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Augsburg: Weniger Stände, mehr Gastronomen: Der Stadtmarkt kämpft

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Weniger Stände, mehr Gastronomen: Der Stadtmarkt kämpft

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    Stadtmarkt-Kunden müssen sich auf einen großen Wandel einstellen: Die Zahl der klassischen Stände hat zuletzt abgenommen, dafür kamen immer mehr Gastronomen. Die Stadt versucht, dieser Entwicklung entgegenzuwirken – mit unterschiedlich großem Erfolg.
    Stadtmarkt-Kunden müssen sich auf einen großen Wandel einstellen: Die Zahl der klassischen Stände hat zuletzt abgenommen, dafür kamen immer mehr Gastronomen. Die Stadt versucht, dieser Entwicklung entgegenzuwirken – mit unterschiedlich großem Erfolg. Foto: Annette Zoepf

    Ein Samstagvormittag auf dem Stadtmarkt. Wer hierher kommt, möchte fürs Wochenende einkaufen, Bekannte treffen, einen Kaffee trinken oder ein Glas Prosecco. Der

    Frei gewordene Stände und Geschäfte lassen sich nur schwer wieder vergeben. Inzwischen ist die Suche nach Beschickern so schwierig geworden, dass die Stadt Zugeständnisse macht, sagt Peter Uhl vom Förderverein Stadtmarkt. Manchmal werde dabei das Konzept aufgeweicht: Für den vordersten Stand in der Obstgasse bekam kürzlich ein Händler den Zuschlag, der Saft ausschenkt. Dass er auch heiße Getränke anbieten darf, billigte ihm die Stadt zu, obwohl dies nicht vorgesehen wäre. Überhaupt hätten die Verantwortlichen dort lieber ein Obstgeschäft gesehen. Es fand sich kein Betreiber.

    Für das Fischgeschäft Schöppler, das Ende Januar geschlossen hat, gibt es ebenfalls noch keinen Nachfolger. Im Gespräch ist unter anderem ein veganes Restaurant. Käme es so, würde eine weitere Veränderung bekräftigt: Statt klassischer Marktstände haben zuletzt zunehmend Imbisse eröffnet. „Das Verhältnis stimmt nicht mehr“, klagt Uhl. Allein in der Fleischhalle, wo es in den vergangenen Jahren einen regen Wechsel gab, sind von 15 Metzgereien nur noch drei übrig.

    Der Branchenmix sei entscheidend

    Diese Entwicklung hin zur Gastronomie wollen weder Uhl noch Wirtschaftsreferentin Eva Weber. Der Branchenmix sei entscheidend, bekräftigen sie. Doch die Händler schenken den Ankündigungen keinen Glauben: „Es wurde schon oft versichert, dass im Außenbereich keine weiteren

    Neue Geschäfte haben es auf dem Stadtmarkt ohnehin schwer, sagt Imam Enver, Besitzer des Feinkost-Geschäfts „Kreta“. Er ist seit 34 Jahren in der Viktualienhalle und weiß: „Die Kunden wollen gut beraten werden und ihrem Verkäufer vertrauen. Deshalb sind sie neuen Läden gegenüber oft skeptisch.“

    Wenn ein Traditionsunternehmen wie das Fischgeschäft Schöppler auf dem Stadtmarkt schließt, sei dies immer schade. Doch diese Entwicklung wird nur schwer aufzuhalten sein, glaubt Blumenhändlerin Christine Hornung. „Der Stadtmarkt wird sich in den nächsten Jahren ziemlich verändern. Marktstände machen einfach zu viel Arbeit.“

    In der Fleischhalle sprechen die Beschicker von einer „düsteren Zukunft“. Viele Geschäfte schließen, neue halten sich oft nicht lange. An gestiegenen Kosten liegt das nicht: Die Miete für einen Quadratmeter liegt seit Jahren bei 24,70 Euro pro Monat.

    "Es werden einfach immer weniger Kunden"

    Damian Gawlitza, der seit 14 Jahren oberschlesische Spezialitäten auf dem Markt verkauft, hat eine andere Erklärung: „Es werden einfach immer weniger Kunden.“ Die Leute kämen nur, um mittags eine Kleinigkeit zu essen, zum Einkaufen aber kaum noch. Man könne sich nur durch Stammgäste halten.

    Auf Stammgäste sind alle Geschäfte angewiesen, was auch daran liege, dass sich die Stadt nicht bemühe, den Markt zu bewerben und neue Kunden zu gewinnen, sagt Sylvia Hartlehnert von „Irenas Spezialitäten“: Wenn man den Stadtmarkt nicht kenne, käme man gar nicht dorthin. „Es fängt ja schon damit an, dass die Eingänge nicht richtig gekennzeichnet sind.“ Werbemaßnahmen, sagt Hartlehnert, seien überfällig.

    Hinzu kommt, dass das Areal in die Jahre gekommen ist: Putz blättert von der Decke in der Viktualienhalle, das Pflaster der Bäckergasse ist mehrfach geflickt. Die Händler wünschen sich längst eine Sanierung. Offenbar soll nun gehandelt werden: Stadtverwaltung und Förderverein stehen in Gesprächen für Werbe- und Baumaßnahmen. Sie wollen Geld aus dem Wirtschaftsreferat einsetzen, sagt Eva Weber.

    Dort gebe es einen Fördertopf für Stadtteilinitiativen. Weber sieht dringenden Handlungsbedarf. Dies gilt auch für die Marktgaststätte, die sich seit Mitte der 1950er kaum verändert hat.

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