Die Wege entlang der renaturierten Wertach in Pfersee sind eine beliebte Spazierstrecke. Auch die "Spaziergänger" von Elisabeth Mack hätten an ihrem Standort nahe dem Eisernen Steg noch gerne ein paar Tage verweilt. Doch Vandalen haben die aus Schwemmhölzern gefertigten Figuren aus ihrer Ziegelsteinhalterung gerissen und ins Gebüsch geworfen. Auch der Versuch, die Installation an einem anderen Ort auferstehen zu lassen, scheiterte. Nur die Ziegel sind stehen geblieben - quasi als Mahnmal.
Zur Halbzeit des Kunstprojekts "Wertart" ist die Stimmung bei den Veranstalterinnen getrübt. Zerstörungswütige haben einige Werke erheblich beschädigt, andere umgeworfen oder einiger Requisiten beraubt. "Wir wussten, dass wir an diesem Ort das Risiko von Vandalismus haben", sagt Monika Wex. Schließlich seien die häufig aus Naturmaterialien geschaffenen Installationen rund um die Uhr zugänglich und anders als im Museum unbewacht.
Kunstprojekt "Wertart" ist ein Kind der Corona-Pandemie
Die "Wertart" ist, wenn man so will, ein Kind der Corona-Pandemie. Monika Wex und Lisa Glocker riefen das Projekt im vergangenen Jahr ins Leben. Ihre Idee war, den Menschen einen Anlass zum Rausgehen zu geben und sie abzulenken. Die zwei Frauen suchten Künstler und Künstlerinnen, die sich gerne in der Natur verwirklichen wollten. In diesem Herbst sind 13 kreative Frauen und Männer mit von der Partie.
Ihre 20 Werke, die teils am Boden stehen und teils in und an Bäumen zu finden sind, ermöglichen Kunstgenuss unter freiem Himmel entlang der insgesamt rund 1,5 Kilometer langen Strecke zwischen Eisernem Steg und Gollwitzer Steg an beiden Seiten der Wertach.
Erste Zerstörungen bereits vor der Vernissage an der Wertach
Das sehen aber offenbar nicht alle Vorbeigehenden so. Auch die Installation "Tech Noir", mit der Matthias Teply auf die Situation der Jugendlichen während Corona aufmerksam machen wollte, ist stark beschädigt. Die Folie, mit der das Werk an dem dauerhaft vorhandenen Pavillon umhüllt wurde, ist eingerissen und wohl auch angezündet worden. Der Glitzervorhang war bereits vor der Vernissage verschwunden. Eigentlich sollte auch der Boden nicht blitzeblank sein, sondern mit Pizzakartons, Zigarettenkippen und Getränkedosen vermüllt.
Die Veranstalterinnen vermuten, dass hier die städtischen Straßenreiniger ihrer Pflicht nachgekommen sind und den Hinweis, das Arrangement zu belassen, übersehen haben. "So sauber, wie das hier hinterlassen wurde, kann dies nicht das Werk von Vandalen sein", versucht Koordinatorin Margot Kloos der Säuberungsaktion etwas Positives abzugewinnen. Auch Elisabeth Mack hat sich mit ihren zerstörten Spaziergängern arrangiert. "Ich bin versöhnt, weil ich sehe, dass die Wirkung weitergeht", sagt die Ordensschwester.
Das Kunstprojekt "Wertart" läuft noch bis einschließlich Sonntag, 10. Oktober. Eine Verlängerung sei nicht möglich, da die Genehmigungen der Stadt und des Wasserwirtschaftsamtes befristet seien, heißt es. Bis zum Finale wollen die Kunstschaffenden ein besonderes Auge auf ihre Installationen haben und kleine Defekte notfalls vor Ort reparieren. Die Lust an der Kreativität ist ihnen nicht vergangen. Aller Voraussicht nach werde es im kommenden Jahr eine weitere Auflage von "Wertart" geben, kündigt Margot Kloos an. Und auch die Pferseer Kunstmeile, bei der die Geschäfte entlang der Augsburger Straße zu einer großen Galerie werden, ist nach der Corona-Pause 2022 wieder vorgesehen.