschrank-Technologie noch eine zweite Idee umgesetzt werden: ein Hofladen, der 24 Stunden geöffnet hat. Hierfür stellt Infuze Container samt Regalen und intelligentem Abrechnungssystem zur Miete oder zum Kauf zur Verfügung. Landwirte können in diesen Containern ihre Waren wie Milch, Eier, Obst oder Gemüse deponieren, die der Kunde dank App, über die er sich anmeldet, theoretisch rund um die Uhr abholen und digital bezahlen kann. Nach den Pfingstferien sollen erste Gespräche mit Interessenten geführt werden - auch im Kreis Friedrichshafen am Bodensee.

    Getränkehersteller Ocha Ocha kämpft ums Überleben

    Nicht so gut lief es während der Pandemie im Team des Start-ups Ocha Ocha. Laut Sprecher Denny Sachs ist Ocha Ocha die erste Getränkemarke Deutschlands, die ausschließlich zuckerfreie und komplett ungesüßte Getränke herstellt.

    Das Augsburger Start-up Ocha Ocha stellt ungesüßte Tees her. Gründer Christopher Gogolin (links) und Pressesprecher Denny Sachs (rechts)
    Das Augsburger Start-up Ocha Ocha stellt ungesüßte Tees her. Gründer Christopher Gogolin (links) und Pressesprecher Denny Sachs (rechts) Foto: Ocha Ocha

    Geplant war, diese an Festivals, Caterer oder Mensen der Universitäten zu liefern. Wegen des Lockdowns fielen diese Optionen aus. Rund 300.000 Euro an kalkuliertem Umsatz brachen weg. "Für ein kleines Unternehmen ist das schon eine Hausnummer." Auch Geschäftspartner hätten sich überraschend zurückgezogen. Mit einer groß angelegten Crowdfunding-Kampagne (Schwarmfinanzierung) auf der Internetplattform Startnext versucht Ocha Ocha nun, neues Kapital zu generieren. Gelingt das nicht, sei im Juli vermutlich Schluss.

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