Die Bevölkerungsentwicklung in Augsburg wird wohl auch im Jahr 2021 coronabedingt stagnieren und sogar mit einem leichten Minus abschließen. Zum September diesen Jahres lag die Zahl der Augsburger und Augsburgerinnen (Erst- und Zweitwohnsitz) bei 298.103. Das ist ein Rückgang um etwa 180 im Vergleich zum September des Vorjahres. Zwar ist im Oktober mit dem Beginn der Studiensemester in der Regel noch mit einem gewissen Zuzug zu rechnen, doch der dürfte allenfalls dafür sorgen, das Vorjahresniveau von 299.021 Einwohnern und Einwohnerinnen vom Dezember zu halten. Dabei sah es vor einiger Zeit noch ganz anders aus.
In den vergangenen Jahren hatte die Stadt einen steilen Zuwachs bei der Einwohnerzahl zu verzeichnen gehabt. Getrieben wurde das Wachstum vor allem durch hohen Zuzug von außen - aus Deutschland, aber auch aus dem EU-Ausland, vor allem aus Südosteuropa. Für Augsburg als Wirtschaftsraum war das erfreulich - gleichzeitig verschärfte das Bevölkerungswachstum von zeitweise bis zu 5000 Menschen pro Jahr den Wohnungsmangel und die Versorgungslage bei Kita-Plätzen.
Die Einwohnerzahl in Augsburg lag kurz über 300.000
Zwar war zuletzt schon absehbar, dass das Wachstum abflaute, durch die Pandemie kam es aber im Gegensatz zu den Vor-Corona-Prognosen komplett zum Erliegen und kehrte sich sogar in eine minimale Schrumpfung um. Die Marke von 300.000 Einwohnern und Einwohnerinnen wurde rechnerisch nur kurz für wenige Tage im November 2019 geknackt - seitdem liegt Augsburg immer unter den 300.000.
Besonders deutlich eingebrochen ist die Zuwanderung aus dem Ausland. Kamen im Jahr 2016 noch gut 8000 Neu-Augsburger und -Augsburgerinnen aus dem Ausland (bei gleichzeitig etwa 5500 Wegzügen ins Ausland), gingen die Werte im Corona-Jahr 2020 deutlich nach unten (5200 Zuzüge zu 4600 Wegzügen). Im ersten Halbjahr 2021 ging die Wanderungstätigkeit noch weiter nach unten. Zu- und Wegzüge aus und nach Deutschland sind hingegen seit Jahren weitgehend stabil, wobei sich zuletzt weniger Zuzüge und mehr Wegzüge abzeichneten.
Kein Geburtenboom, aber auch keine Abnahme
Dass die Corona-Lockdowns einen Geburtenboom ausgelöst haben könnten, wie mitunter vermutet wurde, lässt sich anhand der Augsburger Zahlen fürs erste Halbjahr 2021 nicht belegen. Die Zahl der neugeborenen Augsburger Neubürger und -bürgerinnen liegt seit Jahren konstant bei gut 3000 pro Jahr (die Zahl der in Augsburg geborenen Kinder ist höher, weil in Uniklinik und Josefinum auch Mütter aus dem Umland entbinden). Im ersten Halbjahr 2021 waren 1492 Baby-Augsburger zu verzeichnen, was eine Fortsetzung der Zahlen aus den letzten Jahren bedeuten würde.
Sichtbar ist aber ein anderer Trend, nämlich eine stärkere Hinwendung zum Umland. Während die Zuzugszahlen aus den umliegenden Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg seit Jahren moderat sinken, steigt die Zahl der Wegzüge aus der Stadt ins Umland. Besonders Aichach-Friedberg profitiert davon. Ein Grund dafür könnten die steigenden Immobilienpreise und das knappe Wohnungsangebot in der Stadt sein. Dieser Trend verstärkt sich schon seit Jahren und dürfte - legt man die Halbjahreszahlen zugrunde - 2021 andauern.
Langfristig geht der Freistaat von Wachstum aus
Auch wenn die Zeichen in diesem Jahr auf einer leichten Schrumpfung stehen, geht der Freistaat in einer Prognose davon aus, dass Augsburg weiter wachsen wird. Laut einer im vergangenen Dezember veröffentlichten Prognose könnte Augsburg im Jahr 2039 rund 313.000 Einwohner und Einwohnerinnen (nur Erstwohnsitz) haben. Die Pandemie wird dabei als kurzfristiges Phänomen gesehen, das auf die Dauer keine allzu großen Auswirkungen hat. Augsburg würde im Vergleich zwischen 2019 und 2039 ein Wachstum um 5,6 Prozent hinlegen, die beiden Landkreise lägen in der Größenordnung von sieben Prozent.